Den ersten Härtetest hat Roland Weißmann hinter sich. In der ZiB 2 stand der frisch gewählte ORF-Generaldirektor bei Armin Wolf Rede und Antwort. Keine leichte Aufgabe, der Anchor nahm seinen zukünftigen Chef ordentlich in die Pflicht. Weißmann parierte routiniert wie viele ZiB 2-Gäste vor ihm, indem er unangenehmen Fragen einfach auswich. Seine Qualitäten als Boxer und Karatekämpfer stellte der Medienmanager jedenfalls eindeutig unter Beweis. Bei beiden Sportarten gilt die Deckung als wichtiges taktisches Mittel zum Sieg.

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In der Art duckte sich Weißmann geschickt bei Fragen zu abgemachten Deals, türkisen Parteiinteressen, Freundeskreis-Besuchen, Zusagen für die Grünen und Putschvorwürfen. Eindeutig wohler fühlte er sich beim Thema Digitalisierung – immerhin beschäftigt er sich seit mehr als einem Jahr als Chef des ORF-Mediaplayers mit dem Thema.

Besser als Wrabetz?

Die Frage, die nicht nur für ihn, sondern auch für das Publikum von Bedeutung sein dürfte, stellte Wolf indes nicht: Was wird aus der ZiB 2? Wrabetz nannte Wolf noch Dienstagnachmittag als möglichen Digitalchef. Wäre man damit den unangenehmsten Interviewer mit einem Schlag los, was eventuell im Interesse so mancher Politvertreter sein könnte? Wir werden sehen.

Update: ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz erklärt in einer Reaktion, Armin Wolf würde als Digital/Social-Chef dasselbe machen wir bisher, er würde Wolf sicher nicht abziehen von der "ZiB 2" und nach oben loben.

Was Weißmann besser als sein Vorgänger und Mitbewerber Wrabetz könne, wo sich doch beider Bewerbungskonzepte kaum voneinander unterscheiden würden? Da zögerte der Befragte kurz. Ob die Nachdenkpause ein taktischer Fehler oder Täuschungsmanöver war, wird sich weisen. Der Ringkampf wurde soeben eröffnet. Es geht, so viel darf man prophezeien, über die volle Distanz. (Doris Priesching, 11.8.2021)