Bild nicht mehr verfügbar.

Die Lombardei wird von Starkregen heimgesucht.

Foto: AP / Claudio Furlan

Bild nicht mehr verfügbar.

Auf Sizilien und Sardinien brennen seit Wochen die Wälder.

Foto: Vigili del Fuoco/Handout via REUTERS

In Sizilien fällt Asche auf die Straßen, Plätze, Autos, Balkone – aber nicht wegen des Vulkans Ätna, sondern aufgrund zahlreicher Wald- und Buschbrände. Betroffen ist vor allem die Umgebung von Palermo, aber auch im Hinterland und im Westen der süditalienischen Insel brennen die Wälder.

Tausende Feuerwehrleute und Zivilschützer sind pausenlos im Einsatz, am rauchverhangenen Himmel brummen die gelben Canadair-Löschflugzeuge. Wald- und Buschbrände lodern auch anderswo in Süd- und Mittelitalien. Weitgehend unter Kontrolle ist die Situation mittlerweile auf Sardinien: Dort haben Waldbrände Anfang der Woche 20.000 Hektar Wald- und Weideland eingeäschert, 2.000 Personen mussten evakuiert werden.

Rekordhitze und Gewitter

Während der Süden brennt, ertrinkt Norditalien gleichsam in den Fluten. Heftige Niederschläge haben rund um den Comer See an der Grenze zur Schweiz Bäche und Flüsse anschwellen lassen und zu Erdrutschen und schweren Überschwemmungen geführt. In Laglio lagen das Geschiebe und der Schlamm meterhoch. Zu den Helfern gesellte sich auch Hollywoodstar George Clooney, der in der Kleinstadt eine Villa am See besitzt.

Das Schlimmste könnte noch bevorstehen: Für Sizilien und Kalabrien warnen die Meteorologen für dieses Wochenende vor einer Rekordhitze mit bis zu 45 Grad im Schatten, während für den Norden erneut schwere Gewitter vorausgesagt werden.

Doppelt betroffen

Italien ist mit seiner Nord-Süd-Ausdehnung von 1.200 Kilometern gleich doppelt von den Klimaveränderungen betroffen: Im Süden wird es im Sommer immer heißer und trockenerer, während im Norden die sommerlichen Gewitter immer heftiger ausfallen.

Mitverantwortlich für die heftigen Regenfälle ist auch die höhere Oberflächentemperatur des Mittelmeers, wo deutlich mehr Wasser verdunstet als früher. Trifft die feuchtwarme Luft weiter nördlich auf kühlere Luftmassen, entladen sich gewaltige Wassermengen: Im August 2019 etwa gab es in der nordwestlichen Region Ligurien innerhalb von 36 Stunden die Hälfte der Regenmenge, die sonst in einem ganzen Jahr verzeichnet wird, über 400 Liter pro Quadratmeter. Also noch erheblich mehr als vor wenigen Tagen in den Unwettergebieten Deutschlands.

Zumindest für die Waldbrände nennen Experten aber auch noch andere Ursachen als den Klimawandel. Die wichtigste: Landflucht und Abwanderung haben vor allem in Mittel- und Süditalien dazu geführt, dass ehemaliges landwirtschaftliches Kulturland wieder zu Wald geworden ist. Allein in den vergangenen fünf Jahren hat die Wald- und Buschfläche in Italien laut der Forstdirektion der Carabinieri um 320.000 Hektar oder 2,9 Prozent zugenommen, in den vergangenen 30 Jahren sogar um 25 Prozent. So grün wie heute war Italien seit über hundert Jahren nicht mehr. Die meisten der neuen Waldflächen werden nicht genutzt und sind entsprechend ungepflegt – ein mediterraner Urwald, der gut brennt.

Wieder einmal: Die Mafia

Hinzu kommt eine alte Plage: Brandstiftung. Oft ist es die Mafia: "Alle Waldbrände am Vesuv sind von der Camorra gelegt worden", erklärte der Bestsellerautor und Mafiaexperte Roberto Saviano schon vor Jahren. An den Hängen des Vesuvs habe die Camorra Hunderte illegaler Mülldeponien angelegt. Wenn sie diese anzünden und das Feuer auf die Wälder überspringt, dann schlügen die Clans gleich zwei Fliegen auf einen Streich: Auf den Deponien werde Platz geschaffen, und mit den Waldbränden demonstriere die Camorra, dass sie den Staat in Schach halten könne. Die Mafia soll auch schon aus Gründen von Grundstücks- und Bauspekulation Feuer gelegt haben, etwa in Apulien.

Zahlreiche Waldbrände werden aber auch unbeabsichtigt durch grobe Unvorsichtigkeit und Dummheit verursacht. Manchmal führt eine weggeworfene Zigarette zu einem Buschfeuer, oft sind es auch Bauern, die Baumschnitt oder eine Böschung abbrennen und damit versehentlich einen Waldbrand auslösen. Daneben gibt es Ziegen- und Schafhirten, die verdorrtes Buschgras anzünden, um wieder saftige, grüne Gräser für ihre Tiere sprießen zu lassen.

Im Verdacht stehen auch private Hubschrauberfirmen, denen unterstellt wird, dass sie sich durch das heimliche Legen von Bränden gleich selber Arbeit verschaffen wollen. (Dominik Straub aus Rom, 30.7.2021)