Maximal 30 Stunden bleiben den Teilnehmern zur Bewältigung der Langdistanz des Großglockner-Ultra-Trails über 110 Kilometer.

Foto: wisthaler.com

2019 betrugen die Siegerzeiten 14:40 (Männer) und 16:03 Stunden (Frauen).

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Lust auf ausgedehntes und strapaziöses Laufen auf großteils hochalpinen Wegen im Nationalpark Hohe Tauern? Kann man machen. Etwa im Rahmen des Großglockner-Ultra-Trails (GGUT) 2021, sofern man sich rechtzeitig angemeldet hat. Innert drei Tagen war die Veranstaltung nämlich ausgebucht. "Das zeigt, dass das Trail-Running in Österreich angekommen ist und die Veranstaltung auf Grund der Einzigartigkeit der Landschaft den Leuten gut gefällt", sagt Veranstalter Hubert Resch.

Rund 1400 Läuferinnen und Läufer (300 standen auf der Warteliste) werden nun von Freitag bis Samstag bei einem der fünf Bewerbe an den Start gehen. Sie konnten aus vier Distanzen wählen: 110 Kilometer (6500 Höhenmeter), 84 (5000), 57 (3500), 35 (1500). Zudem steht ein Teambewerb für zwei Personen über gesamt 110 Kilometer im Angebot. Die Belohnung für die schweißtreibende Angelegenheit: Ein unvergleichliches Panorama: Auf dem Rundkurs zwischen Kaprun und Kals am Großglockner warten 300 Gipfel mit mehr als 3000 Metern, 14 Gletscher und sieben beschauliche Täler darauf, bestaunt zu werden.

Den Berg hoch.
Foto: GGUT/Andi Frank

"Abgesehen von den Topläufern bleiben viele mal stehen, nehmen sich Zeit, schießen Fotos", sagt Resch. Das unterscheide Trailrunning vom herkömmlichen Berglauf. "Die Community ist noch relativ entspannt, was das Wettkampfdenken betrifft. Es gefällt ihnen, dass alles organisiert ist und man auf Zeit herumrennen kann, aber das Gegeneinander und die Zeit stehen nicht so im Mittelpunkt."

Hohe Gewitterneigung

Ein zentraler Punkt der Veranstaltung ist das Wetter. Die aktuelle Prognose bereitet dem Juristen aus Puchberg am Schneeberg durchaus Sorgen. Die Wahrscheinlichkeit von Gewittern – im Hochgebirge alles andere als eine Lappalie – ist hoch. Und da einem im alpinen Gelände weit mehr blühen kann, als zu Berge stehende Haare wegen aufgeladener Luft, verfolgt die Rennleitung etwaig aufziehende Gewitterzellen laufend per meteorologischen Dienstleister UBIMET auf Monitoren, hält mit Wetterfröschen Rücksprache. Drohen am Originalweg witterungsbedingte Komplikationen, können manche höhere Passagen umgangen werden, richtige Ausweichstrecken gibt es aber nicht. "Die Großglocknerhochalpenstraße und der Felbertauerntunnel sind keine Option", sagt Resch.

Ist die Gefahr zu hoch, wird unter- oder gar abgebrochen. Schutzhütten unterwegs bieten im Fall der Fälle Unterschlupf. 70 Bergretter sind über die Strecke verteilt, weitere stehen in Bereitschaft. Resch: "Wir sind vorbereitet, so gut es möglich ist und haben alle Varianten durchdacht und durchgespielt. Das schließe auch konkrete Konzepte mit ein, wie man bei einem Gewitter die Strecke sperrt und räumt. Der suboptimale Termin im Juli mit fast garantierter Gewitteranfälligkeit ergibt sich fast zwangsläufig. Davor sei aufgrund der Schneelage nicht an eine Durchführung zu denken, im August spreche die touristische Hochsaison dagegen. Zudem sei auf andere Veranstaltungen wie den Ironman in Zell am See/Kaprun Ende August Rücksicht zu nehmen und außerdem steige dann ohnehin schon wieder die Wahrscheinlichkeit von Schneefällen, die zu einer Absage führen würden.

Den Berg runter.
Foto: wisthaler.com

Von der Tragödie mit 21 Toten bei einem Ultramarathon im Mai in China konnte man nicht wirklich lernen. "Das war zu weit weg und die Berichte zu oberflächlich, wir konnten keine Detailanalyse machen", sagt Resch. Wichtig sei, dass man sich sehr intensiv mit dem Wetter beschäftigt. "Das machen wir." Man müsse erfahrene Leute und genügend Streckenposten vor Ort haben. "Die haben wir." Und last but not least spielt auch die Ausrüstung eine wichtige Rolle. Eine genau vorgegebene Mindestausrüstung ist Vorschrift und werde auch streng kontrolliert. Vor und auch während des Rennens, damit nicht jemand unterwegs auf die Idee kommt, den Rucksack auszuräumen.

Uneinsichtige

Es komme vor allem mit ambitionierteren Hobbyläufern immer wieder zu Diskussionen, ob zum Beispiel statt einem Langarm- nicht doch auch ein Kurzarmshirt reiche. Vorgeschrieben ist etwa "eine Regenjacke mit 10.000 mm Wassersäule und nicht irgendein Regenhäutl, Haube, Handschuhe, lange Hose, Rettungsdecke und mehr. Es hat sich gezeigt, dass das teils notwendig ist", sagt der 52-Jährige, der auch als Geschäftsführer der Schneebergbahn fungiert und seit rund 30 Jahren Outdoorveranstaltungen plant und durchführt.

Resch beklagt, dass mitunter die Einsicht fehle, wenn man sich im Zweifel für die sicherere Streckenvariante entschieden hat, die Wetterprognose aber danebengegangen ist. Dann könne er sich von Teilnehmern schon auch einmal etwas anhören. Doch im Ernstfall müssen die Leute bei Abbruch auch von den Bergen geholt werden. "Das ist die größte Bauchwehgeschichte", sagte Resch. Ohne die vielen lokalen Partner und Vereine aus der Region wäre die Veranstaltung nicht durchführbar. "Es sind 450 bis 500 Leute helfend im Einsatz.

Den Berg hoch.
Foto: wisthaler.com

Der GGUT wird heuer zum sechsten Mal ausgetragen, jener von 2020 fiel Corona zum Opfer. Die Durchführung einer derartigen Veranstaltung sei auch heuer nicht so einfach, so Resch. Und die Logistik – "oh Gott, ja, ist eine Herausforderung. Wenn man etwas vergessen hat, kann es schwierig werden, weil man von Kaprun mit dem Auto 1,5 Stunden nach Kals fährt." Es gilt die 3-G-Regel, wie in der Gastronomie. "Nur bei den Tests sind wir ein bissl strenger. Ein Test vor Startnummernausgabe darf nicht älter als 12 Stunden sein. Weil der Bewerb ja wirklich lang dauert."

Die Teilnehmer kommen zu je rund 30 Prozent aus Österreich und Deutschland, rund zehn Prozent sind aus den Niederlanden, aus Tschechien und Polen. Und der Rest aus weiteren 40 Nationen. Erstmals wird heuer gegen den Uhrzeigersinn gelaufen. Das sei sicherheitstechnisch von Vorteil, um bei einem Wetterumschwung möglichst wenig Leute in extrem unzugänglichem Gelände zu haben. Das ist eine Lehre der vergangenen Jahre. (Thomas Hirner, 29.7.2021)