Sarah Fischer blieb in der offenen Kategorie weit weg von Medaillen.

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Tokio – Die Niederösterreicherin Sarah Fischer ist am Montag bei den Olympischen Spielen in Tokio in der Klasse über 87 kg mit einer Zweikampfleistung von 220 Kilogramm auf dem zehnten Platz gelandet. Die chinesische Weltrekordhalterin Li Wenwen siegte erwartungsgemäß mit 320 Kilo – 140 im Reißen, 180 im Stoßen. Zweite wurde die Britin Emily Jade Campbell mit 283 kg, die mit 161 kg im Stoßen noch die US-Amerikanerin Sarah Elizabeth Robles um ein Kilo auf Platz drei verwies.

Optisch wirkte die Niederösterreicherin mit Abstand am leichtesten, sprich am unteren Limit, und fast fehl am Platz. Sie hatte versucht, sich in der Klasse bis 87 zu qualifizieren, war aber in die offene Kategorie gerutscht. Manche Konkurrentinnen brachten 150 bis 160 kg auf die Waage, weshalb Fischer schon im Vorfeld wusste: "Die ersten acht sind daher unter sich." Augenscheinlich wurde der Leistungsunterschied auch daran, dass sich die Österreicherin im Reißen zu Beginn 93 kg auflegen ließ, Li Wenwen aber bei 135 loslegte.

Die 20-jährige Fischer klärte 93 kg und 97 kg nach einem Fehlversuch. Ähnlich lief es für sie im Stoßen: Nach 117 kg ließ sie sich 123 kg auflegen, die sie ebenfalls nach einem Fehlversuch klärte. Der zweite Versuch war zunächst gültig gegeben worden, was nach einer Juryberatung aber zurückgenommen wurde. Im dritten Versuch schaffte sie das Gewicht technisch sauber und damit diskussionslos. "Ich kann sehr zufrieden sein", sagte Fischer, gab aber auch zu, dass sie sich in der Gewichtsklasse nicht wohlfühlte.

Selbstgestecktes Ziel verpasst

Fischer selbst sprach im Vorfeld davon, dass ein Ergebnis von 230 kg ein gutes wäre. Letztlich blieb sie zehn Kilo unter ihrem Ziel, schaffte aber das anvisierte Top-Ten-Ergebnis. Ihre Bestleistungen liegen im Reißen bei 105 kg und im Stoßen bei 132 kg sowie im Zweikampf bei 234 kg. In dieser Saison kam sie bei EM-Platz sieben im April in Moskau auf 99/123–222.

Viel Wirbel um Hubbard

Der Bewerb im Tokyo International Forum stand wegen der Neuseeländerin Laurel Hubbard unter großer medialer Beachtung. Der theaterähnliche Saal war – hinsichtlich Corona-Beschränkungen – eigentlich zu gut gefüllt, die Stimmung mit Geschrei und Applaus entsprechend. Viele Anfragen von Journalisten um Zutritt wurden abgelehnt, bevorzugt waren jene Nationen, die eine Athletin auf der Bühne hatten. Die sichtlich nervöse 43-Jährige beendete unter dem Klicken dutzender Fotoapparate den Wettbewerb nach drei Fehlversuchen über 125 kg im Reißen. Nach ihrem Aus stürmten Medienvertreter die Mixed-Zone. Das Interesse von TV, Radio und Print war enorm.

Zum Antreten von Hubbard, der ersten Transgender-Athletin bei Olympischen Spielen, gab es nicht nur wohlwollende Äußerungen, bei fair oder unfair gingen die Meinungen auseinander. Die 43-Jährige bekam aber Rückendeckung durch das Internationale Olympische Komitee, das im Antreten ein Zeichen der Offenheit und Inklusion sah und auf das eingehaltene Testosteronniveau verwies. Die Belgierin Anna van Bellinghen hingegen sprach von einem "schlechten Witz". Dementsprechend dankte die Neuseeländerin nach ihrem Ausscheiden dem IOC, den japanischen Veranstaltern und dem neuseeländischen olympischen Komitee.

Vor ihrer Geschlechtsanpassung jedenfalls hatte Hubbard 1998 eine Zweikampf-Bestleistung von 300 kg, 2019 wies sie eine Zweikampf-Bestleistung von immer noch 285 kg auf. (APA, 2.8.2021)