Im Edition-Zukunft-Podcast sprechen wir mit Matthias Tschannett (46) und Benjamin Wagner (31), zwei systemischen Einzel-, Paar- und Familientherapeuten in Ausbildung unter Supervision, über das Thema Männlichkeit. Sie haben im Oktober 2020 die Gruppe der Mannsbuilder gegründet, die sich weniger als Selbsthilfegruppe versteht denn als Treffpunkt für interessierte Männer, die sich laufend mit "Männerthemen" beschäftigen. Dabei sei es bewusst weit definiert, was denn ein solches Thema ist – von Vorbildfunktionen in der Vater- oder Onkelrolle über die femininen Seiten des eigenen Körpers und Wesens bis hin zum Zeigen von Schwäche.

Wagner definiert toxische Männlichkeit als ein Gefühl, "sich immer als Mann beweisen zu müssen, vor allem auch gegenüber anderen Männern", gepaart mit einer Ablehnung aller Dinge, die weiblich konnotiert sind. Es gebe aber ohnehin nicht eine Männlichkeit, sondern eine Vielzahl an verschiedenen Männlichkeiten, und Männer sollten auch mehr Gefühle zulassen als "Hunger, Wut und Aggression".

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Sind Frauen vielleicht sogar ein Stück weiter darin, bestimmte Themen, die ihnen nicht guttun, oder Verhaltensweisen, unter denen sie leiden, zumindest anzusprechen? Für Tschannett haben Frauen diesbezüglich einfach schon einen härteren Weg hinter sich gebracht, mussten sich öfter verteidigen und bestimmte Dinge erkämpfen. Prinzipiell müsse aber natürlich nicht der erste Weg sofort zum Psychotherapeuten führen. Sehr oft reiche es schon, wenn manche Männer es öfter einmal schaffen würden, mit guten Freunden – und nicht nur Frauen – tatsächlich einmal über ihre Gefühle zu reden.

Überrascht habe die beiden vor allem, in welcher Häufigkeit der Wunsch von Männern nach weiblich konnotierter Kleidung, Schmuck und Kosmetik wie Röcken oder Nagellack kam, wobei sie uneins sind, ob Männerputzutensilien denn nun etwas Gutes sind oder nicht. Dringenden Aufholbedarf gibt es laut den Mannsbuildern auch noch bei einem sehr heiklen Thema. Nämlich: Wie nähere ich mich als Bursche, junger oder erwachsener Mann Frauen, aber auch generell anderen Menschen, höflich, interessiert und wertschätzend an, ohne dass es übergriffig ist. (Allegra Mercedes Pirker, Fabian Sommavilla, 6.8.2021)