In Wien kann man sich sogar im Bus impfen lassen.

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Wien – Koste es, was es wolle. Das war von Anfang an die Devise der Regierung im Kampf gegen die Covid-Pandemie. Schön langsam wollen nun viele wissen, wie viel es denn kostet. Doch einen Supercomputer, der auf Mausklick den jeweils aktuellen Stand der Ausgaben für Corona-Maßnahmen ausspuckt, gibt es nicht. Hier eine Annäherung an die Summen, die für Impfungen und Tests angefallen sind.

1,8 Milliarden Euro für Tests

Das Gesundheitsministerium hat bisher weit mehr als eine Milliarde Euro für rund 68 Millionen Testungen ausgegeben. Im Büro von Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) rechnet man damit, dass Ende des Jahres die Zahl 1.800.000.000 auf der Kostenseite steht. Das sei eine konservative Schätzung, heißt es auf Anfrage des STANDARD.

Die Kosten der betrieblichen Testungen (bisher waren es rund 5,6 Millionen) und der Tests an den Schulen (35,9 Millionen) seien hier aber noch gar nicht inkludiert. Dazu kommen auch noch etliche Nebenkosten wie etwa Mieten für Hallen, in denen Massentests durchgeführt wurden – und für die wiederum Security-Kräfte angeheuert werden mussten. Bis die Bundesländer dem Bund Abrechnungen schicken, werden noch Monate vergehen.

Billiger geworden

Auch bei der Stadt Wien heißt es, dass Kostenangaben zu Tests diffizil seien, weil die verschiedenen Testschienen nach den jeweiligen gesetzlichen Grundlagen mit mehreren Stellen in unterschiedlichen Zeiträumen abgerechnet wurden und werden. Verlässliche Angaben gibt es für das Wiener Testprogramm "Alles gurgelt": Pro Woche werden hier derzeit rund 260.000 Tests durchgeführt. Pro Test fallen aktuell Kosten von rund acht Euro an – alles inklusive, also Testkit, Logistik und Auswertung. Wöchentlich sind das 2,1 Millionen Euro, monatlich 8,4 Millionen Euro.

Das Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) weist darauf hin, dass Testen dank "Alles gurgelt" billiger geworden sei. Vor einem Jahr habe allein die Laboranalyse für einen PCR-Test rund 80 Euro gekostet. Wohl auch deswegen wird die Aktion, in die Super- und Drogeriemärkte eingebunden sind, in die Bundesländer exportiert.

Gratistest-Ende für Hacker kein Thema

Zum Thema Ende für Gratistests, wie es ÖVP-Politiker und die Ärztekammer fordern, sagt Hacker: "Solange wir uns in der Pandemie befinden, werden wir das Testen und das Impfen als zentrale Manöver brauchen. Das ist keine Frage von entweder/oder – beide Instrumente sind notwendig und ergänzen einander." Alle Experten warnten vor einer neuerlichen Verschärfung der Situation wegen der Delta-Variante. "Angesichts dessen eine Debatte über das Ende der Gratistests vom Zaun zu brechen ist absurd und absolut nicht nachvollziehbar", sagt Hacker zum STANDARD.

400 Millionen Euro für Impfungen

Die Impfungen sind vergleichsweise einfacher abzuschätzen, aber auch hier gibt es noch unbekannte Kostenfaktoren. Bisher hat Österreich rund 400 Millionen Euro für Impfstoffe ausgegeben. Für 2022 und 2023 will die Regierung um 800 Millionen Euro weitere 42 Millionen Impfdosen einkaufen – 35 Millionen von Pfizer/Biontech, drei Millionen von Moderna und vier Millionen von Johnson & Johnson. Astra Zeneca steht nicht mehr auf Österreichs Einkaufsliste.

In der Bundeshauptstadt sind für die Covid-Schutzimpfung bisher Kosten von rund 30 Millionen Euro angefallen – das umfasst alle Bereiche, von der Anmietung der Infrastruktur über das Personal bis hin zur Impforganisation. Die Kosten werden mit dem Bund abgerechnet.

Offene Rechnung mit Ärzten

Offen ist noch, welche Kosten auf die Gesundheitskasse zukommen. Niedergelassene Ärzte verrechnen beispielsweise pro Impfung 25 Euro. Für mobile Impfeinsätze, etwa in Heimen oder in Impfbussen, gibt es eine Pauschale von 150 Euro pro Stunde.

Unterm Strich bleibt zwar vorläufig keine Endsumme, aber die Erkenntnis, dass Testen in der bisherigen Häufigkeit wesentlich mehr kostet als Impfen. (Michael Simoner, 7.8.2021)