Landeseigener Südburgenlandbus: Pendelverkehr aus der pannonischen Kellerstöckl-Idylle in die zweitgrößte Stadt Österreichs, also Graz.

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Der Norden ist mit Bahnlinien gut versorgt. Im Süden sollen Busse die Achsen bilden, in der Fläche werden Sammeltaxis fahren.

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Das Südburgenland ist eine weitgehend verkehrsberuhigte Zone. Vom hochrangigen Straßennetz wird es durch die A2 bei Oberwart gerade einmal gestreift. Nach nur einem Vierteljahrhundert Planung, Prüfung, Beeinspruchung und Evaluierung wird bis 2024 die S7 den Bezirk Jennersdorf mit der Südautobahn verbinden. Ein wenig später soll dann, verspricht die ÖBB, auch die parallel verlaufende steirische Ostbahn elektrifiziert sein, die ja Teil einer transeuropäischen Verkehrsader ist.

Keine Hauptverkehrsader ist die Bahnstrecke über den Wechsel, wo es sich bis 2011 von Oberwart über das steirische Friedberg und das niederösterreichische Wiener Neustadt nach Wien zockeln ließ. Das Land erwarb den burgenländischen Streckenabschnitt. Jetzt verkehren hier wenigstens noch ein paar Güterzüge. Zwischen den Bezirken Jennersdorf und Oberwart liegt der dritte südburgenländische Bezirk, Güssing. Da verkehrt überhaupt nichts. Hier gibt’s weder Auto- noch Eisenbahn. Güssing ist der einzige Bezirk Österreichs ohne Bahnhof. Hier ist das Südburgenland gewissermaßen eine Begegnungszone. Eine zwischen Fuchs und Hase.

Landverkehr

Wie man in so einer Region einen öffentlichen Verkehr organisiert, ist verständlicherweise ein stets heiß debattiertes Thema der Landespolitik. Immerhin geht es hier auch oder vor allem um die Frage der Abwanderung. Privat betriebene Schnellbusse pendeln seit langem immerhin nach Wien. Rund 100 Minuten dauert es bei flüssigem Verkehr von Oberwart bis in die Bundeshauptstadt.

Seit heuer tritt zusätzlich das Land direkt als Betreiber auf. Diese Verkehrsbetriebe Burgenland (VBB) bedienen seit Jänner die Grazpendler mit drei Linien. Ab September wird eine vierte dazukommen. Und der Fahrplan werde, so hat es der zuständige Landesrat Heinrich Dorner (SPÖ) unlängst versprochen, deutlich erweitert. Schon um 5.15 Uhr werden dann die ersten Südburgenländer in der steirischen Hauptstadt sein können.

Gegenrichtung

Sozusagen im Umdrehen werden die Busse auch die Gegenpendler bedienen. Immerhin gibt’s im Burgenland spezielle Schulen: die auf Pferdewirtschaft spezialisierte landwirtschaftliche Fachschule in Güssing etwa, die Krankenpflegeschule in Oberwart, die HTL in Pinkafeld.

Statt bisher sechs sollen dann acht Buspaare Graz anfahren, zum Teil auch mit neuen, größeren 50-Sitzern. Der Bedarf, ist Dorner überzeugt, sei da.

Gemeindeverband

Die schnelle Busverbindung in die zwei größten Städte Österreichs – zu der sich alsbald eine innerburgenländische Busverbindung nach Eisenstadt gesellen soll – löst die Verkehrsproblematik im ruralsten Teil Österreichs nur zum Teil. Den Rest, auch den Zubringerdienst zu den Buslinien, soll ein flächendeckendes Ruf- und Sammeltaxisystem leisten, der sogenannte Mikro-ÖV. Da und dort – im oberen Strem- und Pinkatal etwa – gibt es so etwas bereits. Dort haben sich Bildein, Eberau, Moschendorf, Strem und Güssing mit ihren insgesamt 15 Ortsteilen und 7500 Einwohnern zum "Mein Güssing-Taxi" zusammengeschlossen. Eine Fahrt kostet 3,50, die Jahreskarte 135 Euro.

Taxiförderung

"Ab Juli 2022 soll so ein System nach und nach aufs ganze Südburgenland ausgerollt werden", sagt Dorner. Die Kosten der Gemeinden werden mit bis zu 50 Prozent gefördert. "Das Land zahlt bei jedem öffentlichen Nahverkehr dazu. Warum nicht auch bei solchen, für den ländlichen Raum maßgeschneiderten Lösungen?"

ÖVP und Grüne finden durchaus lobende Worte für das Konzept der roten Landesregierung. Oberwarts VP-Bürgermeister Georg Rosner kritisiert allerdings, "dass man weiter auf Verstaatlichung setzt und die privaten Betreiber im Stich lässt". Ähnlich sieht es Wolfgang Spitzmüller, grüner Landtagsabgeordneter aus Oberwart und damit häufiger Eisenstadt-Buspendler: "Wir haben im Land hervorragende Verkehrsunternehmen mit langjährigem Know-how. Es ist nicht nachvollziehbar, warum die Landesregierung die Linien nach Graz selbst betreibt."

Etatismus

Nun ja, das ist das Credo des Hans Peter Doskozil: möglichst viel in öffentlicher Hand. Heinrich Dorner sieht, dieser etatistischen Linie der SPÖ-Alleinregierung folgend, dass die Gründung der Verkehrsbetriebe Burgenland GmbH "sich bewährt hat, die Fahrpläne können zum Beispiel leichter angepasst werden, wir können flexibler reagieren".

Südburgenlandbus