Im Sommersemester war der Ninja auf dem Testpass noch rot, wie auf dem hier abgebildeten, im Herbst wird die Figur blau sein. Die Funktion bleibt gleich: Die Sticker belegen, dass Kinder den Coronatest negativ absolviert haben und somit Zutritt zu Sportvereinen, in Restaurants oder zum Frisör haben.

Foto: APA / Herbert Neubauer

Wien – Sie tauchen auf in Spielfilmen und Comics, als Legofiguren und in Computerspielen – und seit vergangenem Sommersemester auch in den Corona-Testpässen der österreichischen Schülerinnen und Schüler: Ninjas. Die Figur dieser besonders ausgebildeten Kämpfer kommt ursprünglich aus Japan und das Wort Ninja bedeutet im Deutschen "Verborgener". In der Corona-Pandemie sollten sie für die Schülerinnen und Schüler die Türen öffnen zu Sportvereinen, Veranstaltungen, Lokalen oder beispielsweise auch, um einen professionellen Haarschnitt im Frisiersalon zu bekommen. Für jeden der wöchentlich drei Coronatests in den Schulen wurde ein Sticker in den "Ninjapass" eingeklebt – und diverse Freizeitvergnügungen oder private Aktivitäten, für die ein negativer Coronatest Voraussetzung war, wurden damit ermöglicht.

430.000 Euro für Werbung, 87.500 Euro für Pässe und Sticker

Die FPÖ hat nun eine Information, die bisher quasi noch im Verborgenen lag, im Rahmen einer parlamentarischen Anfrage an Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) erfragt. Sie hat nämlich in Erfahrung gebracht, dass die Bewerbung der Ninjapässe mit 430.000 Euro rund fünfmal so viel gekostet hat wie die Erstellung und Produktion der insgesamt 1,2 Millionen Pässe selbst inklusive 28,8 Millionen Stickern, für die Kosten in Höhe von 87.500 Euro anfielen.

Wie die Austria Presseagentur am Samstag berichtete, entfielen alleine auf Werbung im ORF-Fernsehen 163.800 Euro, der Rest wurde für Inserate in Tageszeitungen und Zeitschriften sowie für Radio-Spots aufgewendet.

FPÖ wirft Bildungsminister "Eigen-PR" vor

Der freiheitliche Bildungssprecher Hermann Brückl kritisiert das als reine Geldverschwendung: "Wenn der Ninja-Testpass ohnehin automatisch in den Schulklassen an die Schülerinnen und Schüler verteilt wurde und die Kinder ihre Tests per Pickerl dokumentierten, warum musste dann dieser Stickerpass im ORF und in diversen Printmedien um knapp 432.000 Euro beworben werden?", fragt der FPÖ-Abgeordnete im Gespräch mit der APA und gibt auch gleich eine Antwort darauf: "Das ist eine reine Steuergeldverschwendung und diente lediglich zur Eigen-PR von ÖVP-Bildungsminister Faßmann."

Ministerium verweist auf staatliche Autorisierung der Testergebnisse

DER STANDARD konfrontierte das Bildungsressort mit dem Vorwurf und fragte im Ministerkabinett nach, wie dort die hohen Kosten für Werbung und Information begründet werden. "Wir mussten als staatliche Prüfstelle ja die Betriebe informieren, damit diese die Ninjapässe der Schulen auch als offiziell autorisierte Testergebnisse akzeptieren", hieß es am Samstagvormittag aus dem Büro von Minister Faßmann. Dazu habe man Inserate geschaltet und die Betriebe mit Informationsmaterial versorgt.

Das Prinzip ist vergleichbar mit den autorisierten Testangeboten in offiziellen Impfstraßen oder Apotheken, die in bestimmten Situationen vorgelegt werden müssen, weil etwa keine privaten Wohnzimmertests akzeptiert werden. Es musste also kommuniziert werden, dass die Ninjapässe der Kinder und Jugendlichen bzw. die mit Sticker dokumentierten Testergebnisse quasi offizielle, vom Ministerium geprüfte Dokumente sind.

Herbst-Edition braucht keine Werbung mehr

Die in der Anfragebeantwortung genannten Kosten aus der Einführungsphase seien für das bevorstehende Herbstsemester allerdings "nicht mehr nötig, weil der Ninjapass jetzt ja als Zutrittsberechtigung schon bekannt ist", heißt es im Ministerium. Somit verursache die Herbst-Edition der insgesamt 1,2 Millionen Ninjapässe für alle Schülerinnen und Schüler insgesamt nur noch Druckkosten in Höhe von 16.200 Euro.

89 Millionen Euro für Antigentests in den Schulen

Eine Vergleichszahl: Insgesamt haben laut STANDARD-Informationen aus dem Bildungsministerium alle Corona-Antigentests in den Schulen bis Mitte Juni rund 89 Millionen Euro gekostet. Bereits bis Ende März waren für die Schulen insgesamt 21,4 Millionen Testkits (Antigentests) für Selbsttests angeschafft worden, was Kosten in Höhe von 84,15 Millionen Euro verusacht hat. (Lisa Nimmervoll, 7.82021)