Der Journalistinnenkongress spricht sich öffentlich klar für Lisa Totzauer als neue ORF-Chefin aus. 2018 wurde sie mit der Goldenen Medienlöwin ausgezeichnet.

Foto: Mirjam Reither

Wien – Dass sich die Beirätinnen des Österreichischen Journalistinnenkongresses vor kurzem in einer Aussendung öffentlich für Bewerberin Lisa Totzauer, derzeit Channel-Managerin von ORF 1, als neue ORF-Chefin aussprechen, sorgt bei ORF-Formatentwicklerin Doroteja Gradištanac (viele werden sie unter Dodo Roščić kennen) für Unmut. "Als diesjährig Nominierte für die Goldene Medienlöwin bin ich erstaunt, und wahrscheinlich geht es vielen Kolleginnen auch so, wenn ich im Untertitel dieses Textes lese: 'Der österreichische Journalistinnenkongress unterstützt die Kandidatur von Lisa Totzauer'. Der österreichische Journalistinnenkongress? Das sind doch wir alle! Da werde ich ja 'mitgemeint'", schreibt sie auf Facebook.

Gradištanac weiter: "Auf Folgendes lege ich daher Wert: Als Angestellte des ORF steht es mir nicht nur nicht im Geringsten zu, sondern liegt mir auch fern, eine öffentliche Wahlempfehlung für die Wahl zur Generaldirektor*in abzugeben. Darüber hinaus finde ich das in diesem Text implizierte Theorem, besonders und/oder einzig Frauen würden frauenbewegt handeln und ein Unternehmen wie den ORF führen müssen/können, für prinzipiell brandgefährlich und einem zeitgemäßen Diskurs abträglich." Die grundsätzlich diverse Verfasstheit eines Unternehmens wie des ORF dürfe "nicht vorrangig am biologischen Geschlecht der jeweiligen Manager*in abgehandelt werden".

In der Aussendung des Journalistenkongresses heißt es: "Die Beirätinnen des Journalistinnenkongresses sind davon überzeugt, dass Lisa Totzauer alle Fähigkeiten mitbringt, die es für diese Top-Management-Position braucht: Kompetenz – journalistisch wie kaufmännisch, Teamfähigkeit, Verhandlungsgeschick und ein starkes Rückgrat. Lisa Totzauer hat das in drei Jahrzehnten ORF bewiesen." Totzauer könne "Sendungen und Programme gestalten, wenn man sie lässt. Sie kann den Etat halten, wenn man ihr die Finanzhoheit anvertraut, und sie kann Menschen führen, stark und unabhängig." Sie sei '"mutig, wenn es gilt, die richtigen Entscheidungen durchzusetzen. Ein unabhängiger ORF ist uns allen aus journalistischer und medienpolitischer Sicht wichtig. Deshalb unterstützen der Journalistinnenkongress und seine Beirätinnen die Kandidatur von Lisa Totzauer." (red, 5.8.2021)