Sebastian Aigner will mit seiner 21 Group "zu einem der bedeutendsten Immobilieninvestoren in Österreich" werden.

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Er ist 30 und hat in den vergangenen fünf Jahren aus dem Nichts eine Firmengruppe geschaffen, die bis jetzt 16 Immobilienprojekte mit Gesamtinvestitionskosten von 244 Millionen Euro begleitet hat. Dabei ist Sebastian Aigner, Gründer und Chef der in Linz beheimateten 21 Group AG, in die Immobilienfinanzierung mehr hineingerutscht, als dass er das aktiv angestrebt hätte.

"Es war Zufall, ein Nebenjob im letzten Jahr Gymnasium, der mich auf den Geschmack gebracht hat", sagt Aigner im STANDARD-Gespräch. "Es ging um die Aufbereitung und Finanzierung von Landwirtschaftsbetrieben." Zahlen hätten es ihm schon immer angetan.

Selbstständig kurz nach Lehmann-Pleite

Kurz nach der Matura machte sich Aigner 2008 selbstständig. Es war der 22. September. "Mir war das gar nicht so bewusst, was eine Finanz- und Wirtschaftskrise ist. Ich war gerade 18 Jahre alt", erinnert er sich. Eine Woche davor, am 15. September 2008, hatte die US-Bank Lehmann Brothers die größte Pleite eines Unternehmens hingelegt, die die Welt bis dahin gesehen hatte.

Was den Vielarbeiter nicht weiter verunsicherte. "Ich habe gemerkt, dass die Landwirte vor einer Finanzierungsklemme stehen. Früher ist der Bauer zur Hausbank gegangen und hat gesagt: 'Karl, ich brauch einen Kredit für einen neuen Traktor. Wir kennen uns seit der Schule, ich zahle den pünktlich zurück.' Plötzlich ging das nicht mehr. Die Bank verlangte eine Darstellung der Rückzahlungsfähigkeit." Finanzierungskonzepte, Rentabilitätsberechnungen, Businesspläne – darin sah Aigner seine Berufung.

Crowdinvesting 1.0

Doch wer vertraut jemandem, der gerade die Matura gemacht hat, sonst aber wenig vorweisen kann? Es war wieder ein Zufall, der half. Aigner: "In einem Dorf im Mühlviertel gibt es einen Hügel, darauf ein Bauernhof. Dem Besitzer habe ich die Finanzierung für eine große PV-Anlage aufgestellt – mein erster Kunde. Alle im Dorf haben das gesehen und sich gefragt, wie der das macht. Keine Bank finanziert das im Normalfall. Plötzlich sind die Anfragen an mich ganz allein gekommen."

Mit Verschärfung der Eigenkapitalvorschriften seien mehr und mehr Landwirte vor der Situation gestanden, keine Bankfinanzierung zu bekommen, weil Eigenkapital fehlte. "Ich habe Crowdinvesting 1.0 gemacht und vermögende Landwirte mit kapitalsuchenden Landwirten vernetzt. Die haben das Kapital zur Verfügung gestellt, damit der Bauer den Stall erweitern oder sonst was damit machen kann."

Nach dem Bundesheer sollte er auf Anraten seiner Eltern nach St. Gallen gehen und Wirtschaft studieren. Dazu kam es nicht. Aigner: "Ich habe mir gedacht, das mit den Landwirten hat gut funktioniert, das mache ich weiter, das macht Spaß."

Hochwertige Immobilien im Fokus

Seit fünf Jahren sind hochwertige Immobilien das neue Steckenpferd von Aigner. An der Donau-Universität Krems hat Aigner inzwischen im zweiten Bildungsweg den "Akademischen Betriebsorganisator" und den "Akademischen Finanzdienstleister" gemacht.

Vergleiche mit dem Tiroler René Benko wischt er vom Tisch. "Ich habe keine Vorbilder und aktuell auch keine Zeit, links und rechts zu schauen", sagt er. Sein Ziel sei es, mit der 21 Group, deren Namen für Immobilienfinanzierung des 21. Jahrhunderts steht, "zu einem der bedeutendsten Immobilieninvestoren in Österreich" aufzusteigen.

Wien und Salzburg im Visier

Nach Oberösterreich hält Aigner verstärkt in Wien Ausschau nach Projekten, sieht aber auch Salzburg und den Raum Klagenfurt als interessante Märkte. Der Jungunternehmer schwört auf Mezzaninkapital, eine Mischform von Eigen- und Fremdkapital. 21 Group hängt immer mit eigenem Geld drin. Aigner: "Wir verdienen mit dem Investor, nicht am Investor." Die Mindestinvestition beträgt 100.000 Euro. Spekulation lehnt er entschieden ab. (Günther Strobl, 10.8.2021)