Foto: APA / Robert Jäger

Wien – Transparenz ist erklärtes Ziel einiger Bewerber um die ORF-Führung, auch von Roland Weißmann, der als aussichtsreicher Kandidat für die Bestellung des ORF-Generals am kommenden Dienstag gilt. Nun kann der STANDARD auch sein Bewerbungskonzept für die ORF-Führung zum Download anbieten.

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Das Bewerbungskonzept von Roland Weißmann für die ORF-Führung zum Download.

Erster großer Schwerpunkt in Weißmanns Konzept ist eine neue Unternehmens- und Entscheidungskultur für Österreichs größtes Medienunternehmen. Rund ein Drittel seines Papiers widmet sich diesem Thema, vom STANDARD schon hier zusammengefasst. Als zentrale Ziele definiert Weißmann Verlässlichkeit, Verantwortung und Transparenz – und "Mut".

Schwerpunkt zwei legt er auf Inhalte und Programm – wie andere Kandidaten stellt er das Publikum und Inhalt in den Vordergrund, die Entscheidung über den Ausspielkanal sei nachgeordnet. Konzeptvergleiche finden Sie hier zu TV und hier zum Radio.

Kooperationspläne

In diesem Kapitel kommt auch eine Vielzahl von Kooperationen – die etwa auch der amtierende General Alexander Wrabetz in seinem Konzept betont. Weißmann kündigt an:

  • Kooperation signalisiert Weißmann der privaten Konkurrenz und nennt als Beispiel gemeinsamen Lizenzerwerb, um Großereignisse in Sport oder Kultur im Free-TV zu halten. Als Beispiel führt er die Formel 1 an, die Rechte teilt sich nun Servus TV mit dem ORF (übrigens um einige Millionen Euro weniger als bisher).
  • Das Recht auf Kurzberichterstattung (von Sendern ohne Rechte am jeweiligen Event) will Weißmann erweitern um "weitere Sport- und Kulturgroßereignisse von erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung".
  • Er stellt mehr "Contentkooperationen" mit anderen österreichischen Medienunternehmen in Aussicht und nennt etwa gemeinsame Wahlberichterstattung oder Koproduktionen. "Mehr Kooperation könnte jedenfalls zu alternativen Finanzierungsmodellen führen – insbesondere bei teuren fiktionalen Produktionen und Dokumentationen." Er würde zudem "verstärkt gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsprojekte unterstützen".
  • Die Videoplattform von ORF und privaten Medienhäusern über die APA verspricht Weißmann "hinsichtlich des Bezieherkreises auszubauen und um weitere Programminhalte zu ergänzen".
  • Eine Streamingallianz sei "strategisches Ziel". Weißmann im Konzept über die geplante ORF-Streamingplattform "Player": "Auch wenn der ORF-Player in seiner Konzeption die Einbindung von Drittmedien und User-Generated Content vorsieht, wird eine gemeinsame österreichische Plattform nur dann erfolgreich sein, wenn alle beteiligten Medien als gleichberechtigte Partner auftreten. Ich will daher die Entwicklung einer gemeinsamen österreichischen Plattform zur Stärkung des Kreativstandorts nach dem Vorbild der Austria Videoplattform unterstützen."
  • Das ORF-Archiv solle breiter zugänglich werden, der ORF-Player – nach internationalem Vorbild – mit einem eigenen Archivmodul ausgestattet wird, das nach Ort und Datum durchsuchbar ist und somit einen historischen Bezug zu seinen Zusehern herstellt.
  • ORF-Inhalte sollten verstärkt "österreichische Bildungseinrichtungen, wie etwa im Rahmen der Bildungsplattform Edutube und der sogenannten Datenbank-Außenstellen an österreichischen Universitäten", zur Verfügung stehen.
  • Die Weitergabe von ORF-Archivinhalten an österreichische Medienunternehmen – über die derzeit bestehenden Möglichkeiten des kommerziellen Vertriebs hinaus und unter Berücksichtigung der entsprechenden kartell- und beihilfenrechtlichen Bestimmungen – sei "in bestimmten Programmbereichen im Sinne einer Teilöffnung des Radio- und Fernseharchivs denkbar".
  • Auch Weißmann erwähnt das lange schon diskutierte und vorbereitete gemeinsame österreichische Medien-Login: Die Entwicklung eines nationalen Logins "als Gegengewicht zu den bestehenden Logins von Google und Co" gewährleiste "eine sichere, vertrauenswürdige und datenschutzkonforme Lösung".
  • Eine gemeinsame Online-Werbevermarktung, ebenfalls schon lange in der Branche gewälzt, sei zu "forcieren": "Durch die gemeinsame Vermarktung von Onlineinhalten nationaler Medien könnte der ORF gemeinsam mit seinen Partnern wirksam dem Abfluss von Werbegeldern zu internationalen Plattformen entgegenwirken. Der ORF würde hier aufgrund seiner Marktgröße maßgeblich zum Erfolg dieses Projekts und zu einer österreichischen Wertschöpfung beitragen."
  • Weißmann äußert zudem europäische Kooperationsabsichten, etwa "verstärkten Programmaustausch", Ausbau von Kooperationen und Koproduktionen.
  • Auch er verweist auf die europäische Content-Sharing-Plattform im Rahmen der "European Collection", einer Kooperation von Arte, ARD, ZDF, France Télévisions und SRG SSR, und die Annäherung der Mediatheken von ARD und ZDF.
  • Der TV-Chefproducer des ORF verspricht zudem eine "breitere Vergabe" von Produktionsaufträgen auch im digitalen Bereich und Impulse für die Filmwirtschaft durch den ORF-Player.

Weißmann, unterstützt von der bürgerlichen Mehrheit im ORF-Stiftungsrat, betont in seinem Konzept wie schon bei seiner Präsentation zudem Unabhängigkeit und Vielfalt, etwa zum multimedialen Newsroom: "Die Unabhängigkeit, die Objektivität und der Binnenpluralismus sind dabei die wichtigsten Güter, die es zu erhalten gilt. Dafür werde ich mich mit all meiner Kraft einsetzen und das Projekt multimedialer Newsroom im Rahmen des beschriebenen Kulturwandels endlich umsetzen." (fid, 4.8.2021)