Daniela Kraus, Managerin des Presseclubs Concordia.

Foto: Luzia Puiu

DER STANDARD hat Medienexpertinnen und -experten, Medienwissenschafter und -wissenschafterinnen, Medienpolitikerinnen und -politiker und auch Bewerber und Bewerberinnen um möglichst konkrete Ideen, Vorstellungen und Vorschläge für einen idealen ORF gebeten.

Einen ORF, der mit Information unterhält und mit Unterhaltung informiert, das wünscht sich unter anderen Daniela Kraus, Generalsekretärin des Presseclubs Concordia, sowie eine Politik, die dem ORF größtmögliche Unabhängigkeit ermöglicht.

Daniela Kraus:

Der ideale öffentlich-rechtliche Rundfunk ...

... präsentiert die komplexen Themen, die zum Verständnis der Gegenwart notwendig sind, aus unterschiedlichen Perspektiven und bereitet sie so einfallsreich und schmackhaft auf, dass er allen Menschen in Österreich eigenständige Entscheidungen, Aha-Erlebnisse, ästhetischen Genuss und differenzierte Weltdeutung ermöglicht.

... regt zum Denken und zum Reden und zum Lachen an.

... unterhält mit Information und informiert mit Unterhaltung.

... nutzt dazu Formate für viele Geschmäcker und Kanäle für alle Mediennutzungsgewohnheiten und darf das auch, ja wird verpflichtet, öffentlich-rechtliche Inhalte auf allen Plattformen anzubieten – und was er einmal produziert hat, der Öffentlichkeit dauerhaft als wachsendes Archiv der Gesellschaft zur Verfügung zu stellen.

... hat Mut zum Neuen, schreckt vor dem Experimentellen nicht zurück, wählt beim Mainstream weise, verzichtet auf das Abgeschmackte und Ausgekaute.

... bietet gescheiten, unabhängigen, kreativen, umsichtigen, kritischen, unterhaltsamen, wachsamen – und ganz unterschiedlich alten, sozialisierten, ausgebildeten – Menschen ein Arbeitsumfeld, in dem sie das Beste für ihr Publikum schaffen können.

... ist Innovator und Vorbild für andere Medien, national und international.

Die ideale Politik ...

... ermöglicht dem idealen öffentlich-rechtlichen Rundfunk Unabhängigkeit, weil sie entspannt ist, weil sie Unabhängigkeit nicht fürchtet, im Gegenteil für Grundbedingung aufgeklärter Wählerentscheidungen hält.

... befreit den öffentlich-rechtlichen Rundfunk von ihrem direkten Einfluss.

... gibt in den Gremien ihre Entscheidungsmehrheit zugunsten der Expert*innen und Vertreter*innen gesellschaftlicher Vielfalt ab.

... ermöglicht, dass Entscheidungs- und Aufsichtsorgane, Führungskräfte und Personal nach klar definierten und öffentlich nachvollziehbaren Kriterien, deren erstes fachliche Qualifikation für die jeweilige Position ist, ausgeschrieben und besetzt werden.

... verpflichtet sich und den idealen öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu größtmöglicher Transparenz und Offenheit – damit die, denen beide in erster Linie Rechenschaft schulden, die Bürger*innen, wissen, was warum wie entschieden wird. (red, 10.8.2021)