Budapest – Der siebenfache Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton wird nicht nachträglich für den Rennunfall vor knapp zwei Wochen bei seinem Heimsieg in Silverstone bestraft. Nach einer Anhörung der Teamverantwortlichen von Red Bull und Mercedes am Donnerstag auf dem Hungaroring in Budapest entschieden die Rennkommissare, es bei der Zehn-Sekunden-Strafe zu belassen, die Hamilton nach seinem Unfall mit Max Verstappen noch während des Rennens bekommen hatte.

Antrag auf Überprüfung abgewiesen

Den Rennkommissaren reichten die von Red Bull vorgelegten angeblichen neuen Beweise nicht aus. Sie seien weder neu noch signifikant und eher erstellt als entdeckt worden, hieß es: "Aus diesem Grund weisen die Stewards den Antrag auf Überprüfung ab." Red Bull hatte sich von der erneuten Betrachtung des Hergangs mehr versprochen. Teamchef Christian Horner hatte mehrfach sein Unverständnis über die seiner Meinung nach zu lasche Strafe für Hamilton geäußert. Verstappen hatte nach der Berührung kurz nach dem Start die Kontrolle über seinen Wagen verloren und war mit enormer Wucht in die Reifenstapel eingeschlagen.

Der Niederländer war danach in einem Krankenhaus noch mal durchgecheckt worden. Der Unfall soll laut Red Bull einen Schaden von 1,5 Millionen Euro verursacht haben. Durch den Sieg bei seinem Heimrennen in Großbritannien und das gleichzeitige Aus von Verstappen hatte Hamilton in der WM-Wertung den Rückstand auf nur noch acht Punkte im Klassement verkürzt. In Ungarn kann er beim letzten Rennen vor der Sommerpause die Gesamtführung zurückerobern.

Kritik an Hamilton bekräftigt

Verstappen hat unterdessen die deutliche Kritik an Hamilton und dem Mercedes-Rennstall für deren Jubel nach dem Sieg von Silverstone bekräftigt. "Das zeigt, wie sie wirklich sind", betonte der 23-jährige Niederländer von Red Bull Racing am Donnerstag. Er wolle so nicht wahrgenommen werden. Während Verstappen nach dem Crash ins Krankenhaus gebracht wurde, hatten Hamilton und die Silberpfeile den Heimerfolg des siebenmaligen Weltmeisters euphorisch bejubelt. "So feiert man so einen Sieg nicht", meinte Verstappen.

Er berichtete auch, dass Hamilton ihn angerufen habe. Details nannte er nicht. Auf die Frage, ob der 36 Jahre alte Formel-1-Dominator der vergangenen Jahre schmutzig gegen ihn fahre, antwortete Verstappen etwas ausweichend: "Er hat es einfach falsch eingeschätzt in der Kurve." Zu dem Rest wolle er sich nicht äußern. Er selbst sieht bei sich keine Schuld an dem Crash. "Ich habe nichts falsch gemacht. Ich bin hart, aber nicht aggressiv gefahren, sonst hätte ich ihn in die Wand gedrückt", sagte Verstappen vor dem Großen Preis von Ungarn auf dem Hungaroring.

Hamilton: "Würde nichts ändern"

Natürlich konterte Hamilton all dem auf der obligatorischen Pressekonferenz vor dem Wochenende. "Ich würde nichts ändern", sagte Hamilton zu seinem Manöver. "Keiner von uns will, dass ein anderer Fahrer verletzt wird", betonte der Brite. Zur Feierkritik meinte er: "Es ist eine Sache, es zu wissen und zu feiern, und eine andere, es nicht zu wissen und zu feiern." Er habe zu dem Zeitpunkt nicht gewusst, dass Verstappen im Krankenhaus sei. Aber es sei auch sein Heimrennen gewesen und ein "monumentaler Moment" für das Mercedes-Team.

Die heftige und mitunter rassistische Kritik an ihm in den sozialen Medien nach dem Sieg, durch den er in der WM auf acht Punkte an Verstappen herankam, sei für ihn nichts Neues, erklärte Hamilton. Er habe aber viel Zuspruch bekommen, auch aus der Formel 1. "Ich habe zum ersten Mal das Gefühl gehabt, dass ich nicht allein bin in diesem Sport", sagte Hamilton.

Der Brite und Sebastian Vettel haben sich in Ungarn klar gegen das umstrittene Gesetz zur Beschränkung der Information über Homo- und Transsexualität ausgesprochen. Hamilton sicherte den vom Anti-LGBTQI-Gesetz Betroffenen seine volle Unterstützung zu. "Es ist inakzeptabel, feige und irreleitend für die Machthaber, ein solches Gesetz vorzuschlagen", schrieb Hamilton auf Instagram.

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Ungarns Premier Viktor Orbán hatte in der vergangenen Woche ein Referendum über das Gesetz, das sich gegen nicht heterosexuelle Menschen richtet, angekündigt. Das Gesetz verbietet unter anderem Werbung, in der Homosexuelle oder Transsexuelle als normaler Teil der Gesellschaft Normalität erscheinen. Dies hatte heftige Kritik von vielen Seiten zur Folge gehabt. Die EU-Kommission etwa sieht es als diskriminierend an und hat Schritte gegen Ungarn eingeleitet.

Vettels Schuhe.
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"Ich fordere die Menschen in Ungarn auf, beim bevorstehenden Referendum abzustimmen, um die Rechte der LGBTQ+-Gemeinschaft zu schützen. Sie brauchen unsere Unterstützung mehr denn je", erklärte F1-Champion Hamilton. "Jeder verdient die Freiheit, er selbst zu sein, egal wen er liebt oder wie er sich identifiziert." Liebe werde immer gewinnen, ergänzte Hamilton, der sich in sozialen Fragen seit Jahren als Meinungsführer engagiert. LGTBQI steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Queers und Intersexuelle.

Der vierfache Weltmeister Vettel meldete sich ebenfalls zu Wort. "Ich finde es peinlich für das Land", sagte Vettel. "Ich kann nicht verstehen, warum sie (die Regierung) Schwierigkeiten haben, zu verstehen, warum jeder frei sein sollte, zu tun, was er will." Im Vorfeld des Rennens trug Vettel weiße Sneaker mit einem Regenbogenmuster. (APA, red, 29.7.2021)