Indonesien: Soldatinnen werden vor der Rekrutierung noch immer missbräuchlichen Praktiken unterworfen.

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Jakarta – In Indonesien gibt es wieder einmal Diskussionen über die skurrile Praxis, die Jungfräulichkeit von Soldatinnen vor deren Rekrutierung zu überprüfen. Obwohl der Stabschef der Armee, General Andika Perkasa, im Juli erklärt hatte, dass für Frauen und Männer die gleichen Regeln gelten sollten, wird der "Jungfrauentest" nach wie vor durchgeführt. Jetzt fordern Menschenrechtsorganisationen eine Aufhebung der Praxis beim gesamten Militär.

Beim Militär des südostasiatischen Landes wird seit vielen Jahren mittels eines sogenannten Zweifingertests festgestellt, ob eine Anwärterin schon sexuell aktiv war. Nur Jungfrauen seien mental geeignet, um ihrem Land mit der Waffe zu dienen, lautet die Regel.

"Jungfräulichkeit" als Voraussetzung

Perkasa hatte im Juli gesagt, "Gesundheitstests, die für den Zweck der Rekrutierung irrelevant sind, sollten abgeschafft werden". Der Sprecher der Streitkräfte des Inselstaats, Djawara Whimbo, sagte der dpa aber jetzt, dass die Untersuchung der Jungfräulichkeit weiter Teil der Voraussetzungen für eine militärische Laufbahn bleibe. Auch die Verlobten von Soldaten müssten sich den Tests unterziehen. "Die Regeln haben sich nicht geändert." Männer und Frauen seien verschieden. "Manche Frauen sind anfällig für Gebärmutterhalskrebs", betonte Whimbo, ohne das näher zu erläutern.

Missbräuchlich und diskriminierend

Die Organisation Human Rights Watch (HRW) begrüßte die Worte Perkasas und nannte die Jungfräulichkeitstests in einer Mitteilung "missbräuchlich, unwissenschaftlich und diskriminierend". Die Verfahrensweise hätte schon vor 50 Jahren abgeschafft werden müssen, sagte Andreas Harsono von HRW Indonesia am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. "Die Luftwaffe und die Marine sollten nachziehen, wenn sie zivilisierte Organisationen sein wollen." Die Polizei habe die Rekrutierungstests immerhin schon 2015 eingestellt. (APA, dpa, 9.8.2021)