Waldbrände in der Türkei

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Der türkische Autokrat Erdoğan hat schon Schuldige für die verheerenden Waldbrände an der Küste der türkischen Ägäis: "Terroristen" seien das vermutlich gewesen, die die Brände gelegt hätten, wahrscheinlich kurdische oder sonstige Feinde seiner Herrschaft.

Kenner der Region vermuten da anderes: wenn es überhaupt Brandstiftung war, dann eher durch Nachlässigkeit, Gleichgültigkeit gegenüber der Natur – oder, heißer Tipp, durch kriminelle Helfer der Baulobby. Das gilt für die Türkei wie für Griechenland, wo auch in abgefackelten Naturschutzgebieten wundersamerweise später Luxusapartments entstehen. Erdoğan selbst hat sich jetzt in einem Naturschutzgebiet bei Marmaris an der Ägäisküste um dutzende Millionen Euro einen Sommerpalast bauen lassen, wofür zehntausende Bäume gefällt wurden.

Größenwahn, Bauwut und kriminelle Freunderlwirtschaft

Für die verheerenden Waldbrände werden – soweit nicht gelegt – die Temperaturen über 40 Grad verantwortlich gemacht, die wiederum wohl auf den Klimawandel zurückgehen. Aber Größenwahn, Bauwut und kriminelle Freunderlwirtschaft tragen schon das ihre bei. Das Wahnsinnsprojekt eines "zweiten Bosporus", das Erdoğan betreibt, wird den letzten Wald bei Istanbul vernichten. Das Marmarameer bei Istanbul ist jetzt schon mit "Meeresrotz" (Algenschleim) bedeckt. Ursache: Pestizide, ungeklärte Abwässer, Klimaerwärmung. Und mangelnde demokratische Kontrolle. (Hans Rauscher, 3.8.2021)