Schaut spektakulär aus, ist aber nicht ungefährlich: Drei Bergsteiger am Grat vor einer massiven Gewitterzelle.

foto: gerhard mössmer/alpenverein

Auch an den heimischen Seen ein Thema: Gewitterstimmung am Attersee.

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Es geht ganz schön wild zu in den Wolken über Österreich: Zählt man alle Entladungsarten – also Wolke–Erde, Wolke–Wolke und Wolke-intern – zusammen, werden österreichweit pro Jahr bis zu einer Million Blitze registriert. Heuer waren es bereits 850.000, es wird wohl ein starkes Jahr werden. Weltweit finden etwa 100 Blitzereignisse pro Sekunde statt.

Gezählt werden die Blitze hierzulande vom Ortungssystem Aldis (Austrian Lightning Detection & Information System), das vom Österreichischen Verband für Elektrotechnik und der Verbundtochter APG betrieben wird. Acht über Österreich verteilte Sensoren messen und registrieren die Entladungen.

Steiermark und Kärnten

Am häufigsten schlagen die Aldis-Sensoren in der wärmeren Jahreszeit und in der zweiten Tageshälfte an. Dies – sehr stark vereinfacht dargestellt – deshalb, weil die warme und feuchte Luft rasch in große und kühlere Höhen hinaufgesaugt wird, dort kondensiert beziehungsweise friert und aus der Reibung zwischen Eiskristallen und Wassertröpfchen elektrische Ladung entsteht.

Am häufigsten blitzt es in der Steiermark und in Kärnten. In der Steiermark werden über zwei Blitzeinschläge auf der Erde pro Quadratkilometer jährlich gezählt, in Kärnten etwas weniger als zwei.

Die größte Blitzdichte weist Aldis für den steirischen Bezirk Weiz mit 2,87 Einschlägen, die geringste für den Vorarlberger Bezirk Feldkirch mit 0,73 Einschlägen pro Quadratkilometer und Jahr aus.

Weniger Unfälle – kaum Tote

Zwar ist die Datenlage in Sachen Blitzunfälle in Österreich etwas unübersichtlich – so weisen laut dem Fachmagazin berg&steigen die Statistiken der Bundesbehörden insgesamt weniger Verunfallte für Österreich aus, als im selben Zeitraum an Blitzunfällen allein im alpinen Gelände gemeldet wurden –, die Tendenz ist aber dennoch ganz klar: "In den 1960er-Jahren starben pro Jahr 20 bis 40 Menschen in Österreich durch Blitzschlag. Mittlerweile sind es durchschnittlich zwei bis drei Blitztote pro Jahr", heißt es in einer Aussendung der Blitzexperten von Aldis.

Dies vor allem deshalb, weil die Prognosen deutlich besser geworden sind. So agieren die Sturmwarnungen (mit Leuchtsignal für Segler und Schwimmer) an den heimischen Seen – gestützt auf Blitzortung und Regenradar – inzwischen mit einer für Laien erstaunlichen Präzision.

Weniger Feldarbeit

Bei Aldis führt man aber auch den Wandel in der Erwerbsstruktur an: Früher gab es die meisten Verletzten und Toten in der Landwirtschaft. Auf dem Feld würden heute aber weniger Leute arbeiten, und diese seien durch Fahrzeuge besser geschützt.

Und auch wenn die Zahl der Toten rückläufig ist, die Überlebenswahrscheinlichkeit nach einem "Treffer" bei 94 Prozent liegt und auch allein auf die Bergwelt bezogen zwischen 2006 und 2014 nur vier Personen von Blitzen getötet worden sind, ganz ohne ist die Blitzgefahr weiterhin nicht. 2019 ereigneten sich gleich mehrere Blitzunfälle an Klettersteigen.

Blitz, Starkregen und Steinschlag

Wobei der Alpenverein in einer aktuellen Punktation zum richtigen Verhalten bei Gewittern vor allem auf einen zentralen Punkt hinweist: "Richtige Touren- und Zeitplanung sowie rechtzeitiges Umkehren sind wesentlich, um nicht in ein Gewitter zu kommen." Oder wie es der Salzburger Alpinjournalist Clemens M. Hutter launig formuliert: "Ein Blitz kommt nie aus heiterem Himmel."

Neben den Blitzen bringen für Michael Larcher, Leiter der Abteilung Bergsport beim Alpenverein, Gewitter noch ganz andere Gefahren mit sich: "Gewitter sind oft mit Starkregen verbunden. In kurzer Zeit können in Felswänden gefährliche Sturzbäche entstehen und Steinschlag auslösen. Die größte Gefahr bei Starkregen besteht aber in der völligen Durchnässung und der daraus resultierenden Unterkühlung." Nicht zuletzt deshalb gehöre der Biwaksack immer in den Rucksack. (Thomas Neuhold, 10.8.2021)