Bernhard Studlars Siegerstück "Lohn der Nacht" feiert am Donnerstag Uraufführung in Bregenz.

Foto: Doris Geml

Reichtum per se ist keine Sünde. Aber der Begriff "Arroganz des Kapitals" hat seinen Sinn. Unter diesem Motto rangiert Bernhard Studlars neues Stück bei den Bregenzer Festspielen, wo es am Donnerstag Uraufführung hat. Lohn der Nacht ging als Siegerstück aus dem Wettbewerb der Österreichischen Theaterallianz hervor und war ursprünglich gemeinsam mit Madame Butterfly auf der Seebühne geplant, die nun aber erst 2022 Premiere haben wird.

Es geht in Lohn der Nacht um Menschen, die versprengt durch die Nacht driften, und darum, wie sie sich zueinander verhalten: eine Opernsängerin, die ihre Babysitterin triezt, selbst aber von einem Mäzen in die Mangel genommen wird; ein aufgekratzter Fußballstar, der einen tödlichen Autounfall verursacht hat und einer alten Schulfreundin in die Arme läuft; ein Polizist, der einen Betrunkenen zur Räson bringt; und eine souveräne Würstelstandbetreiberin, bei der sie alle für kurze Zeit und fallweise gleichzeitig ihre Ruhe finden.

Überheblichkeit durch Geld

Hier lehnen Bierdosenwelterklärer herum und diskutieren über "the jumping point", den springenden Punkt im Leben. Es sind schnelle, süffige, unerwartet verlaufende Dialoge, die der vielfach ausgezeichnete Wiener Dramatiker Studlar (u. a. Heidelberger Stückemarkt) zu einem Drama versponnen hat, in dem das Miteinander im Zentrum steht. Ähnlich wie schon Nacht ohne Sterne (2017) fußt auch dieser, diverse Figuren gleichermaßen integrierende Text auf einer episodischen Dramaturgie, deren Vernetzungen erst im Verlauf kenntlich werden. Die spannende Frage ist, wer glaubt wen aufgrund seines Bankkontos in der Hand zu haben.

Die Uraufführung im Theater Kosmos, das nun erstmals mit den Bregenzer Festspielen koproduziert, inszeniert Jana Vetten. Ihre Inszenierung geht nach den Bregenzer Terminen auf Tournee und wird an allen Bühnen der Österreichischen Theaterallianz zu sehen sein: Phönix Theater in Linz, Klagenfurter Ensemble, Schauspielhaus Wien sowie am Theater am Lend in Graz. (afze, 3.8.2021)