Wohnbauforscher Wolfgang Amann wohnt mit seiner Familie und diversen zur Pflege übernommenen Tieren in einer Mietkaufwohnung im zweiten Wiener Bezirk. Sein Traumhaus steht als Modell im Heimbüro.

"Bei diesem Haus handelt es sich um eine Wohnanlage des Österreichischen Siedlungswerks. Sie wurde 2007 fertiggestellt, und damals sind wir auch eingezogen, meine Frau Nadejda, ich und unser Sohn Sascha, der da gerade fünf Wochen alt war. Die Wohnung liegt ganz oben und hat eine schöne rundum laufende Terrasse.

Wolfgang Amann wohnt mit Sohn Sascha und Gattin Nadejda nahe dem Wiener Nordbahnviertel.
Foto: Lisi Specht

Die Anlage war als besonders kostengünstiger Wohnbau konzipiert, mit dreieckigem Grundriss, so kam man beim Bau mit einem einzigen Baukran aus. Es entstand eine richtig große, sehr dichte Wohnmaschine mit rund 190 Wohnungen, einem Supermarkt sowie Büros und einem Kindergarten im Sockel. Vom Konzept her wirklich durchdacht und gelungen. Was noch dazu eine wirklich gute Idee war: Sämtliche Wohnungen in den Regelgeschoßen haben Pflanztröge unter den Fenstern. Manche Bewohner benutzen die zwar hauptsächlich als Aschenbecher, aber viele haben sie auch tatsächlich bepflanzt. Dadurch entsteht eine durchaus recht grüne Fassade. Ich habe Bauträgern schon oft empfohlen, so etwas öfter zu machen.

Dass sich viele Leute hier ganz offensichtlich sehr wohlfühlen, sieht man im Advent am besten. Aus meiner Sicht gibt es nämlich eine Korrelation zwischen Weihnachtsbeleuchtung und Wohlfühlfaktor. Da leuchtet dann zu Weihnachten das Haus immer wie ein Luster.

Schon vor dem Kauf der Wohnung wurde so einiges verändert.
Foto: Lisi Specht

Lässig ist auch die Diversität: Wir haben mindestens zehn Nationalitäten im Haus. Neben und unter uns leben Menschen mit jedem nur denkbaren Beruf und sonstiger Orientierung. Diese Durchmischung ist wichtig und eine spezielle Art von Urbanität.

Doch zurück zu unserer Wohnung: Zehn Jahre nach dem Einzug konnten wir sie per Kaufoption erwerben. Wir zahlten also die Förderung zurück sowie den geforderten Kaufpreis und sind nun Eigentümer. Verändert haben wir aber schon davor recht viel, weil uns rasch klar war, dass wir hier länger bleiben werden. Wir sind sehr happy hier, denn das ist das Höchste an Wohnqualität, das man sich in der Stadt wünschen kann. Eine zusätzliche Aufwertung passiert durch das nahe Nordbahnviertel, das stetig wächst. Es ist jedes Mal eine Freude, da mit dem Fahrrad durchzufahren.

Die zur Pflege übernommenen Schildkröten fühlen sich auf der Dachterrasse wohl.
Foto: Lisi Specht

Apropos: Viel Freude bereitet uns auch unsere begrünte Terrasse. Anfangs noch nicht, da war sie nämlich noch rundherum mit Steinen belegt und im Sommer unbewohnbar. Ich habe beim Bauträger angefragt, was wir tun können, um sie zu begrünen. Wir haben dann die Steine entfernt, eine Spezialfolie aufgebracht und darauf intensiv begrünt. Jetzt ist sie zu jeder Jahreszeit ein feiner Platz. Übrigens auch für unsere drei Schildkröten, die wir vom Tierheim zur Pflege übernommen haben. Im Vorjahr schafften sich nämlich viele Leute Haustiere an und wollten sie später nicht mehr, da wurden Pflegefamilien gesucht. Höhlensittiche haben wir auch.

Eines der Zimmer ist unser Büro, das wir beide benutzen. Meine Frau sagt aber immer, dass sie eigentlich nur Laptop und Telefon zum Arbeiten braucht. Und auch bei mir ist es so, dass ich gerne den Ort wechsle beim Arbeiten.

Im Arbeitszimmer steht das Traumhaus der Amanns im Regal.
Fotos: Lisi Specht

Ich bin in einem Haus 150 Meter über dem Rheintal aufgewachsen. Da hatte ich rundum freie Sicht, und das hat mich wohl so geprägt, dass ich das auch hier haben wollte.

Meine Frau stammt aus Russland, von dort haben wir auch einige Sachen, etwa das Lomonossow-Porzellan. Die weibliche Figur stammt vom Afrikamarkt auf der Donauinsel.

Wir haben hier unseren Wohntraum erfüllt und kein Bestreben, weiterzuziehen. Unser perfektes Traumhaus habe ich allerdings einmal selbst modelliert, das Modell steht im Arbeitszimmer: ein zweistöckiges Atriumhaus am Meer oder auch am Rand der Puszta, unten ein Wohnraum und ein Atelier, oben ein offener Bereich mit Sauna etc. In der Mitte eine mit Natursteinen gemauerte Schlucht. Also doch, ja, ein ziemlich konkreter Wohntraum eigentlich." (30.8.2021)