Sag mir, wo du wohnst, und ich sag dir, wer du bist: Das gilt nicht nur, aber ganz besonders für den Luxusmarkt. Sehr begehrt: der erste Bezirk.

Foto: istockphoto/CHUNYIP WONG

Keine High Heels, keine Kinder und keine Haustiere: Daran müssen sich auch die zahlungskräftigen Kaufinteressenten und -interessentinnen auf der Baustelle künftiger Luxuswohnungen halten. Ein Baustellenhelm muss freilich auch getragen werden. Alles kein Problem für die meisten Interessenten – ganz besonders natürlich angesichts eines viel größeren Themas: Das, was von den meisten Kaufwilligen gesucht wird, gibt es derzeit am Wiener Luxusimmobilienmarkt nämlich nur sehr begrenzt.

"Die meisten Projekte im ersten Bezirk sind verkauft", berichtet etwa Michaela Orisich, Luxusimmobilienexpertin beim Maklerunternehmen Otto Immobilien. Dabei wünschen sich viele eine Adresse in der Inneren Stadt. Besonders gefragt wären hier Altbauwohnungen mit Größen ab 150 bis 200 Quadratmetern und mit einer kleinen Freifläche, erzählt die Expertin.

Die Suche nach solchen Wohnungen ist schwierig, darin sind sich Maklerinnen einig: "Es gibt derzeit wahnsinnig viel Nachfrage nach Altbauwohnungen", sagt auch die auf Luxusimmobilien spezialisierte Wiener Maklerin Elisabeth Rohr. "Besonders bei größeren Familienwohnungen gibt es kaum ein Angebot." Wenn sich in der Inneren Stadt tatsächlich gar nichts finden lässt, weichen manche über den Ring hinweg in andere Bezirke aus.

Suche im Grünen

Oder sie schauen sich gleich im Grünen um. Allerdings ist auch in diesen Gegenden – im 18., 19. und 13. Bezirk etwa oder gleich im Wiener Umland – das Angebot an Villen oder Landhäusern begrenzt, wie Luxusimmobilienmaklerin Elisabeth Karoly von Avantgarde Properties berichtet. Aktuell suche sie, wie sie sagt, "händeringend" nach passenden Immobilien und Grundstücken. Das sei eine Folge von Corona, ist sie überzeugt: "Jeder wollte plötzlich ein Haus."

In diesem Segment werden Häuser zwischen 450 und 1000 Quadratmeter Wohnfläche gesucht, am liebsten mit großem Grundstück und größerer Anzahl an Schlafzimmern. Manchmal werde ein Indoorpool gewünscht, häufig ein Outdoorpool und ein Wellnessbereich. Auch Weinkeller, Fitnessraum, Filmraum und Spielplatz stehen immer wieder auf der Wunschliste. "Viele wünschen sich zu Hause Urlaubsfeeling", sagt Elisabeth Karoly.

Betriebskosten im Fokus

Aber zurück in die Innere Stadt, wo in einigen quasi ausverkauften Projekten immer noch die Dachgeschoßwohnungen – früher der Inbegriff von Luxus – zu haben sind. Manchmal auch deshalb, weil diese nicht alle Anforderungen erfüllen, betont Maklerin Elisabeth Rohr. Dachschrägen sind im obersten Stockwerk nicht erwünscht. Gesucht werden ganz oben außerdem vor allem Wohnungen, die sich über nur eine Ebene erstrecken – und nicht über zwei oder drei.

Noch ein Punkt, auf den auch im Luxussegment geachtet wird, sind die Betriebskosten. So wird beispielsweise ein Concierge, der sich um kleine und große Anliegen kümmert, gerne gesehen – allerdings nur, wenn die Dienstleistung die Betriebskosten nicht in exorbitante Höhen jagt. "Besonders von Interessenten, die nicht ständig in Wien leben, werden diese Kosten sehr genau unter die Lupe genommen", sagt Rohr.

Kein Stellplatz, kein Kauf

Ausgerechnet aus diesem Grund rückt auch ein anderer Aspekt im hochpreisigen Segment in den Fokus, etwa was die Kühlung mit der – besonders im Vergleich zu Klimageräten – umweltfreundlicheren Fernkälte angeht: "Es wird zunehmend auf die Nachhaltigkeit geachtet– auch weil sich das auf die Höhe der Betriebskosten auswirkt, sagt Elisabeth Rohr.

Diesem Umweltgedanken läuft dann allerdings der ebenso gängige Wunsch nach einem oder gleich mehreren Stellplätzen für Autos, die am besten trockenen Fußes erreicht werden sollen, zuwider. An fehlenden Parkplätzen, sagt Rohr, würden Verkäufe immer wieder auch scheitern. (Franziska Zoidl, 11.8.2021)