Wiener Forschende haben herausgefunden, wie das Staberl anatomisch wirklich korrekt eingeführt werden sollte.

Grafik: CGforStock-shutterstock.com / Med-Uni Wien

Alle, die sich mehr oder weniger regelmäßig auf Sars-CoV-2 testen lassen, kennen das Gefühl: Die testende Person führt das "Staberl" tief bis in den Nasenrachenraum ein und sorgt dort ein paar Sekunden lang für eher unangenehme Empfindungen. Hunderttausende solcher Abstriche für Antigen- oder PCR-Tests sind in Österreich bis jetzt durchgeführt worden, im überwiegenden Teil natürlich sehr sachgemäß.

Dennoch bestehe die Möglichkeit, "dass unerfahrene Tester in Covid-19-Teststraßen Nasenrachenabstriche für PCR- und Antigentests nicht korrekt abnehmen", sagt Wolfgang J. Weninger, Leiter der Abteilung für Anatomie am Zentrum für Anatomie und Zellbiologie der Med-Uni Wien: "Bei falscher Vorgangsweise wird das Material nicht aus dem Nasenrachenraum, sondern aus der Nasenhöhle gewonnen. Das hat den Nachteil, dass bei geringer Virusbelastung zu wenig Virusmaterial für die Diagnostik vorhanden ist. Es ist daher möglich, Infektionen zu übersehen."

Tests an anatomischen Präparaten

Wie lässt sich das vermeiden? Um diese Frage zu beantworten, prüfte der Anatom mit seinem Team die optimale Handhabung bei der Probenentnahme, und zwar auf etwas ungewöhnliche Weise: Die 157 Forschungsobjekte, an denen die umfangreichen Tests durchgeführt wurden, waren nämlich keine lebenden Personen, sondern die Körper von Verstorbenen, die ihre sterblichen Überreste der anatomischen Forschung vermacht hatten. Das machte es auch einfacher, etwa den Vorschub des Abnahmestäbchens im Detail zu beobachten.

Das praktische Ergebnis der Studie, die im Fachblatt "Clinical Anatomy" veröffentlicht wurde, ist ein einfaches und sicheres dreistufiges Verfahren, das wie folgt aussieht:

Erste Phase:

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Zweite Phase:

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Dritte Phase:

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Darüber hinaus definiert das Team leicht erkennbare Signale, die den Testenden die korrekte Durchführung ermöglichen. Auswertungen belegen, dass dieses Verfahren bei allen Personen ohne Erkrankungen der Nasenhöhle das Eindringen des Abstrichstäbchens in den Nasenrachenraum ermöglicht, während dies bei Verwendung alternativer Orientierungshilfen nur in weniger als 50 Prozent der Fälle gelingt.

Keine Gefahr einer Hirnverletzung

Die Forschenden untersuchten zudem noch, ob die von manchen Menschen befürchtete und in Onlineforen kolportierte Gefahr besteht, bei der Gewinnung von Nasenrachenmaterial das Gehirn zu verletzen. Wie nicht weiter überraschend, belegten die durchgeführten Simulationen eindeutig, dass bei korrekter, aber auch leicht abweichender Durchführung von Nasenrachenabstrichen absolut keine Gefahr einer Gehirnverletzung besteht.

Was aber, wenn sich eine Probenentnahme mittels Abstrich gar nicht machen lässt? Dann gibt es immer noch den Gurgeltest. Ein US-Team hat aber nun noch eine weitere mögliche Alternative ins Spiel gebracht: Theoretisch lassen sich auch aus getragenen Masken Proben entnehmen, wie die Forschenden um Erstautorin Xiaoling Wang und den Österreicher Peter Kotanko, den Leiter des Renal Research Institute in New York City, herausfanden.

Machbarkeitsstudie mit Masken

Für ihre Machbarkeitsstudie, die im "Journal of the American Society of Nephrology" erschienen ist, werteten die Forscherinnen und Forscher 138 Masken von Dialysepatienten aus, die zur Blutwäsche ins Spital kamen. Patientinnen und Patienten mit einer nachgewiesenen Covid-19-Infektion werden dort in einer eigenen Schicht behandelt.

Für die Studie wurden 39 Masken von 14 Infizierten herangezogen; allerdings konnte nur auf 18 davon Sars-CoV-2 nachgewiesen werden, was womöglich auch daran lag, dass sie den Höhepunkt der Infektiosität längst überschritten hatten. Von den 99 Masken, die von Nichtinfizierten stammten, erwiesen sich bis auf zwei Ausnahmen alle frei von Sars-CoV-2. Die beiden stammten alle von einem Teilnehmer, der sich in der Folge als asymptomatischer Coronavirus-Träger erwies.

Eine ungefährliche Alternative

Die Methode ist laut der Studie ungefährlich: Eine Übertragung durch ein quasi normales, mehr oder weniger oberflächliches Berühren von getragenen Masken sei eher unwahrscheinlich. Immerhin sei für einen Nachweis des Erregers eine gezielte Entnahme des Abstrichs an der Innenseite der Masken nötig gewesen.

Die Schlussfolgerung des Forscherteams: Trotz aller Einschränkungen in der Aussagekraft mache es Sinn, dem Potenzial des Ansatzes weiter nachzugehen. Immerhin ist die gängige Probenentnahme im Nasenrachenraum für die meisten Menschen – siehe oben – unangenehm und benötigt medizinisch geschultes Personal. Konkret: In Fällen, wo ein Nasenabstrich Probleme bereitet, könne die Methode in Betracht gezogen werden. (tasch, 10.8.2021)