Die Zukunft des Smartphones ist faltbar: Von diesem Umstand ist man zumindest bei Samsung überzeugt. Nutzt der südkoreanische Hardwarehersteller den sommerlichen Unpacked-Termin sonst, um ein neues Note-Modell vorzustellen, so wurde dieses zumindest für das laufende Jahr gestrichen. Stattdessen gibt es nun gleich zwei neue faltbare Geräte – und somit auch die bereits dritte Hardwaregeneration Samsungs in diesem Bereich. Und mit dieser will man das vollbringen, was faltbaren Geräten bisher verwehrt blieb: Sie sollen raus aus der Nische, rein in den Massenmarkt, so die offizielle Zielsetzung des Hardwareherstellers.

Galaxy Z Fold 3

Den Anfang macht dabei das Galaxy Z Fold 3 5G, wie es bei Samsung in voller Länge nicht über die Maßen elegant heißt. DER STANDARD hatte im Vorfeld der Präsentation bereits die Möglichkeit, im Rahmen eines Hands-on erste Eindrücke zur neuen Gerätegeneration zu sammeln. Und dabei zeigt sich schnell: Während der grundlegende Formfaktor beibehalten wurde, hat Samsung doch in vielen Details nachgebessert, was – so viel sei verraten – in Summe eine deutliche Weiterentwicklung der Kategorie darstellt.

Das Galaxy Z Fold 3.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Der erste Eindruck ist dabei gleich einmal ein erfreulicher: Das Z Fold 3 wirkt hervorragend verarbeitet und dabei auch stabiler als der direkte Vorgänger. Das reicht von den Rändern bis zum Scharnier und den Knöpfen. Selbst die Fuge, die unter dem Hauptbildschirm durch die zwei Gerätehälften zu finden ist, fällt nun deutlich weniger prononciert aus.

Gleich, aber auch nicht

Das im zusammengeklappten Zustand zu sehende Cover-Display ist zwar wieder 6,2 Zoll (2.268 x 832 Pixel) groß, es bietet nun aber 120-Hz-Support. Selbiges gilt für den Hauptbildschirm im Inneren, der bei 7,6 Zoll auf eine Auflösung von 2.208 x 1.768 Pixel (374 PPI) kommt und um 29 Prozent heller als jener des Vorgängers sein soll. Eine echte Neuerung ist hingegen, dass die hier zu findende Kamera nun unter dem Display angebracht ist. Damit kann der Bildschirm weitgehend ungestört die gesamte Innenseite einnehmen, ein Notch oder Punchhole ist also nicht vonnöten.

Technisch ist das so gelöst, dass über der Kamera weniger Pixel im Display verbaut sind und der Bereich dazwischen lichtdurchlässig ist. Zumeist ist dieser Effekt relativ unauffällig, bei hellen Hintergründen oder generell wenn man genau hinschaut, zeigt sich aber an dieser Stelle ein Muster wie bei einem Fliegengitter. Eine solche Lösung hat auch sonst ihre Nachteile, allen voran für die Qualität der darunterliegenden Kamera. Insofern verwundert es nicht, dass die davon gelieferten Fotos in einem kurzen Test eher begrenzt ansehnlich wirkten. Der gewählte Aufbau führt zudem dazu, dass die betreffende Kamera gerade einmal mit 4 Megapixel angegeben ist, dafür aber mit 2,0 µm relativ große Pixel aufweist. Das sollte eigentlich zu lichtstarken Aufnahmen führen. In diesem Fall darf man diese Angabe aber nicht ganz so ernst nehmen, immerhin reduziert das Muster darüber die Menge an Licht, die auf den Sensor gelangt. Generell ist all das Gesagte aber wirklich nur als Ersteindruck zu verstehen, wie sich das Z Fold 3 dann etwa bei Videokonferenzen schlägt, muss sich erst in einem längerfristigen Test zeigen.

Aus dem richtigen Winkel zeigen sich die Kamera unter dem Display und das genutzte Muster deutlich. In der Alltagsnutzung sieht man dies aber bei weitem nicht so deutlich.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Härter

Die wichtigste Neuerung an dieser Stelle sieht man hingegen nicht: Durch eine neue Generation von Samsungs "Ultradünnem Glas" soll der innere Bildschirm um 80 Prozent besser vor Kratzern geschützt sein, als es noch beim Vorgänger der Fall war. Subjektiv fühlt sich die Oberfläche auch tatsächlich härter an. Diese Verbesserung ist auch deswegen eine weise Entscheidung, weil die neue Fold-Generation das zentrale Merkmale der Note-Reihe übernimmt: Die Stiftsteuerung. Dabei stehen zwei Optionen zur Verfügung: der "S Pen Pro" mit Bluetooth-Support oder ein eigener "S Pen Fold Edition", der speziell für das faltbare Smartphone entwickelt wurde, dafür aber leichter ist. Beide versenken bei zu starkem Druck übrigens ihre Spitze, um vor einer Beschädigung des Displays zu schützen. Ob das ausreicht, muss sich aber erst zeigen, im ersten Test wirkte der Druck, bevor die Spitze verschwindet, noch immer recht hoch – und sorgte so schnell für Bedenken, ob man das wirklich ausprobieren sollte. Einen fixen Platz im Gehäuse gibt es für den Stift im Gegensatz zur Note-Reihe aber nicht, dieser kann in einer optionalen Hülle verstaut werden.

