Mit Mohammed bin Zayed Al Nahyan gibt wahrscheinlich der interessanteste arabische Politiker der Epoche Österreich die Ehre: Alle Titel, die Medien diesbezüglich zu vergeben haben – vom wichtigsten arabischen Staatsmann bis zum Mitglied im Club der mächtigsten Männer der Welt – hat der Kronprinz von Abu Dhabi längst abkassiert, ebenso die Beschreibung der New York Times als "zeitgenössischer Metternich" pickt.

Mohammed bin Zayed Al Nahyan, mächtiger Kronprinz von Abu Dhabi.
Foto: EPA / Andy Rain

Der 60-Jährige ist weit mehr als der Kronprinz eines reichen, aber kleinen Emirats am Golf: Der Herrscher von Abu Dhabi ist Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), und da der aktuelle, Khalifa bin Zayed, wegen Krankheit amtsunfähig ist, führt sein jüngerer Bruder Mohammed die Geschäfte.

MbZ, wie er genannt wird, polarisiert: Für die einen ist er ein politisch repressiver Diktator mit einem hochdotierten PR-Apparat, der die Emirate als modern und offen verkauft. Andere stellen die Vision in den Vordergrund, die der Autokrat für sein Land und darüber hinaus hat. Sicherheit und Services, ein funktionierender Staat mit einer effizienten Bürokratie, einem wachsamen Auge auf die innere Sicherheit und einer schlagkräftigen Armee: Da reichen Einkäufe von Know-how und allem, was der US-Waffenmarkt hergibt, nicht aus. Dafür braucht man Umbau und Professionalisierung – und die Verwandlung von verwöhnten Söhnen und Töchtern eines tribalen klientelistischen Systems in Staatsbürger einer neuen Nation. Bloß politische Kritik sollen sie nicht äußern.

Falken als Hobby, Schulbildung in Marokko und Schottland

Der begeisterte Falkner MbZ, der 2003 Vizekronprinz und 2004 nach dem Tod seines Vaters Kronprinz wurde, ging in Marokko und Schottland zur Schule und durchlief eine Militärausbildung im britischen Sandhurst. Einschnitte waren für ihn die Jahre 2001 und 2011: die Al-Kaida-Angriffe in den USA, an denen zwei Emiratis beteiligt waren, und der Arabische Frühling.

Dass ein arabischer Monarch auf die Ausbreitung eines islamistischen Republikanismus – Stichwort Muslimbruderschaft – allergisch reagiert, ist die eine Sache. Dass MbZ den politischen Islam als gefährliche Sackgasse sieht, nimmt man ihm aber ab. Die damit verbundenen, weit über die unmittelbare Region am Golf hinausreichenden politischen und militärischen Engagements haben die Emirate in den vergangenen Jahren zum großen Spieler gemacht. Nicht alle Rechnungen gingen dabei auf. Für den gewagtesten Schritt – die offene Normalisierung mit Israel – wünscht man den Emiratis viel Glück. (Gudrun Harrer, 29.7.2021)