Der Betreiber der Spähsoftware Pegasus, die zuletzt in Verruf geraten war, gehört seit 2019 der in London ansässigen Private-Equity-Firma Novalpina Capital.

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Einer der Gründer ist Stefan Kowski – hier bei einem Besuch in Davos im Jahr 2017.

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Die Zukunft des israelischen Hightech-Unternehmens NSO bleibt unklar. Der Betreiber der Spähsoftware Pegasus, die zuletzt in Verruf geraten war, gehört seit 2019 der in London ansässigen Private-Equity-Firma Novalpina Capital. Nach einer Rebellion der Investoren des mit einer Milliarde Euro ausgestatteten Novalpina-Investmentfonds, darunter milliardenschwere Pensionskassen in England und den USA, sollte der Fonds spätestens am Freitag einen neuen Betreiber erhalten. Bis Redaktionsschluss gab es darüber aber keine Klarheit.

Dem Fachblatt Private Equite International zufolge war eine fortdauernde Uneinigkeit unter den drei Gründern von Novalpina für die ausgesprochen ungewöhnliche Entscheidung verantwortlich, der Firma das Management des Fonds zu entziehen. Als Nachfolger steht das US-Unternehmen Berkeley Research Group bereit, berichtete vergangene Woche die Financial Times. Keine der beteiligten Firmen hat zu dem delikaten Vorgang öffentlich Stellung genommen, auch eine Anfrage des STANDARD blieb unbeantwortet.

Nase für gute Geschäfte

Einer der Novalpina-Gründer ist der gebürtige Österreicher Stefan Kowski. Freilich zählt in der Londoner Finanzindustrie fast alles – Arbeitseifer, Rücksichtslosigkeit, eine Nase für gute Geschäfte, ein tragfähiges Netzwerk – mehr als Herkunft oder Nationalität. Die globale Sprache ist ohnehin Englisch. Gefühle zu zeigen ist tabu, Loyalität ein Fremdwort. Mehr noch als in anderen Berufsgruppen gilt für die handelnden Personen der Finanzindustrie eine Art von Omertà, ein Schweigegelübde wie bei der Mafia.

Investmentbanker, Asset-Manager und Private-Equity-Verwalter vereint die Gewissheit, zu den Herren – Damen bleiben in der Branche Mangelware – der Welt zu zählen. Bestärkt wurden sie in dem Gefühl durch den Finanzcrash 2008: Erst ruinierten sie kollektiv die Weltwirtschaft, dann verdienten sie mit deren mühsamem Wiederaufbau den nächsten Millionenbonus.

Student des Jahres

Kowski muss im zarten Alter von 38 Jahren immerhin 25 Millionen Euro flüssiges Kapital sein Eigen genannt haben. Denn bei der Gründung von Novalpina 2017 legte dem Vernehmen nach jeder der drei Ursprungspartner diese Summe in die Gemeinschaftskasse.

Über Kowski ist nicht viel bekannt. Der 42-Jährige wurde am 16. Februar 1979 in Hall in Tirol geboren. Seine Familie stammt aus der Ortschaft Fritzens. Kowski besuchte die Handelsakademie, wo er fast jedes Jahr mit Auszeichnung abschloss. Er nahm erfolgreich an Redewettbewerben teil und wurde im Jahr 2000 zum "Student des Jahres" an der Uni Innsbruck gewählt, wo er im Jahr 2001 seine Diplomarbeit schrieb. Danach studierte er in Harvard und ging 2005 nach London, um Investmentbanker zu werden. (Sebastian Borger aus London, Steffen Arora 7.8.2021)