Wenigstens nicht spaßbefreit: Das Kollektiv Club Fortuna ravte bei einer Performance am vorigen Wochenende in Eisenberg vor belustigten Besucherinnen und Besuchern.

Foto: David Kranzelbinder

Im Süden, wo das Burgenland hügelig und grün ist, scheinen sich der rankende Wein, die lässig rumkugelnden Kürbisse und die Dächer aus Stroh als Postkartenmotiv inszeniert zu haben. Die Sonne brennt runter, der Hahn kräht nach allem, und irgendwo ist immer Schienenersatzverkehr.

Ein Waldstück, garniert mit etwas Farbe an den Bäumen und Popo-Attrappen, aus denen es im Takt des Beats raucht, ist der Schauplatz: Junge Menschen in Warnwesten tanzen zu Techno. Die umstehenden Besucherinnen und Besucher schauen sich den performativen Rave des Kollektivs Club Fortuna etwas befremdet bis belustigt an.

Fürze

Auch die Wienerinnen selbst – Club Fortuna wurde von Xenia Lesniewski, Sarah Sternat, Julia Rublow und Kurdwin Ayub gegründet – scheinen ihren Auftrag, die Kunst in den Süden zu bringen, nicht allzu ernst zu nehmen, immerhin trägt die Aktion den Namen Es ist schwierig bei all den Fürzen den eigenen heraus zu riechen.

Hat man erst einmal einige andere Locations des Hochsommer-Art-Festivals besucht, wird man sich noch zurück in den wurschtigen Wald sehnen. Zwar ist die Idee des mittlerweile zum fünften Mal stattfindenden Hochsommer-Art-Festivals, das eine Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst in der Südoststeiermark, dem Südburgenland und dieses Jahr erstmals in Slowenien in der Region institutionalisieren will, würdig und recht.

Anstatt Grenzen zu überschreiten, wie es im Programmheft heißt, befördert man sich aber nur zu oft ins Abseits.

Banal und plakativ

Franziska Maderthaners Großformate in der Grenzkunst-Halle in Jennersdorf sind zwar bewusst dem Illusionismus verpflichtet; damit ist wohl aber nicht gemeint, dass man hofft, sie sich nur einzubilden.

Eröffnungsansicht der Ausstellung "Bon Voyage" von Franziska Maderthaner in Kunst an der Grenze, Jennersdorf
Foto: David Kranzelbinder

Die schreiend bunten Großformate, ein megalomanisches Mix and Unmatch aus Abstraktion und figürlicher Malerei von Pferden, Kanzler Kurz und Meisterwerken der Kunstgeschichte, sind an Banalität und Kitsch schwer zu überbieten.

Auch Jimmy Zureks Basquiat-Verschnitte im Kieslingerhaus sowie die Collagen aus Werbebroschüren der Grazerin Gabi Trinkaus in der – als Raum sehr sehenswerten – Kugelmühle bleiben oberflächlichst kapitalismuskritisch und maximal dekorativ. Deborah Sengls Pandemieserie Coro(h)na, zu sehen im Künstlerdorf Neumarkt, die einsame Menschen mit Tierköpfen zeigt, wird nicht gesellschaftspolitischer, weil sich auch ein Putin und ein Trump unter den Viecherln befinden.

Spannender nimmt sich dagegen die Gruppenausstellung im KS Room, bei der klangkünstlerische Positionen zu Naturbeobachtung und Zeitwahrnehmung aufeinandertreffen, aus. Auch eine geführte Grenztour am 12. August bei Klöch, die zu zwei Arbeiten im öffentlichen Raum führt, nämlich René Stessls Freundschaft und Tamara Grčićs 46 Farben / 46 barv, klingt durchaus besuchenswert. (Amira Ben Saoud, 11.8.2021)