Das "Austria goes Zrće"-Festival in Kroatien.

Foto: Veranstalter Austria goes Zrće

Mehr als zweihundert junge Menschen haben sich bei einer mehrtägigen Party in Kroatien mit Corona infiziert, wie sich nach ihrer Rückkehr nach Österreich herausgestellt hat. Wie viele es tatsächlich sind, weiß man nicht, die meisten haben keine Symptome, merken also gar nicht, dass sie infiziert sind. Was man weiß, und das ist überraschend und erschreckend: Fast 40 Partyrückkehrer sind auch erkrankt. Der Großteil von ihnen ist geimpft. Ein Teil von ihnen vollimmunisiert.

Damit ist sehr deutlich vor Augen geführt: Die Impfung schützt nicht vor einer Infektion. Sie schützt, und das ist die gute Nachricht, mit hoher Wahrscheinlichkeit vor einem schweren Krankheitsverlauf. Die Drei-G-Regelung, die die Bundesregierung anpreist und an die wir uns derzeit zu halten haben, also geimpft, genesen oder getestet, dann ist alles paletti, wirkt damit zumindest als fahrlässig, wenn man die Pandemie ernst nimmt. Das zeigen die Folgen des Kroatienabenteuers sehr deutlich.

Mehr Eigenverantwortung?

Die Lehren daraus sind schwierig zu ziehen. Neue Verbote oder doch nur mehr Eigenverantwortung? Oder weitermachen wie bisher, durchtauchen und hoffen, dass nichts passiert?

Massenveranstaltungen wie diese verspätete Maturafeier in Kroatien wären eher zu meiden, das müsste einem die Vernunft sagen. Es müsste auch andere Vergnügungen als den mehrtägigen Austausch von Körperflüssigkeiten mit Zufallsbekanntschaften auf engstem Raum geben. Macht tatsächlich erst die Masse an Menschen das Abfeiern lohnenswert?

Grundsätzlich wollen wir keine weiteren Verbote, speziell nicht für die jungen und jüngeren Menschen, die ohnedies schon schwer durch die anhaltende Pandemie beeinträchtigt wurden. Nur an die Eigenverantwortung zu appellieren ist zu billig. Prinzipiell gilt: Es ist sinnvoll, Massenveranstaltungen zu meiden. Ob das nun Zeltfeste oder mehrtägige Partyevents in Kroatien sind. Die Gefahr, sich dort zu infizieren, ist gegeben. Auch wenn man geimpft ist. Wer das auf die leichte Schulter nimmt: Man gefährdet damit in der Folge auch andere Menschen, die vielleicht nicht geimpft sind. Und das kann tödlich sein.

Schutzmaßnahme für jeden Einzelnen

Wer das Vergnügen über die Vernunft stellt und das Hirn in der Hose trägt – soll auch sein. Wenn schon Party in der Masse auf Tuchfühlung, dann mit verschärften Regeln. Das ist keine Schikane, sondern eine Schutzmaßnahme für jeden Einzelnen und die Gesellschaft als Ganzes. Die Drei-G-Regel darf nicht als Entweder-oder verstanden werden, sondern als Sowohl-als-auch. Impfen ist weiterhin sinnvoll und wichtig. Damit ist es nicht erledigt, leider. Auch die Geimpften müssen raus aus der Komfortzone: Wer das Kuscheln in der Masse sucht, sollte zusätzlich getestet sein. So lästig das ist. Nur engmaschige PCR-Tests sind wirklich aussagekräftig. Und wenn positiv: Sofort raus aus der Masse.

Die Politik vermittelt uns ein trügerisches Gefühl der Sicherheit. Offenbar haben Kurz und Co Angst, als Spaßverderber dazustehen. Sie wollen uns den Sommer nicht vermiesen. Was im Herbst kommt, könnte bitter genug werden. Damit wir alle unseren Spaß haben können, und zwar längerfristig, wären ein paar Anstrengungen nötig: Impfen, möglichst viele. Dazu testen, immer wieder. Masken, wo es geht und zumutbar ist. Und registrieren, ein bisschen ernsthafter. Dann steht auch dem Contact-Dance-Happening auf Ibiza und in Klosterneuburg nichts im Wege. Auch ohne Maske. (Michael Völker, 29.7.2021)