Der designierte ORF-Generaldirektor Roland Weißmann stellte sich am Dienstagabend den Fragen von ORF-Moderator Armin Wolf.

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Am Dienstagabend, wenige Stunden nach seiner Wahl zum ORF-Generaldirektor im Stiftungsrat, musste sich Roland Weißmann dem nächsten hausinternen Hearing stellen. In der "ZiB 2" bei Armin Wolf versuchte er dem Eindruck entgegenzutreten, er sei als türkiser Wunschkandidat in den Chefposten gehievt worden: "Ich bin nicht der Kandidat der ÖVP." Denn er sei neben den ÖVP-nahen Stiftungsräten (die allein schon für seine Mehrheit gesorgt hätten) auch von der grünen Fraktion sowie von unabhängigen Stiftungsräten mit 24 von 35 Stimmen gewählt worden.

Weißmann dementierte auch, dass es im Vorfeld der Wahl mit den Grünen Absprachen für zwei der vier von ihm zu bestellenden Direktoren gegeben habe: "Ich habe keine Zusagen gemacht." Bei der grünen Mediensprecherin Eva Blimlinger klang das im STANDARD am Dienstag noch ein wenig anders: Laut ihr ergibt sich durch die Zustimmung zu Weißmann die Möglichkeit, bei der Bestellung des Führungsteams, die am 16. September stattfinden wird, ein gewichtiges Wort mitzureden. "Würden die grünen Vertreter bei der Wahl Weißmanns nicht mitgehen, wäre der Einfluss der ÖVP im ORF am Ende größer", befand Blimlinger rundheraus.

ORF

Eine längere Nachdenkpause musste der designierte ORF-Generaldirektor einlegen, um auf Wolfs Frage zu reagieren, was er denn besser könne als sein (noch bis Jahresende amtierender) Vorgänger Alexander Wrabetz. Seine Antwort: "Es ist gar nicht die Frage, was jemand besser kann." Hernach verwies er auf seine langjährige Karriere im ORF und seine Überzeugung, dass es nun einen "digitalen Wandel" brauche. Diesen könne er glaubhaft verkörpern.

Weißmann betonte, auf die Unabhängigkeit der ORF-Journalisten Wert zu legen. Die Chefredaktion und sämtliche Redakteurinnen und Redakteure seien weisungsfrei. Dass er für die Einsetzung der Chefredakteure zuständig sei, ändere daran nichts: "Es wird, so wie es immer war, objektive Ausschreibungskriterien geben."

Anwesenheit bei ÖVP-Freundeskreis verteidigt

Am Mittwochmorgen wurde Weißmann im Ö1-"Morgenjournal" auch zu seiner Teilnahme an einer Sitzung des ÖVP-Freundeskreises im Juli befragt, bei der auch der mächtige Medienbeauftragte des Kanzlers, Gerald Fleischmann, dabei war. Weißmann dazu: "Ich halte es für ganz normal, dass man sich mit Stiftungsräten und Stakeholdern austauscht." Gerade weil rasch eine Novelle des ORF-Gesetzes nötig sei, müsse man das Gespräch mit politischen Parteien suchen. (ta, 11.8.2021)