Die Titelseite der Gratiszeitung "Österreich" stand am Freitag fast zur Gänze im Zeichen eines "Im Namen der Republik". Der Konter und Rundumschlag gegen die "Kronen Zeitung" und Anwalt Michael Rami findet sich dann auf Seite zwei.

Foto: Österreich/epaper

Wien – "Im Namen der Republik": Die Titelseite der Gratiszeitung "Oe24" steht am Freitag, 30. Juli, im Zeichen einer Urteilsveröffentlichung: Nach rund zwei Jahren gerichtlicher Auseinandersetzung mit der "Kronen Zeitung" muss die Mediengruppe von Wolfgang Fellner das Urteil auch auf dem Cover der Gratisausgabe veröffentlichen. Inhaltlich ging es etwa um die Behauptung gewaltiger Reichweitengewinne des Gratistitels "Oe24" – unter Berufung auf die Media-Analyse. Das Gericht verbot "Österreich"/"Oe24" zudem, zu behaupten, man habe alle Nachrichten online am schnellsten.

Nur in der Kaufversion

Wie berichtet hatte "Österreich", die Kaufversion der Zeitung, das Urteil am 20. November 2020 auf der Titelseite veröffentlicht, nicht aber in der weitaus größeren Gratisausgabe "Oe24". Die Titelseite wurde noch dazu von einer vierseitigen Ummantelung mit Eigenwerbung verdeckt. "Krone"-Anwalt Michael Rami sah das als "nicht formgerechte" Veröffentlichung und leitete gegen die Mediengruppe Österreich ein Exekutionsverfahren ein. "Österreich" hatte sich in mehreren Verfahren gegen die Urteilsveröffentlichung gewehrt – ohne Erfolg. Gegen die Mediengruppe Österreich wurde auch eine Geldstrafe in der Höhe von 10.000 Euro verhängt.

Das Gericht argumentierte, dass eine Veröffentlichung an der gleichen Stelle und in der gleichen Schrift zu erfolgen habe wie bei dem Wettbewerbsverstoß. Das Vorgehen der Mediengruppe Österreich sei "unzweifelhaft ein unzulässiger Versuch, die Wirkung der Veröffentlichung zu umgehen", heißt es.

Konter auf Seite zwei

Auf Seite zwei der Freitagausgabe schreibt "Oe24" von einer "Schande" für die "Krone". Die "nervöse" "Krone" habe das Titelblatt-Urteil erzwungen, heißt es da etwa, oder: "Erfolgloser Dichand will 0e24-Erfolg stoppen." Die Titelblatt-Entgegnung sei ein "Anschlag auf die Pressefreiheit". Neben "Krone"-Herausgeber Christoph Dichand bekommt auch Anwalt Michael Rami sein Fett ab. "Österreich" kampagnisiert bereits seit Wochen gegen Rami, der Ex-oe24.tv-Moderatorin Raphaela Scharf im Prozess wegen Belästigungsvorwürfen gegen Wolfgang Fellner vertritt. Rami klage "wie ein wildgewordener Dobermann" im Auftrag der "Krone" und "Heute" die Konkurrenz.

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Hintergrund

In der Urteilsveröffentlichung heißt es jedenfalls, dass "Österreich" künftig die Behauptung unterlassen müsse, dass "Oe24" bereits im ersten Jahr 338.000 neue Leser und damit aus dem Stand eine Reichweite von 4,5 Prozent errungen habe, obwohl die Gratisausgabe der Tageszeitung der Mediengruppe Österreich schon seit Jahren in der Media-Analyse ausgewiesen wird. "Österreich" darf auch nicht mehr behaupten, dass "Oe24" seine Leser um 338.000 habe steigern können.

Der Hintergrund: Die Gratisausgabe von "Österreich" wurde Mitte 2018 in "Oe24" umbenannt und hatte laut Media-Analyse ein Jahr zuvor 324.000 Leser. Die Steigerung betrug also nicht 338.000 Leser, sondern nur 14.000. In der Media-Analyse 2018/19 erreichte die Gratisausgabe "Oe24" eine Reichweite von 4,5 Prozent, die Kaufversion "Österreich" verlor signifikant auf 6,3 Prozent (6,9 Prozent). Beide Versionen zusammen kamen auf 9,3 Prozent.

Auch nicht die Schnellsten

Laut dem Urteil muss die Mediengruppe Österreich es auch unterlassen, "im geschäftlichen Verkehr die Behauptung zu verbreiten, dass oe24.at alle Nachrichten am schnellsten und/oder als Erster veröffentlichen würde". (red, 30.7.2021)