Ausgewählte Tesla-Modelle durchfahren vor dem Verkauf ein etwa 40 Zentimeter tiefes Wasserbad. Hier in der Tesla Gigafactory in Schanghai.

Foto: Tesla Giga Shanghai

Die Bilder aus den Hochwassergebieten, wo Autos einfach weggespült wurden, haben erneut eine Diskussion angefacht. Wie gefährlich sind Benzin- und Dieselautos in diesen Szenarien, und was bedeuten diese neuen Umstände für die geplante E-Revolution?

Tödliche Kombination

Dass sich Elektrizität und Wasser nicht unbedingt gut vertragen, ist hinlänglich bekannt. Was bedeutet das aber für E-Autos mit einer Spannung von bis zu 800 Volt, die in Hochwassergebieten oder zumindest bei einem hohen Wasserstand eingesetzt werden? Zunächst einmal ist bei Hochwasser die Elektronik aller Automobile betroffen und kann zu Funktionsverlusten führen, wie Audi gegenüber "golem.de" betont: "Sobald die elektronische Datenbusverbindung ausfällt, wird sowohl der Verbrenner als auch das Elektrofahrzeug nicht mehr fahrbereit sein."

Da Elektroautos keinen Sauerstoff ansaugen, sind sie bei leichtem Hochwasser sogar besser einsatzbereit als Verbrenner. Hinzu kommt, dass die Batterie und der Elektroantrieb hermetisch abgeschlossen sind und so von außen nicht angegriffen werden können. Sehr wohl kann Wasser aber zu Problemen bei den Kabelsteckverbindungen zwischen den Komponenten führen. Die Schadstoffbelastung für die Umwelt ist in jedem Fall bei einem Verbrenner, der von den Wassermassen mitgerissen wird, größer. Dem Akku der meisten E-Autos macht ein Tauchbad nichts aus.

Doch ab wann kommt es wahrscheinlich zu Problemen? Audi gibt an, dass seine Autos 50 Zentimeter hohes Wasser durchfahren können. Das gelte für Verbrenner und E-Autos gleichermaßen. Tesla gibt ähnliche Werte an und lässt bestimmte Modelle vor dem Verkauf sogar durch ein Wasserbad fahren. Alle Autohersteller sind sich einig, dass ein Durchqueren von Wasser, wenn gar nicht zu vermeiden, nur in Schrittgeschwindigkeit passieren sollte.

Kein Stromschlag

Hersteller versprechen generell, dass Stromschläge bei E-Autos nicht vorkommen sollten, und auch Experten können Entwarnung geben. So sagt etwa Maximilian Fichtner, stellvertretender Direktor des Helmholtz-Instituts Ulm für Elektrochemische Energiespeicherung, gegenüber dem "Spiegel": "Die Gefahr eines Stromschlags ist aus meiner Sicht unwahrscheinlich, da es ein Sicherungssystem gibt, das die Hochspannung in Gefahrensituationen automatisch abschaltet." Aufgrund von anderen Wasserquellen, wie etwa Regen oder auch einer Waschanlage, seien Autos generell gut gegen den Eintritt von Wasser geschützt.

Große Unterschiede zwischen E-Auto und Verbrenner seien bei Hochwasser nicht zu finden. Autos sind nicht für Hochwassersituationen gemacht, sind sich die Hersteller einig. Nur Tesla widerspricht in Form von Elon Musk diesen Aussagen zumindest teilweise. Zwar rät auch er nicht zum Durchfahren von überschwemmten Straßen, Antrieb und Batterie seien aber gut genug abgedichtet und stellten keine Gefahr für die Fahrer dar. Das Model S könne sogar kurz schwimmen, aber der "Tauchmodus", der im Menü des Model S abgerufen werden kann, sei dennoch lediglich ein Easter-Egg der Entwickler.

Dass sich die Teslas im Vergleich zu anderen Autos aber gut gegen Wassermassen schlagen, zeigten zuletzt Videos aus China, wo Teslas trotz hoher Wellen durch das Krisengebiet gelenkt wurden. Tesla selbst warnt allerdings vor zu viel Vertrauen in das eigene Auto. Erst für den Cybertruck kündigt Musk einen offiziellen Bootmodus an. Bis dahin seien weder Antrieb noch Steuerung für einen Einsatz im Wasser ausgelegt.

Auto stehen lassen

Der Autofahrerclub ÖAMTC rät, aus Sicherheitsgründen eine Abschleppung zu veranlassen, wenn ein Motorraum mit Wasser in Kontakt gekommen ist. Die Gefahr ist unter anderem Wasser im Zylinder, das bei einem Startversuch einen Motorschaden verursachen kann. Als Richtwert dient die Felgenmitte der Reifen. Wurde dieses Niveau länger von Hochwasser überschritten, dann sollte man sich in jedem Fall professionelle Hilfe holen, um kein Risiko einzugehen. (red, 30.7.2021)