Mattersburg – Wo sind "Mickey" und "Jackie" abgeblieben? Das ist ein Rätsel, das die burgenländische Polizei beschäftigt. Es geht um zwei Schweine, die im Zuge eines Protests gegen einen Zuchtbetrieb im Bezirk Mattersburg innerhalb weniger Stunden gleich zweimal von Tierschützerinnen und Tierschützern "befreit" wurden. Seit Freitagfrüh sind sie verschwunden. Bisher Unbekannte brachten die Tiere laut dem Verein gegen Tierfabriken (VGT) "in Sicherheit". Aus Sicht der Polizei fehlen die Schweine, daher ermittelt sie wegen Diebstahls.

Die Schweine sollen sich "in Sicherheit" befinden, teilte der Verein gegen Tierfabriken (VGT) per Aussendung mit. Ihr Aufenthaltsort ist unbekannt.
Foto: APA/dpa/Carsten Rehder

Begonnen hat alles mit einer Demonstration des VGT am vergangenen Donnerstag. Die Zustände in Vollspaltbodenfabriken seien "erschreckend", so auch in jenem burgenländischen Betrieb mit fast 3.000 Tieren, sagte VGT-Obmann Martin Balluch. Die Tierschützerinnen und Tierschützer bauten vor dem Gebäude ein Freigehege für die "Befreiten" auf. "Die Schweine sehen zum ersten Mal, dass es eine Welt außerhalb der Fabriksmauern gibt", schrieb der VGT in einer Aussendung. "Sie stehen erstmals in ihrem Leben auf einem weichen Naturboden statt auf scharfkantigen Betonspalten."

Dann wird die Sache unübersichtlich. Laut den Tierschützerinnen und Tierschützern habe der Landwirt dem VGT die beiden Schweine geschenkt. Sie sollten anschließend von der Tierrettung abgeholt und daraufhin in ein Tierheim in Oberösterreich gebracht werden. Doch der besagte Landwirt, der auf Anfrage des STANDARD keine Stellungnahme abgeben will, soll die Schenkung nachträglich zurückgenommen haben.

Langsam zu "voller Gesundheit"

Laut VGT wurden Mickey und Jackie zum Schlachthof gebracht, nachdem die Polizei die Demonstration aufgelöst hatte. Die Aktivisten verbreiteten ein Foto, dem zufolge die Schweine über Nacht in einem Transportanhänger eines Traktors verblieben sein sollen, der in einer Halle stand. Die Exekutive erklärt, dass die Tiere auf Anordnung der Amtsärztin in eine Quarantänestation kamen.

Freitagfrüh fehlte von Mickey und Jackie dann aber jede Spur. Der VGT jubilierte, dass die Schweine "erneut gerettet" werden konnten. Die Polizei soll sie in jenem Tierheim vermutet haben, in das sie ursprünglich gebracht werden sollten. Dort seien sie aber nicht gewesen, berichtete der VGT. Dazu sagte die Polizei vorläufig nichts.

Der VGT versendete am Montag Fotos, auf denen die Schweine zu sehen sein sollen. Sie würden die "für Vollspaltenboden typischen Krankheiten und Verletzungen" aufweisen, an ihrem neuen Ort aber "langsam wieder zu voller Gesundheit zurückfinden".

Schweinebauern kritisieren den VGT

Wenig Freude mit der Aktion des VGT hat der Verband Österreichischer Schweinebauern (VÖS). Der lehnt eine solche "Selbstjustiz" entschieden ab und prüft rechtliche Schritte. "Das Entwenden von Tieren aus Ställen hat mit Aktivismus nichts mehr zu tun, sondern ist ein Eingriff in die Rechte der Bäuerinnen und Bauern", heißt es in einer Aussendung des Verbands. "Außerdem ist entschieden darauf hinzuweisen, dass die Foto-und Videoaussendungen des VGT in den meisten Fällen weder die Realität der betroffenen Betriebe noch der gesamten österreichischen Schweinehaltung abbilden". (jan)