Roberta Kaplan ist zu Recht nicht mehr Vorsitzende der Organisation Time's Up.

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Dass Roberta Kaplan als Vorsitzende von Time’s Up in den USA zurückgetreten ist, ist gut und richtig. Die Zeit der Anwältin an der Spitze der Organisation, die im Zuge der #MeToo-Bewegung gegründet wurde und sich für Gleichberechtigung einsetzt, war am Montag schnell abgelaufen. Mit den Ermittlungen gegen den New Yorker Gouverneur Andrew Cuomo wegen sexueller Belästigung von elf Frauen war auch bekannt geworden, dass er sich von Kaplan hatte beraten lassen. Sie hatte einen offenen Brief von Cuomos Team geprüft und freigegeben, mit dem die erste Frau diffamiert werden sollte, die sich mit Vorwürfen gegen Cuomo an die Öffentlichkeit getraut hatte.

Dass Kaplan auch nur am Rande an einer Kampagne beteiligt war, mit der Äußerungen einer Missbrauchsbetroffenen als politisch motiviert abgestempelt werden sollten, ist ein Schlag gegen die #MeToo-Bewegung. Denn so wurde einer der seltenen geschützten Räume für Frauen, die Hilfe suchen, zerstört. Nun werden wohl noch weniger Betroffene den Schritt an die Öffentlichkeit wagen, nicht wissend, ob jene, die eine helfende Hand ausstrecken, nicht auch dem Beschuldigten die Hand schütteln.

Durch den Fall Kaplan hat sich erneut gezeigt, dass die Grundvoraussetzungen für mächtige Männer andere sind. Cuomo konnte selbst die Frauenrechtlerin anheuern, um Betroffene öffentlich mundtot zu machen. Vielen Frauen bleibt nur ihre Aussage. Daran hat auch der späte und erzwungene Rücktritt des Gouverneurs nichts geändert. Die Verteilung der Waffen muss gerechter, eine Begegnung auf Augenhöhe muss möglich werden. (Bianca Blei, 10.8.2021)