Bencic feiert einen der größten Erfolge ihrer Karriere.

Foto: AFP

Der Schläger überlebte das Match um Bronze nicht.

Foto: AFP

Die Schweizerin Belinda Bencic hat am Samstag bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio Tennis-Gold im Frauen-Einzel gewonnen. Die Weltranglisten-Zwölfte besiegte im Finale die Tschechin Marketa Vondrousova nach 2:30 Stunden mit 7:5,2:6,6:3. Bronze ging an die Ukrainerin Jelina Switolina. Bencic hat im Sonntag im Doppel an der Seite ihrer Landsfrau Viktorija Golubic eine weitere Chance auf Gold.

Für Bencic ist es der größte Erfolg ihrer Karriere. Es ist die dritte Schweizer Goldmedaille im Tennis nach Marc Rosset 1992 in Barcelona und dem Doppel Roger Federer/Stan Wawrinka 2008 in Peking. Der 20-fache Grand-Slam-Turniersieger Roger Federer hatte seine Teilnahme in Japan wegen erneuter Knieprobleme abgesagt.

Bencic musste für Gold erneut über drei Sätze gehen. Bereits im Halbfinale hatte sie gegen die Kasachin Jelena Rybakina ein Marathon-Match hingelegt. Gegen die Linkshänderin Vondrousova – Nummer 42 der Welt, die in Tokio unter anderem Topfavoritin Naomi Osaka eliminiert hatte – nutzte die Eidgenössin ihren zweiten Matchball zum Olympiasieg. Sie folgt damit Monica Puig aus Puerto Rico nach, die 2016 in Rio triumphiert hatte.

Bronze sicherte sich Switolina, die sich damit selbst ein Hochzeitsgeschenk machte. Die Ukrainerin hatte vor den Olympischen Spielen den französischen Tennisprofi Gael Monfils geheiratet. Im kleinen Finale besiegte die 26-jährige Weltranglisten-Sechste in einem hart umkämpften Spiel die Kasachin Rybakina mit 1:6,7:6(5),6:4. Es ist die erste Tennis-Olympia-Medaille für die Ukraine.

Djokovic enttäuscht

Novak Djokovic hat indessen bei den Männern die Bronzemedaille verpasst. Der Weltranglistenerste unterlag einen Tag nach seiner Halbfinalniederlage gegen Alexander Zverev auch dem Spanier Pablo Carreno Busta mit 4:6, 7:6 (8:6), 3:6. 2008 in Peking hatte Djokovic, der in diesem Jahr alle drei bisherigen Grand-Slam-Turniere gewonnen hat, Bronze gewonnen. Wenig später sagte der Serbe seine Teilnahme am Bronzematch im Mixed aufgrund einer Schulterverletzung ab.

"Ich fühle mich im Moment in jeder Hinsicht schrecklich, aber ich kann mich hoffentlich erholen und mindestens eine Medaille für mein Land gewinnen", hatte der 34-Jährige nach dem überraschenden Aus im Goldrennen gegen Zverev am Freitag gesagt. Sein Vorhaben gelang nicht, der Tour-Dominator kam gegen Carreno Busta schwer ins Match, kämpfte dann aber verbissen.

"Nicht geliefert"

Im dritten Satz ließ Djokovic Frust ab, zerschlug seinen Schläger, stemmte sich trotz nachlassender Kräfte aber wie wild gegen die Niederlage und wehrte Matchball um Matchball ab. Doch der Spanier behielt die Nerven und verdiente sich die Bronzemedaille.

"Ich habe einfach gestern und heute nicht geliefert. Das Tennis-Niveau ist gesunken. Auch wegen Erschöpfung – mental und körperlich", sagte Djokovic. Niederlagen hätten ihn in der Regel stärker gemacht. "Ich bedauere es nicht, zu den Olympischen Spielen gekommen zu sein", sagte er. Er wolle versuchen, bis zu den Sommerspielen in Paris in drei Jahren weiterzuspielen. Für Djokovic war es nicht das erste bittere Match gegen Carreno Busta. Bei den US Open des Vorjahres wurde der Serbe in seiner Achtelfinalpartie gegen den Spanier disqualifiziert, nachdem er eine Linienrichterin unabsichtlich mit einem Ball hart getroffen hatte.

Die verbliebene Medaillenchance im Mixed an der Seite von Nina Stojanovic konnte Djokovic dann verletzungsbedingt nicht ergreifen. Die Australier Ashleigh Barty und John Peers gewannen somit das Edelmetall. Damit bleibt Einzel-Bronze 2008 Djokovic' einzige Olympia-Medaille.

Spektakel im Doppel

Das "kleine Finale" um Bronze im Damen-Doppel verlief höchst dramatisch und endete mit einer Überraschung. Die Brasilianerinnen Laura Pigossi und Luisa Stefani wehrten gegen die favorisierten Russinnen Veronika Kudermetowa und Elena Wesnina insgesamt vier Matchbälle ab und setzten sich am Ende mit 4:6,6:4,11:9 durch. Das Duo fixierte damit die erste olympische Tennis-Medaille für das südamerikanische Land. (sid, red, APA, 31.7.2021)