Stärkefabrik Chiozza, Ruda, Italien

Stärke war im 19. und im beginnenden 20. Jahrhundert ein begehrtes Produkt. Die beste kam aus einer Fabrik in Friaul, die ihre Produkte in die ganze Welt exportierte: der Amideria Chiozza in Ruda, südlich von Udine. Die Mauern der Stärkefabrik, gegründet 1865, stillgelegt 1986, beherbergen ein Stück italienischer Industriegeschichte. Das Areal der Stärkefabrik in der Via Chiozza in Ruda ist nach wiederholtem Eindringen ungebetener Gäste nicht mehr öffentlich zugänglich. Die Associazione Amideria Chiozza organisiert aber immer wieder Veranstaltungen, um auf die besondere Geschichte der Anlage aufmerksam zu machen und um neue Unterstützer für deren Erhaltung zugewinnen.

Foto: Helmuth Weichselbraun

Therme Bad Bleiberg, Kärnten

Wirklich "lost" ist dieser Ort. In Bad Bleiberg sprudeln pro Minute 880 Liter Thermalwasser aus dem Berg, aber danach großteils ins Leere: Das öffentliche Bad, das man aus der Heilquelle gespeist hat, wurde 2014 geschlossen und 2019 abgerissen. Die Autoren haben dem wirtschaftlich leider nicht erfolgreichen Projekt ein Denkmal gesetzt.

Foto: Helmuth Weichselbraun

Tarvisio Centrale, Italien

Für diesen Grenzbahnhof ohne Anschluss ist der Zug seit der Jarhtausendwende abgefahren. Denn wo einst Luxuszüge haltgemacht haben, kommen heute nur mehr Radfahrer vorbei. Von den Schienen ist kaum noch etwas übrig, nur der Bahnhof steht noch, erinnert ein bisschen an den alten Glanz, wird aber langsam überwuchert und offenbar immer wieder von Vandalen heimgesucht. Der verlassene Ort liegt zwischen der Staatsgrenze bei Thörl-Maglern und Tarvis direkt an der Staatsstraße SS13.

Foto: Helmuth Weichselbraun

Fort Hensel, Italien

Fort Hensel, einst die mächtigste Festung der österreichischen Monarchie im Kanaltal, ist heute ein Abenteuerspielplatz. Das Bauwerk war tatsächlich eine Festung, allerdings in den Kriegen des 19. und 20. Jahrhunderts. Die Ruinen sind die mächtigsten Spuren, die der Untergang des alten Europa im heutigen Kanaltal hinterlassen hat. Die Anlage sollte ein Vorrücken feindlicher Truppen durch das Kanaltal verhindern, das zwischen Coccau und Pontebba ein Teil Österreichs war. Benannt ist sie nach ihrem Erbauer und ersten Verteidiger, Friedrich Hensel. Seit 2018 ist die Anlage öffentlich zugänglich. Wie tief man dabei in das Innere der Ruinen vordringen darf, ist in Ermangelung von Absperrungen nicht immer ersichtlich. Von einer Erkundung auf eigene Faust wird abgeraten. Das Fort liegt auf dem Hügel über dem Tunnel der Strada Statale Pontebbana (SS13) zwischen Ugovizza und Malborghetto.

Foto: Helmuth Weichselbraun

Baseballstadion von Prosecco, Italien

Kaum zu glauben, aber 1979 war die Gegend um Triest noch der Nabel der europäischen Baseballwelt. Richtig: Baseball. Von GIs nach dem Zweiten Weltkrieg in der Gegend populär gemacht, errichtete man in Prosecco ein Baseballstadion, wo 1979 sogar die Europameisterschaft ausgetragen wurde. Heute ist der Austragungsort gesperrt und verwüstet.

Das Baseballstadion befindet sich außerhalb von Prosecco unmittelbar an der Kreuzung der Strada Provinciale del Carso (SP1) mit der Strada Provinciale di Borgo Grotta Gigante (SP29A). Einblicke in das Areal sind auch vom öffentlich zugänglichen Parkplatz der Anlage beziehungsweise vom angrenzenden Fußballplatz möglich.

Foto: Helmuth Weichselbraun

Galeb, Titos Staatsjacht, Rijeka, Kroatien

Der jugoslawische Diktator Josip Broz Tito scheint sein 117 Meter langes Schinakl wirklich gern gehabt zu haben, 86.000 Seemeilen legte er bis zu seinem Tod 1980 damit zurück. Nun rostet die Galeb (Möwe) im Hafen von Rijeka vor sich hin. Seit 2010 gehört die Yacht der Stadt Rijeka, die sie zum Museum umbauen will. Als Kulturhauptstadt Europas 2020 nahm man das Projekt endlich in Angriff. Fertigstellung? Offen.

Noch kann die Galeb nicht besichtigt werden. Sie liegt aber gut sichtbar im abgesperrten Ostteil des Hafens und kann von dort bewundert werden.

Foto: Helmuth Weichselbraun

Burgruine Hochkraig, Kärnten

Mehr als 80 Jahre lang leuchtete ein riesiges Hakenkreuz vom Turm der Burgruine Hochkraig. Circa sechs mal sechs Meter groß leuchtete es in Weiß von der grauen Mauer. Und das seit 1934 – also schon vier Jahre vor dem "Anschluss" Österreichs an Hitler-Deutschland. Seit 2019 ist der Turm wieder "sauber". Zum Lost Place wurde die Ruine aber schon im 17. Jahrhundert, wie man im Buch nachlesen kann. Man sollte sie auf keinen Fall auf eigene Faust betreten.

Foto: Helmuth Weichselbraun

Strada Napoleonica und Park-Hotel Obelisco, Italien

Von französischen Besatzern begonnen, aber niemals vollendet, führt die Strada Napoleonica von Triest hinauf in die Berge und zu einer der einst besten Adressen der Stadt, dem Park-Hotel Obelisco. Im angrenzenden etwa sechs Hektar großen Park spielten die Gäste Tennis oder plantschten im Pool. Es steht seit 1985 leer und ist heute quasi ein Dschungelcamp – und laut Polizei ein Treffpunkt für Kleinkriminelle. Also besser, man betritt es nicht, meinen die Autoren.

Foto: Helmuth Weichselbraun

Bergwerk von Mežica, Slowenien und Kroatien

Die Autoren erkunden die unterirdische Welt des stillgelegten Bergwerks von Mežica mit dem Kanu – die eine Möglichkeit, die insgesamt 1.000 Kilometer langen Stollen, die teilweise geflutet sind, in all ihrer klaustrophobischen Pracht zu erleben. Die andere ist mit dem Mountainbike. Wer es probieren möchte, findet hier nähere Infos: podzemljepece.com/de

Foto: Helmuth Weichselbraun

Die Autoren laden in ihrem aktualisierten Bestseller dazu ein, selbst nachzuspüren und zu entdecken: mit Fotos, die die Orte in ihrer ganzen Vergänglichkeit zeigen. In Texten, die in die Geschichte eintauchen lassen. Und natürlich direkt vor Ort – mit vielen Geheimtipps für alle Lost-Places-Fans.

Georg Lux / Helmuth Weichselbraun: "Lost Places in der Alpen-Adria-Region", € 27, 208 Seiten, ISBN 978-3-222-13681-8, Styria Verlag

Erscheinungstermin: 30. August 2021

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Foto: Helmuth Weichselbraun