In Stanz im Mürztal sind in einem Holzbau 20 Wohnungen und ein Nahversorger im Zentrum des Ortes entstanden.

Foto: J.J.Kucek

In Trixis Dorfladen gibt es in Stanz nicht nur Supermarktware, sondern auch regionale Produkte.

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Im Erdgeschoß stehen die Menschen an der Kassa, ein Stockwerk darüber die Gartenzwerge auf dem heimischen Grün. In Stanz, einer kleinen Gemeinde im steirischen Mürztal, wurde im Vorjahr neben dem Gemeindeamt ein Gebäude fertig, das mehrere für den Ort wichtige Funktionen in sich vereint.

Im Erdgeschoß befindet sich mit Trixis Dorfladen auf 250 Quadratmetern ein Nahversorger direkt im Zentrum. Darüber sind 20 generationenübergreifende Wohnungen rund um eine Grünfläche entstanden, entlang derer sich schon der eine oder andere Gartenzwerg breitgemacht hat. Hier wohnen Seniorinnen und Senioren in barrierefreien Wohnungen neben jungen Menschen in ihren Starterwohnungen.

"Die Idee war, schon verbrauchte Flächen im Ortszentrum zu beleben", sagt Bürgermeister Friedrich Pichler von der Bürgerinitiative Für eine lebenswerte Stanz. Mit den Wohnungen und dem Nahversorger, der auch lokale Produkte im Angebot hat, sollten dem Ortskern aber auch Leben eingehaucht und fußläufige Erledigungen erleichtert werden. Die Rechnung ist aufgegangen: Die Wohnungen sind voll, und Bewohnerinnen und Bewohner können in ihren Hauspatschen einkaufen gehen.

Wohnen im alten Gasthaus

Auf das Zusammenleben unterschiedlicher Generationen setzt die Oberwarter Siedlungsgenossenschaft (OSG) im Burgenland seit längerem. In Wiesen ist ein Projekt mit Senioren- und Starterwohnungen im Ortszentrum in Bau, weitere Projekte sind aktuell in Vorbereitung, wie OSG-Chef Alfred Kollar berichtet. Häufig nimmt sich der gemeinnützige Bauträger alter Gasthäuser im Ortszentrum an und haucht ihnen nach teils jahrzehntelangem Leerstand Leben ein.

Das Zusammenleben von Alt und Jung funktioniere so wie in jedem anderen Wohnhaus, betont Kollar: Gegenseitige Rücksichtnahme brauche es immer. Wichtig ist laut Kollar, dass solche Projekte im Ortszentrum entstehen. Denn ältere Mieterinnen – es sind häufig Frauen – seien oft alleinstehend und autolos. Häufig werde für die Wohnung das mit den Jahren zu groß gewordene Einfamilienhaus am Ortsrand aufgegeben.

Technische Ausstattung

Auf einen Mix von Alt und Jung setzt man nun auch bei Silver Living, einem Projektentwickler für betreutes Wohnen. In Graz werden demnächst zwei Projekte fertig, ein weiteres Wohnhaus befindet sich in Knittelfeld in Bau. Von 19 Wohneinheiten werden hier zwölf für betreutes Wohnen ausgestattet sein, der Rest an Jüngere vergeben.

Auch in Ebreichsdorf wurde Silver Living vom Projektentwickler Cuubuus mit der Konzeption für ein Wohnprojekt beauftragt, in dem die Generationen unter einem Dach leben sollen. Die Fertigstellung ist für 2022 geplant, von 52 Wohnungen werden 24 für "Best Ager" ausgestattet, wie Harald Jessl, CFO bei Cuubuus, erklärt. Also für "Menschen, denen es gut geht, die aber ein bisschen Unterstützung brauchen", etwa durch technische Ausstattung der Wohnung. Generell sei der Unterschied zu herkömmlichen Mietwohnungen nicht groß. Allerdings werde in Seniorenwohnungen das WC im Bad untergebracht, um den Raum zu vergrößern.

Garteln auf dem Dach

Ob es im Wohnalltag ein Zusammenleben geben wird oder ob man nur nebeneinander herlebt, liegt dann an den Bewohnerinnen und Bewohnern. In manchen Häusern der OSG sei eine Gemeinschaft entstanden, in der die Jüngeren für die Älteren einkaufen gehen und die Älteren im Gegenzug für die Jüngeren backen, erzählt Alfred Kollar.

In Ebreichsdorf wird es auf dem Dach die Möglichkeit zum gemeinsamen Garteln für Alt und Jung geben. Und wohl auch Platz für den einen oder anderen Gartenzwerg. (Franziska Zoidl, 10.8.2021)