Vor allem älteren Menschen setzt die enorme und anhaltende Hitze körperlich zu.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Wien – In der zweiten Juni-Hälfte lag die Zahl der Sterbefälle in Österreich laut vorläufigen Daten von Statistik Austria auf etwas erhöhtem Niveau. Das dürfte in Zusammenhang mit der ersten großen Hitzewelle des Jahres stehen. Zwischen 16. und 29. Juni registrierte die ZAMG fast flächendeckend im ganzen Land sehr hohe Temperaturen, die teilweise sogar bis zu zehn Grad über dem langjährigen Durchschnitt des Bezugszeitraums von 1981 bis 2010 lagen.

Von 21. bis 27. Juni starben 1.648 Personen in Österreich. Damit lag die Zahl um 15,1 Prozent über dem Durchschnittswert der 25. Kalenderwoche der fünf vorherigen Jahre 2016 bis 2020. In den drei darauffolgenden Kalenderwochen betrug die Zahl der wöchentlichen Sterbefälle jeweils wieder unter 1.500 und war somit deutlich näher am Durchschnitt der letzten fünf Jahre. In der 27. Kalenderwoche 2021 (von 5. bis 11. Juli 2021) fiel die Zahl der Sterbefälle mit 1.445 sogar geringfügig niedriger aus als im Fünfjahresdurchschnitt (1.449).

Internationales Forscherteam warnt

Vor Extremwetterereignissen wie anhaltenden Hitzephasen oder Starkregenereignissen warnte unterdessen erneut ein internationales Forscherteam. Ungefähr zwei Dritteln des Festlandes stehe wegen des Klimawandels ein nasseres und zugleich schwankenderes Klima bevor. Der Unterschied zwischen extrem trockenem und extrem nassem Wetter werde dort somit größer. Ein Drittel der Landfläche werde dagegen trockener, heißt es in der Studie, die im Fachjournal "Science Advances" veröffentlicht wurde.

Der Anstieg von extremen Niederschlagsereignissen stelle eine zusätzliche Bedrohung für die Infrastruktur und für die Gesellschaft allgemein dar. Die Erderwärmung mache das Klima vor allem unausgeglichener – "extremer sowohl in den nassen als auch in den trockenen Zuständen", schreiben die Autoren um Wenxia Zhang von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking.

Stärkere Regenfälle und trockenere Zeiten

"Der Wasserkreislauf intensiviert sich mit der Klimaerwärmung, wobei der Niederschlag im globalen Mittel pro Grad Temperaturerhöhung um ein bis drei Prozent steigt", schreiben die Autoren mit Verweis auf frühere Studien. Doch das geschehe keineswegs gleichmäßig. Extreme Niederschläge könnten noch stärker zunehmen, wenn in den Regionen genügend Wasser in der Atmosphäre vorhanden sei. Denn der mögliche Wassergehalt in der Atmosphäre könne nach einer lange bekannten Gleichung pro Grad um sechs bis sieben Prozent zunehmen, weshalb dann auch mehr Regen möglich sei.

Feuchte Regionen werden den Autoren zufolge vor allem variabler, das heißt, es gibt unter anderem mehr starke Niederschläge. Das gelte etwa für die Region des indischen Monsuns.

Etwa ein Drittel der Landfläche werde trockener, jedoch nicht alle Regionen in gleicher Weise. Zu den trockener werdenden Gebieten mit zugleich mehr Wetterschwankungen zählen die Autoren unter anderem Südwesteuropa und das südliche Afrika. Dort steige das Risiko für Dürren und knappe Wasserressourcen. In der ebenfalls trockener werdenden Mittelmeerregion und dem Amazonasgebiet werde der Wasserkreislauf immer schwächer mit immer geringeren und weniger variablen Niederschlägen. Diese Einschätzungen seien wichtig, damit sich Landwirtschaft und Wassermanagement darauf einstellen könnten.

Jetstream wird schwächer

Eine Rolle bei den Witterungsextremen spielten Veränderungen im sogenannten Jetstream, sagte der Hydrologe Fred Hattermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Dieser funktioniere wie ein Motor, der in der oberen Atmosphäre die Hoch- und Tiefdruckgebiete über Europa hinwegbewegt. Angetrieben werde er durch den Temperaturunterschied zwischen Äquator und Arktis.

"Der Motor wird aber schwächer, weil sich die Arktis wegen des Klimawandels stärker erwärmt als der Äquator", so Hattermann. Das könne etwa zu länger anhaltenden Wetterlagen in einem Gebiet führen. "Ein lang anhaltendes Wetter mit viel Niederschlägen führt dann zu Hochwassern, ein lang anhaltendes Wetter ohne Regen zu Trockenheit und Dürren." Die Gefahr habe zuletzt etwa die Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen verdeutlicht.

Die Studie zeige, dass man sich in der Betrachtung nicht allein auf Mittelwerte konzentrieren könne, sagte Hattermanns PIK-Kollege, der Meteorologe Peter Hoffmann. Wichtig sei demnach, zu schauen, wie sich Werte zusammensetzen. "Das macht die Wahl richtiger Schutzmaßnahmen so kompliziert, weil man seltener den mittleren Verlauf erwarten kann, sondern eher die Extreme." (APA, 29.7.2021)