Videospielern wird nicht immer die größte Sportlichkeit nachgesagt. Dennoch gibt es auch passend zu den Olympischen Sommerspielen Umsetzungen für den heimischen Bildschirm. Bei vielen dieser Spiele haben Gamer weltweit bewiesen, dass sie im Joystick-Rütteln und Tastenhämmern Weltklasse sind. Ein kurzer Rückblick auf eine bewegte Vergangenheit und die aktuellste Umsetzung, die Mario und Sonic sportlich gegeneinander antreten lässt.

AqualungGameReviews

Video Olympics (1977)

Die Mutter aller Videospiele, "Pong", hat auch dieses Mal die Ehre, die Liste anzuführen. Bereits im Jahr 1977 kam einer abgewandelten Version. Unter den Namen "Video Olympics" erschienen gleich 50 Sportspiele in diversen Variationen. Es scheint fast müßig, zu erwähnen, dass die Grafik noch fernab einer realistischen Abbildung war. Unter den verschiedenen Disziplinen fanden sich Fußball, Hockey, Basketball und auch Volleyball. Dabei waren die bekannten Spielbalken immer die Spieler. Leichtathletik zu simulieren war in dieser Form nicht möglich. Trotz alledem wird "Pong" samt Variationen auf ewig im Olymp der Videospiele herrschen.

Ilias Florakis

Decathlon (1983)

Im Jahr 1983 wird es das erste Mal spannend für alle Leichtathletik-Enthusiasten. Mit "Decathlon" vom mittlerweile berühmten Entwicklerstudio Activision gelang erstmals eine glaubwürdige Darstellung von klassischen Disziplinen. So waren etwa 100-Meter-Lauf, Weitspringen, Diskuswerfen und Speerwurf unter anderem auf Atari 2600, Commodore 64 und MSX möglich.

The Dot Eaters

Summer Games (1984)

Unter Videospielern gilt "Summer Games" aus dem Hause Epyx, das von US-Gold vertrieben wurde, als ein Klassiker des Genres. Bis in das Jahr 1989 wurde das Spiel insgesamt 250.000-mal verkauft. Dabei ist es auch das erste Spiel, das in einem Jahr veröffentlicht wurde, in dem auch tatsächlich die Olympischen Sommerspiele, und zwar in Los Angeles, stattfanden. Es war auch die Sternstunde eines österreichischen Judokas. Der mittlerweile zu vier Jahren und zehn Monaten verurteilte Peter Seisenbacher gewann für Österreich die einzige Goldmedaille.

Foto: Screenshot

Im Jahr 1985 folgte dann "Summer Games II". Bei diesem Nachfolger konnten die Pixelfiguren erstmals einer Landesflagge zugeordnet werden, darunter auch die österreichische. Untypisch war, dass die verfügbaren Disziplinen je nach Spieleplattform leicht variierten. Als Disziplinen standen unter anderem Stabhochsprung, Turmspringen, Sprinten, Gymnastik und Freistilschwimmen zur Verfügung. Das Spiel ermöglicht es dem Spieler, in allen Disziplinen nacheinander anzutreten, nur einige ausgewählte zu bestreiten oder eine einzelne zu üben. Die beiden Spiele sind unter anderem für den C64, Atari 2600, Amiga, Apple II bereitgestellt worden.

Pat the NES Punk

Stadium Events (1986)

1986 wurde es auch auf den Nintendo-Konsolen sportlich. "Stadium Events", entwickelt von Human Entertainment im Auftrag von Bandei, sollte den Faktor Sport mit Videospielen verbinden. Das dafür entwickelte Equipment hieß Nintendo Power Pad. Auf einer Matte wurden mit den Füßen die gewünschten Knöpfe gedrückt. Eine äußerst frühe Inspiration für das später weit populärere "Dance Dance Revolution". In den unterschiedlichen Wettbewerben musste man seine realen Beine in Bewegung setzen, um die Geschwindigkeit des Charakters positiv zu beeinflussen.

In den passenden Disziplinen mussten auch Sprünge auf der Matte gemacht werden, die für Hindernisparcours notwendig waren. Dieses Spiel legte den Grundstein für die später weiterentwickelten Fitnessspiele, die aus der heutigen Spielewelt nicht mehr wegzudenken sind.

The Dot Eaters

California Games (1987)

1987 sollte Epyx ein weiteres Mal Videospielgeschichte schreiben. Ohne Publisher US-Gold entfernte man sich mit "California Games" von klassischen Disziplinen und probierte etwas Neues aus. Skateboarden, BMX, Surfen, Footbag, Frisbeewerfen, aber auch Rollschuhlaufen waren die Kategorien, in denen sich die Fingerartisten messen konnten. Darüber hinaus gelang es Epyx, das ein oder andere unterhaltsame "Easter Egg" zu verstecken. Beim Skaten in der Halfpipe konnte ein Erdbeben auftreten, oder das H des berühmte Hollywood-Schriftzugs stürzte um. Beim Surfen wurden Haie, die aus dem Nichts auftauchten, den Spielern gefährlich.

