Mittlerweile darf man auch offiziell "Minigolf" sagen. Das, erklärt Günter Zippel, sei der Verständlichkeit geschuldet und vom nationalen Verband 2020 so geregelt worden. Und auch wenn der Wiener Landesverband derzeit noch Wiener Bahnengolfverband heißt, sei das gut so, sagt der Präsident desselben. "Bahnengolf muss man erklären – bei Minigolf weiß jeder, worum es geht: Um einen familienfreundlichen und für alle leicht erlernbaren Sport." Details und Unterschiede zwischen Platzarten, Spielsystemen, Technik oder Material seien da irrelevant, wenn nicht sogar "Barrieren bildend", meint Zippel.

Und das will niemand: Minigolf ist ein in Österreich anerkannter Wettkampfsport. Im internationalen Vergleich ist Rot-Weiß-Rot ein Faktor. 2020 holte man einen Team-Vizeweltmeistertitel. Eine amtierende Europameisterin kommt aus Österreich. "Wir sind top!", ist Zippel stolz. Er selbst war viermal Teamlandesmeister, seine Frau Landesmeisterin im Einzel. Dennoch gebe es ein Problem: "Uns fehlt der Spielernachwuchs."

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In Österreich gibt es 80 Minigolfvereine und rund 1.400 Aktive.
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Den könne man jetzt locken: Ferien- und Badezeit sind Minigolfzeit. "Wenn Leuten etwas Spaß macht, bleiben einige dabei. Und manche entdecken ihr Talent." Mit ein paar Tipps gelingt das vermutlich noch besser. Na dann, los:

1. Minigolf ist Minigolf ist Minigolf, oder?

Oder! Es gibt mehrere "Systeme": Minigolf wird auf 17 genau zwölf Meter langen Betonbahnen plus einem "Weitschlag" (meist 25 Meter) gespielt. Die Bahn darf betreten werden. Miniaturgolf dagegen findet auf 18 sechs Meter kurzen Eternit- oder Faserzementplatten statt: Betreten streng verboten! Schweden- oder Filzgolf (in Wien gibt es zwei Anlagen) wird auf 16-Meter-Bahnen gespielt. Sie dürfen betreten werden. Es gibt auch nichtnormierte "Fantasiegolfanlagen". Und in Gumpoldskirchen steht eine "Adventuregolf"-Anlage – mit ganz eigenen Hindernissen, etwa mit Wasser gefüllten Bahnen.

2. Sind die Regeln auch unterschiedlich?

Nein: Pro Bahn sind sechs Schläge erlaubt. Es muss vom Abschlagfeld gespielt werden, bis der Ball über die erste (meist rote) "Grenzlinie" nach dem Hindernis rollt. Geht er ins Out, wird KEIN Strafpunkt gezählt. Das offizielle Regelwerk umfasst über 100 Seiten – um Spaß zu haben, genügen die Basics.

3. Wie viele Menschen spielen Minigolf?

Die Zahl der Gelegenheits- und Hobbyspieler ist – eh klar – nicht bekannt, Günter Zippel nennt Minigolf aber "eine der beliebtesten Sportarten überhaupt". In Wien gibt es 16 Minigolfanlagen und zehn Vereine mit etwa 170 "Lizenzspielern und -spielerinnen". In Österreich sind es 80 Vereine und rund 1.400 Aktive.

4. Was braucht man, um zu spielen?

Leihschläger, einen "Platzball" – und Freude an präzisen, kleinen Bewegungen. Wettkampfspieler dürfen – wie beim Großgolf – Schläger wechseln, tun das aber nie. Schläger kosten 50 bis 180 Euro. Wichtig ist zu wissen, ob man nach links oder rechts spielt: Die Schlägervorderseite wird nämlich individuell gummiert, die Rückseite mit Gewichten grammgenau angepasst. Außerdem braucht man Bälle.

"Minigolf ist familienfreundlich – aber auch ein echter Sport!" Günther Zippel, Präsident des Wiener Bahnengolfverbands

5. Bälle? Mehrzahl?

Ja. Vereinsspieler haben oft über 500. Jeder hat andere Roll-, Rebound-, Flug-, Spur-, Kurven- und Sprungeigenschaften und reagiert auf Belag und Unebenheiten, Boden- und Lufttemperatur anders. Pro Bahn darf nur ein Ball verwendet werden. Es gibt über 2500 Bälle. Rare "Spezialbälle" werden mit bis zu 100 Euro gehandelt.

6. Ist das nicht ein wenig "dings"?

Nein, Leidenschaft: Einmal ein "Hole-in-one" ist oft Anfängerglück. Gute Turnierergebnis (auch mit der Familie) auf Dauer aber das Ergebnis von Übung, Präzision und Beständigkeit. Details sind da spielentscheidend. Wenn Kraft nämlich keine große Rolle spielt, sind Material, Technik, Fokus und Konzentration umso wichtiger.

7. Bewegt man sich so wie beim "großen" Golf?

Beinahe: Minigolf kommt vom "Putten", also dem Einlochspiel, beim Golf. Weite Schläge ("Drives") gibt es nicht. Hüftdrehung, Ausholen und Schläge aus der Schulter fallen also weg. Aber die Technik – also Stand, Körperspannung und Schlägerhaltung – ist dennoch entscheidend. Doch ob man "zieht" oder "schlägt" (je nachdem welche Hand am Schläger über der anderen liegt), bleibt jedem selbst überlassen. Auch ob man Füße und Ball in einem gleichschenkeligen Dreieck mit etwa 40 Zentimeter Schenkellänge platziert und nur leicht in die Knie geht oder "schwedisch" (tief im Knie und mit den Füßen weit weg vom Ball) spielt. Beim Nervenbehalten kommen Groß- und Minigolf dann wieder zusammen.

8. Stimmt, der Ball tanzt ja immer knapp am Loch vorbei.

Eben. Und da schmeißen viele Nerven und Schläger hin. Dann geht nix mehr – und Spaß macht es auch nicht. Profis trainieren deshalb nicht nur das Spiel, sondern auch Atemtechniken – und Ohrläppchenkneten.

9. Äh: Ohrläppchenkneten?

Ja. Im Ohrläppchen verstecken sich Triggerpunkte, die massiert beruhigend wirken.

10. Beim "Großgolf" gibt es Dresscodes. Beim Minigolf auch?

Nein. Beim Hobbyspiel sowieso nicht. Auf Filzbahnen sind aber Bleistiftabsätze verboten. Und im Bewerb sind Teamdressen vorgeschrieben – und Sportschuhe. "Schließlich", sagt Landesverbandspräsident Günter Zippel, "ist Minigolf Sport."

11. Weil es beim Golf ja auch das "19. Loch" gibt, gibt es auch die elfte Frage nach dem "sozialen" Element.

Das Vereinsleben nimmt – bei bis zu 25 Turnieren pro Saison – eine zentrale Rolle im Minigolfleben ein. Die Freude an einem Spiel, bei dem alle mitmachen können, ist, so Günter Zippel, das, was Minigolf ausmacht. Nicht nur bei Wettkampfsportlern: "Genau deshalb ist Minigolf ja der perfekte Urlaubs-, Sommer- und Familiensport."