Juliette Binoche gehört zu den wenigen Stärken des gestrigen Films.

Foto: One Filmverleih

Martin Provost hat auch schon gute Filme über begabte und ausgestoßene Frauen gemacht, Séraphine beispielsweise, ein Film über eine putzende Malerin, und Violette, die Geschichte einer von Simone de Beauvoir protegierten Schriftstellerin aus armen Verhältnissen. Diesmal nimmt er sich jedoch keiner realen Figur an, sondern eines Klischees. Die perfekte Ehefrau heißt sein neues Werk.

OneFilmverleih

Gemeint ist damit Paulette van der Beek (Juliette Binoche), die Leiterin einer Haushaltsschule im Elsass, an der auch die Schwägerin Gilberte (Provosts Stammschauspielerin Yolande Moreau) und die strenge Nonne Marie-Thérèse (Noémie Lvovsky) unterrichten.

Das entfesselte und überzeichnete Zusammenspiel der drei Schauspielerinnen ist eine der Stärken des Films, der sich ansonsten nach altbewährtem französischem Komödienrezept der pastelligen Farbpalette eines Puppenspielhauses bedient und Klischee auf Klischee häuft: Da gibt es einen durch Gucklöcher spechtelnder Ehemann, eine wiederaufblühende Jugendliebe zu einem jüdischen Bänker, eine aufreizende Schülerin mit Bardot-Frisur und eine Schülerin aus besserem Hause, die sich für Mädchen interessiert – wir sind ja schließlich in einem Mädcheninternat.

Revolutionsfetisch

Nach schier endlosem Warten auf den Moment, in dem endlich mit den altbackenen Hausfrauenregeln aufgeräumt wird, kommt der dann mit entfesselter Wucht: erst die Liebe, dann die Hosen, dann der Sturm auf Paris im Mai ’68 – die Franzosen und ihr Revolutionsfetisch.

Kein Wunder, dass das am Ende nach hinten losgehen kann, was man unter anderem daran sieht, dass man für einen derart aus der Zeit gefallenen Film noch die nötige Finanzierung bekommt. (diva, 5.8.2021)