Ludophiles

Caveman Ugh-Lympics (1988)

Ein Jahr später wird es für die Olympischen Sommerspiele skurril. Mit "Caveman Ugh-Lympics" veröffentlichte Dynamix, ein Tochterunternehmen von Sierra, eine Steinzeitversion. Dabei gab es sechs Disziplinen. Einerseits konnte man beim Säbelrennen vor einem Säbelzahntiger davonlaufen und musste gleichzeitig Hürden überspringen. Andererseits gab es auch eine Version des Diskuswerfens, in der der Steinzeitmann seine Frau werfen musste. Jedoch war die Frau ebenso spielbar. Dazu kamen die existenzielle Aufgabe, ein Feuer zu entzünden, sowie Stabhochsprung über einen Dinosaurier. Das Spiel feierte auf der NES nochmal unter anderem Namen sein Comeback, jedoch blieb auch hier der kommerzielle Erfolg bescheiden.

World of Longplays

Olympic Gold: Barcelona (1992)

1992 erscheint erstmals eine offizielle Spielversion der Olympischen Sommerspiele, die in Barcelona stattfanden. Coca-Cola und der Internationale Olympische Verband (IOC) schenkten dabei US-Gold das Vertrauen, die im weiteren Verlauf das Entwicklerstudio Tiertex Design Studios beauftragten. Dabei erhielten auch die Pixelfiguren Stärken und Schwächen, und so waren diverse Disziplinen in fester nationaler Hand. Die Deutschen waren etwa die besten Bogenschießathleten, die Russen die Meister im Stabhochsprung und die Amerikaner Laufweltmeister. Es stellte damit ein absolutes Novum der olympischen Videospiele dar.

Real war der Event für Österreich mäßig erfolgreich. Die heimische Delegation konnte in der katalanischen Hauptstadt keine Goldmedaille abstauben. Am Ende gab es nur für das Springreiterteam rund um die österreichische Sportlegende Hugo Simon und für die Ruderer eine Silbermedaille.

LongplayArchive

Izzy's Quest for the Olympic Rings (1995)

Ein Jahr bevor die Olympischen Spiele nach Atlanta, USA, kommen würden, erschien abermals ein Videospiel, dass einen sehr individuellen Weg zu den Spielen sucht. Izzy, das Maskottchen der anstehenden Spiele, wurde in einem eigenen Videospiel verewigt, das auf sportliche Weise die olympischen Ringe wiederfinden sollte.

Das Spiel, das abermals über US-Gold vertrieben wurde, floppte aufgrund schwachen Gameplays. Einen Eintrag in dieser Liste sollte es dennoch finden, schließlich zählt: "Dabei sein ist alles."

10min Gameplay

Athens 2004 (2004)

Die Olympischen Spiele 2004 in Athen waren aus österreichischer Sicht äußerst erfolgreich. Gleich zwei Goldmedaillen konnten durch Roman Hagara und Hans-Peter Steinacher im Segeln und von Kate Allen im Triathlon gewonnen werden. Aber auch Markus Rogan, einstiger Schwimmstar, sammelte zwei Silbermedaillen für die Alpenrepublik. Am Ende fuhr die österreichische Delegation mit sieben Mal Edelmetall nach Hause.

Als erfolgreich kann das dazugehörige Spiel nicht angesehen werden. Die Rezensionen fielen eher mau aus, dennoch war es eines der ersten Spiele, denen es gelang, den olympischen Wettbewerb halbwegs realistisch abzubilden. Das Spiel erschien für Playstation 2 und PC.

★WishingTikal★

Asterix bei den Olympischen Spielen (2007)

Eines der populärsten olympischen Videospiele ist sicherlich "Asterix bei den Olympischen Spielen". Das Spiel erschien gleichzeitig mit dem bekannten Kinofilm und nahm selbstredend die Filmvorlage als Vorbild. So ging es nicht nur um eine erfolgreiche Teilnahme an den Olympischen Spielen, sondern auch darum, den Gallier Wiederblix mit Prinzessin Irina zu verkuppeln. Außerdem war es das Ziel, die dunklen Machenschaften von Doktormabus und Brutus zu vereiteln.

Im Laufe des Spiels musste man auch an den berühmten Spielen teilnehmen, wenn sie auch nur ein kleiner Teil des gesamten Umfangs ausmachten. Die Wettkämpfe waren dennoch eine nette Abwechslung und auch für deren Zeit mehr als passabel programmiert.

ProsafiaGaming

Mario & Sonic at the Olympic Games (2019)

Den Abschluss bildet das Trio aus Sonic, Mario und den Olympischen Spielen. Erstmals kam es zu dieser ikonischen Übereinkunft für die Peking-Spiele im Jahr 2008. Doch das Erfolgsrezept hielt sich bis in die Gegenwart, und die beiden Helden vieler Videospieler sind auch wieder in Tokio im Einsatz. Insgesamt standen in diesem Spiel 30 unterschiedliche Disziplinen zur Auswahl, die in einem Minispielformat aufbereitet wurden. Dabei kamen auch die bekannten Gesichter des jeweiligen Universums zum Einsatz, mit denen man um den Sieg kämpfen durfte. Dabei bemerkte man sofort, dass es sich um eine familienfreundliche Abwandlung für den schnellen und unkomplizierten Spielspaß handelte.

Was das Spiel außerdem zeigte, ist, dass realistische Simulationen der jeweiligen olympischen Disziplinen haben bei weitem nicht den Stellenwert klassischer Sportspiele wie "Fifa", "Madden" oder ähnlichen erreichen. So ist es nicht verwunderlich, dass sich mittlerweile kurzweilige Spiele beim Thema immer mehr durchsetzen. Mal schauen, was die nächsten Olympischen Spiele für eine Versoftung mit sich bringen. (Florian Zsifkovics, 04,08,2021)