Bundeskanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz hat unlängst seine Social-Media-Präsenz um die Kurzvideo-App Tiktok erweitert. Wie in den ersten Postings des Kanzlers beschrieben wird, möchte das Social-Media-Team der ÖVP die interaktiven Funktionen der App verwenden, um mit dem überwiegend jungen Publikum zu interagieren. Dieses reagierte auf den neuen Kanal des Bundeskanzlers mit einer Flut an Kritik und Memes.

"Wann bekomme ich die Staatsbürgerschaft?"

Während sich der Account offenbar erhoffte, Fragen rund um die Impfung und über die Arbeit des Bundeskanzlerteams zu erhalten, verwenden die jungen Tiktok-Nutzer die Fragen-und-antworten-Funktion jedoch, um über den Bundeskanzler zu spotten. In den Kommentaren zu finden ist etwa die Frage "Haben S' schon Mittag gegessen?", eine Anspielung auf ein Zitat des Bundeskanzlers, das in den letzten Monaten zum Meme geworden ist.

Andere Nutzer wollten auch wissen: "Auf welchem Level sind Sie schon in 'Candy Crush'?", "Wann kommt ihr Rücktritt?" und "Hast du schon ein Mewtwo?". Die Frage "Wann bekomme ich die Staatsbürgerschaft?" fiel dabei recht häufig.

Kritikwelle

Neben kaum ernst gemeinten Fragen hagelt es in den Kommentaren auch Kritik. "Oh, bitte nicht, jetzt haben wir ihn schon auf Tiktok", schreibt ein Nutzer. "Wenn du mir jetzt auch auf Instagram vorgeschlagen wird, dann werfe ich mein Handy in die Mur", fügt er hinzu. Andere schreiben "Propaganda auch schon für die Kleinsten" und "Digga, ich lösche gleich Tiktok". Interessant zu beobachten ist auch die Impfskepsis mancher Tiktok-Nutzerinnen und -Nutzer unter jenen Postings, in denen Kurz die Corona-Schutzimpfung bewirbt.

Die Top-Reaktionen auf den neuen Tiktok-Kanal des Bundeskanzlers.
Foto: Screenshot/Tiktok

Politik auf Tiktok

Bereits im April 2020 war der Bundeskanzler auf Tiktok ein Thema. Dort veröffentlichten einige Nutzerinnen und Nutzer sogenannte "Shawty-Edits", in denen Kurz bei den täglichen Pressekonferenzen zur Corona-Pandemie als attraktiv dargestellt und sexualisiert wurde.

In Österreich ist die Präsenz von Politikern auf Tiktok spärlich. Neben dem Bundeskanzler hatten sich zuvor der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Ex-FPÖ-Chef Norbert Hofer auf die Kurzvideo-App gewagt. Ebenfalls mit einem offiziellen Account vertreten sind die Neos. (red, 2.8.2021)