Überschwemmungen (im Bild die ostchinesische Stadt Yangzhou) dürften künftig häufiger werden.

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Starkregen und Überschwemmungen haben in den vergangenen Wochen nicht nur in Europa für Tote und enorme Schäden gesorgt. Wetterereignisse wie diese sind kamen zwar auch in der Vergangenheit vor, künftig aber werden sie häufiger werden, wie Klimaforscher bereits mehrfach gewarnt haben. Nun hat ein internationales Forscherteam in einer Studie frühere Arbeiten mit aktuellen Daten untermauert: Ungefähr zwei Dritteln des Festlandes stehe ein nasseres und zugleich unsteteres Klima bevor, wie die Wissenschafter im Fachjournal "Science Advances" berichten.

Der Anstieg von extremen Niederschlagsereignissen stelle eine zusätzliche Bedrohung für die Infrastruktur und für die Gesellschaft allgemein dar. Die Erderwärmung mache das Klima vor allem unausgeglichener – "extremer sowohl in den nassen als auch in den trockenen Zuständen", schreiben die Autoren um Wenxia Zhang von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking.

Pro Grad Celsius bis zu sieben Prozent mehr Niederschläge

"Der Wasserkreislauf intensiviert sich mit der Klimaerwärmung, wobei der Niederschlag im globalen Mittel pro Grad Temperaturerhöhung um ein bis drei Prozent steigt", schreiben die Autoren mit Verweis auf frühere Studien. Doch das geschehe keineswegs gleichmäßig. Extreme Niederschläge könnten noch stärker zunehmen, wenn in den Regionen genügend Wasser in der Atmosphäre vorhanden sei.

Der mögliche Wassergehalt in der Atmosphäre könne nach einer lange bekannten Gleichung pro Grad um sechs bis sieben Prozent zunehmen, weshalb dann auch mehr Regen möglich sei. Feuchte Regionen werden den Autoren zufolge vor allem variabler, das heißt, es gibt unter anderem mehr starke Niederschläge. Das gelte etwa für die Region des indischen Monsuns.

Wo es trockener wird

Etwa ein Drittel der Landfläche werde trockener, jedoch nicht alle Regionen in gleicher Weise. Zu den trockener werdenden Gebieten mit zugleich mehr Wetterschwankungen zählen die Autoren unter anderem Südwesteuropa und das südliche Afrika. Dort steige das Risiko für Dürren und knappe Wasserressourcen. In der ebenfalls trockener werdenden Mittelmeerregion und dem Amazonasgebiet werde der Wasserkreislauf immer schwächer mit immer geringeren und weniger variablen Niederschlägen. Diese Einschätzungen seien wichtig, damit sich Landwirtschaft und Wassermanagement darauf einstellen könnten.

Eine Rolle bei den Witterungsextremen spielten Veränderungen im sogenannten Jetstream, sagte der Hydrologe Fred Hattermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Dieser funktioniere wie ein Motor, der in der oberen Atmosphäre die Hoch- und Tiefdruckgebiete über Europa hinwegbewegt. Angetrieben werde er durch den Temperaturunterschied zwischen Äquator und Arktis.

Stabilere Wetterlagen

"Der Motor wird aber schwächer, weil sich die Arktis wegen des Klimawandels stärker erwärmt als der Äquator", so Hattermann. Das könne etwa zu länger anhaltenden Wetterlagen in einem Gebiet führen. "Ein lang anhaltendes Wetter mit viel Niederschlägen führt dann zu Hochwassern, ein lang anhaltendes Wetter ohne Regen zu Trockenheit und Dürren." Die Gefahr habe zuletzt etwa die Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen verdeutlicht.

Die Studie zeige, dass man sich in der Betrachtung nicht allein auf Mittelwerte konzentrieren könne, sagte Hattermanns PIK-Kollege, der Meteorologe Peter Hoffmann. Wichtig sei demnach zu schauen, wie sich Werte zusammensetzen. "Das macht die Wahl richtiger Schutzmaßnahmen so kompliziert, weil man seltener den mittleren Verlauf erwarten kann, sondern eher die Extreme." (red, APA, 1.8.2021)