Ex-Neos-Chef Matthias Strolz berät das Bildungsministerium von Heinz Faßmann (ÖVP). Die türkise Führungsriege hat Strolz zuletzt immer wieder attackiert.

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Der frühere Neos-Chef Matthias Strolz berät seit April das türkis geführte Bildungsministerium von Heinz Faßmann. Das geht aus einer Antwort von Faßmann auf eine parlamentarische Anfrage des FPÖ-Abgeordneten Christian Lausch hervor. In einer Aufstellung sämtlicher externer Berateraufträge des Ministeriums findet sich der Name des Neos-Gründungsmitglieds nebst zahlreichen Consulting-Agenturen. Der Vertrag mit Strolz läuft bis November, die Vertragssumme beträgt 48.000 Euro.

Kommunikationskonzept und Strategie

Der Auftragsinhalt wird in Faßmanns Auskunft schlagwortartig umrissen. Demnach ist Strolz für die "Strategiebegleitung beim Pädagogikpaket" samt "Kommunikationskonzept" und "Umsetzungsbegleitung" geholt worden.

Strolz, der ab 2013 pinker Klubobmann war, hatte sich im Mai 2018 überraschend von seinen politischen Funktionen zurückgezogen und den Vorsitz an Beate Meinl-Reisinger übergeben. Vor seiner Zeit bei den Neos war der Vorarlberger lange im Umfeld der ÖVP tätig, etwa als parlamentarischer Mitarbeiter. Als Rhetoriktrainer hatte er einst auch Sebastian Kurz in dessen Jugendtagen bei der Jungen Volkspartei (JVP) gecoacht. Nach seinem Ausscheiden aus der Politik schrieb Strolz mehrere Bücher mit Tipps zur Lebensführung, zudem hält er Workshops zu Themen wie "Self-Leadership: So werde ich vom Spielball zum Spielmacher".

Kritik an Kurz, Blumen für Faßmann

Während er auf dem Balkan liberale Bewegungen und in Deutschland einzelne Abgeordnete beriet, habe er sich für die österreichische Politik nach seinem Rücktritt eine zweijährige "Cooling-off-Phase" verordnet, sagt Strolz im Gespräch mit dem STANDARD. Das Engagement im Bildungsministerium sei nun der erste und bisher einzige Auftrag der heimischen Regierung. Dabei war Strolz zuletzt immer wieder mit heftiger Kritik an der ÖVP und Kanzler Kurz aufgefallen. Zu den Öbag-Chats meinte er etwa: "Hier wird Politik aus rein kompensatorischen Ego-Motiven betrieben. Es sind politisch Halbstarke, einer Regierung unwürdig."

Warum also nun die Arbeit für ein ÖVP-Ressort? "Ich halte Minister Faßmann für hochinteger und das Pädagogikpaket für sehr sinnvoll. Bildung ist mein Herzensanliegen, und die neuen Lehrpläne haben das Potenzial für einen mächtigen Sprung nach vorn." Daher habe er zugesagt, als Faßmann auf ihn zugekommen sei. Im Detail will Strolz die türkis-grüne Bildungspolitik nicht kommentieren: "Ich bin als systemisch-integraler Organisationsentwickler an Bord und nicht als Politiker." (Theo Anders, 29.7. 2021)