Erstaunlich flott legten die Freiheitlichen als Erste ihr 150 Seiten starkes Resümee zum Ibiza-U-Ausschuss vor. Wenig überraschend wurde es eine Abrechnung mit dem "System Kurz". Ihre eigene Rolle in den vielen Causen relativieren die Blauen aber bis zur Unkenntlichkeit. Es ist zwar zweifellos so, dass die Ermittlungen zuletzt in Richtung der türkisen Familie gekippt sind. Aber war da nicht etwas wegen Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und einer falschen Oligarchin auf Ibiza?

Die FPÖ (im Bild Christian Hafenecker) legte ihr 150 Seiten starkes Resümee zum Ibiza-U-Ausschuss vor.
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In diesem Zusammenhang seien alle Vorwürfe zusammengebrochen, schreibt die FPÖ. Und man wird das Gefühl nicht los, als lese man gerade den blauen Historikerbericht. Auch da wollte man schon nicht allzu ehrlich mit sich selbst sein. Mehr Selbstkritik würde der Analyse Glaubwürdigkeit verleihen. So drängt sich die Frage auf, warum Strache einst als FPÖ-Chef zurücktreten musste, wenn eigentlich eh alles halb so wild ist.

Wenig Freude hat die FPÖ daher mit dem Bericht des Verfahrensrichters im Ausschuss, Wolfgang Pöschl. Der skizziert etwa ein blaues Vereinssystem, für das Spenden gesammelt wurden, deren Verwendung aber unklar blieb. In Bezug auf Siegfried Stieglitz sei "erweislich", dass der Unternehmer an einen FPÖ-nahen Verein spendete und Asfinag-Aufsichtsrat wurde. Hier wird auch gegen Ex-Infrastrukturminister Norbert Hofer ermittelt. Für beide gilt die Unschuldsvermutung. Auf die relevanten Chats dazu geht die FPÖ erst gar nicht ein. (Jan Michael Marchart, 10.8.2021)