Die Staatsbahn ÖBB stellt derzeit rund ein Drittel des in Österreich benötigten Bahnstroms selbst her. In Zukunft soll dieser Anteil deutlich steigen.

Burgenlands größter Energieversorger sichert sich einen Gleisanschluss – zumindest im übertragenen Sinn. Statt wie bisher Gewerbe-, Industrie- und Haushaltskunden mit Strom vorwiegend aus Windparks zu versorgen, wird Energie Burgenland künftig auch die ÖBB mit Strom aus nicht fossilen Quellen beliefern.

Das wird in einem ersten Schritt Sonnenstrom sein, in einem zweiten Schritt auch Strom aus Windparks, die man in den kommenden Jahren gemeinschaftlich errichten und den daraus gewonnenen Strom in das Bahnnetz einspeisen will. Zu diesem Zweck wurde ein Joint Venture gegründet, in dem Energie Burgenland und ÖBB gleichberechtigte Partner sind.

Niedrigere Frequenz im Bahnnetz

Dazu muss man wissen, dass Bahn- und öffentliches Netz zwei unterschiedliche paar Schuhe sind. Während das öffentliche Netz mit einer Frequenz von 50 Hertz (Hz) betrieben wird, ist das Bahnstromnetz aus historischen Gründen auf eine deutlich niedrigere Frequenz von 16,7 Hz ausgelegt. Neben Österreich ist das auch in Deutschland, der Schweiz, Schweden und Norwegen der Fall. Von dem in Österreich benötigten Bahnstrom stellt die ÖBB derzeit rund ein Drittel selbst her. Der Rest wird von Partnerraftwerken über das öffentliche 50-Hertz-Netz bezogen, auf die passende Frequenz umgeformt und in das gut 2000 km umfassende Bahnnetz eingespeist.

Mit der Energie Burgenland als Partner ändert sich das Verhältnis zwischen Eigenerzeugung und Fremdbezug. Das heißt letztlich auch Einsparungen bei den Kosten. Bis 2025 sollen, so sieht es die Rahmenvereinbarung vor, in den neu zu errichtenden Anlagen kumuliert 250 Gigawattstunden Strom erzeugt werden. Der ÖBB-Eigenstromanteil steigt damit schrittweise um 15 auf knapp 50 Prozent und wird künftig wohl noch höher sein, weil die ÖBB durch Effizienzsteigerungen noch mehr Strom aus bestehenden Anlagen holen will.

Acht Wasserkraftwerke, ein Solarpark

Acht Wasserkraftwerke hat die ÖBB derzeit in Betrieb – alle im Alpenbogen konzentriert. Das Pumpspeicherkraftwerk Tauernmoos in Salzburg ist derzeit in Bau, es soll plangemäß 2025 ans Netz gehen; das Kraftwerk Spullersee am Arberg, das wegen Umbauarbeiten schon einige Zeit außer Betrieb ist, wird um rund 31 Millionen Euro technisch auf den neuesten Stand gebracht. Sobald es wieder ans Netz geht, wird das Kraftwerk Spullersee um einiges mehr Strom erzeugen können als bisher. Zur Abrundung betreibt die ÖBB seit 2015 in Wilfleinsdorf nahe Bruck an der Leitha in Niederösterreich auch noch einen Solarpark. Eigenangaben zufolge war Wilfleinsdorf das weltweit erste Bahnstrom-Solarkraftwerk; dort wird der Strom gleich direkt von den Solarpaneelen auf 16,7 Hertz Wechselspannung umgewandelt und in die Oberleitung der Bahn eingespeist.

Die Energie Burgenland, an der die Landesholding Burgenland mit 51 Prozent beteiligt ist (die restlichen 49 Prozent hält die Burgenland Holding, die von der EVN dominiert wird), will das Gemeinschaftsunternehmen mit der ÖBB 2022 mit Leben erfüllen. Ein Solarpark nahe Donnerskirchen im Bezirk Eisenstadt soll ausschließlich Bahnstrom mit der benötigten Frequenz von 16,7 Hertz produzieren. Die ÖBB will Flächen auf Gebäuden zur Verfügung stellen für PV, gegebenenfalls auch Freiflächen, und sei es für die Produktion von Windenergie. (Günter Strobl, 3.8.2021)