Weiterentwickelt wurde das zentrale Scharnier, das nun gleichermaßen stärker als auch leichter sein soll. Nicht zuletzt daraus resultiert ein reduziertes Gesamtgewicht des Galaxy Z Fold 3 im Vergleich zum Vorgänger. 271 Gramm sind es nun anstatt der 282 Gramm des 2020er Modells. Die Abmessungen sind mit 128,1 x 158,2 x 6,4 mm angegeben, zusammenklappt sind es an der dicksten Stelle dann 16 Millimeter. Zum Schutz des äußeren Displays wird Gorilla Glass Victus verbaut, wie es auch bei vielen anderen aktuellen Top-Smartphones zu finden ist.

Die Stiftsteuerung ist neu.
Foto: Samsung
Zusammengeklappt ist das Z Fold 3 wieder ziemlich dick. Ebenfalls zu sehen: das Hauptkameramodul.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Snapdragon überall

Als Prozessor nutzt das Galaxy Z Fold 3 einen Snapdragon 888 von Qualcomm, dem 12 GB RAM zur Seite stehen. Das ist übrigens weltweit der Fall, eine Ausgabe mit Exynos-Chip von Samsung selbst gibt es dieses Mal also nicht. Der lokale Speicherplatz liegt je nach gewählter Ausführung bei 256 oder 512 GByte.

Die Kamera

Bei all den Anmerkungen zur unter dem inneren Bildschirm versteckten Kamera sollte nicht vergessen werden, dass das Z Fold 3 auch sonst noch jede Menge Kameras aufweist. Das Hauptmodul auf der Rückseite klingt dabei zunächst sehr ähnlich zu den günstigeren S21-Modellen. Es gibt also wieder eine 12-Megapixel-Hauptkamera (f/1.8, Pixelgröße 1,8 µm, OIS, Dual Pixel Autofokus), der eine Ultraweitkamera mit ebenfalls 12 Megapixel (f/2.2, 123 Grad Betrachtungswinkel) zur Seite gestellt ist. Allerdings kommt eine andere Telefoto-Kamera mit einer optischen Vergrößerung von 2x (wieder 12 Megapixel, f/2.4, Pixelgröße 1,0 µm, Dual OIS) zum Einsatz. Und dann wäre da noch die Selfie-Kamera auf der Außenseite, die das Cover-Display mit einem Punchhole durchdringt und 10 Megapixel (f/2.2) aufweist.

Wie sich dem Namen bereits unschwer entnehmen lässt, kann das Galaxy Z Fold 3 5G mit 5G-Unterstützung aufwarten. Es gibt wieder einen Fingerabdrucksensor, der seitlich mit dem Ausschaltknopf kombiniert wurde, und der Akku ist mit 4.400 mAh angegeben – eine Spur weniger als die 4.500 mAh des Vorgängers. Wirklich erfreulich ist hingegen: Das faltbare Smartphone bieten nun IPX8-Support, ist also vor Beschädigungen durch Wasser geschützt.

Android 11 mit Anpassungen

Als Betriebssystem läuft auf dem Gerät Android 11 mit den gewohnten Anpassungen durch Samsungs OneUI. Einmal mehr hat man dabei weitere Verbesserungen für die Nutzung des großen Bildschirms vorgenommen. Dazu gehört eine verbesserte geteilte Ansicht, also die gleichzeitig Darstellung mehrerer Apps. Auch Bild-im-Bild wird jetzt verstärkt genutzt, etwa um laufende Timer darzustellen, und es gibt einen neuen Taskbar an der rechten Seite, der bei Bedarf über das restliche Geschehen geblendet werden kann. Generell nutzen nun viele Apps den gebotenen Platz besser, das reicht von den Systemeinstellungen bis zu diversen Apps von Google und Microsoft. Samsung versichert dabei, dass man Überzeugungsarbeit leisten will, um die Anbieter der beliebtesten Android-Apps dazu zu bringen, künftig auch große Displays besser zu unterstützen. Wann es ein Update auf das kurz vor der Veröffentlichung durch Google stehende Android 12 geben wird, wollte Samsung derzeit hingegen noch nicht beantworten.

Es gibt diverse Optimierungen für die Nutzung des großen Bildschirms.
Foto: Samsung

Preis und Verfügbarkeit

Das Samsung Galaxy Z Fold 3 kann ab sofort vorbestellt werden, offiziell erhältlich ist es dann am 27. August. Preislich ist das Ganze noch immer ein recht kostspieliges Vergnügen, zumindest geht der Trend aber in die richtige Richtung. Ab 1.799 Euro soll das faltbare Smartphone verkauft werden – und damit um 200 Euro unter dem Listenpreis des Vorgängers. An Farbvarianten werden Schwarz, Silber und Grün geboten.

Bei alldem könnte man übrigens durchaus darüber philosophieren, ob das Galaxy Z Fold 3 überhaupt ein faltbares Smartphone oder doch eher ein faltbares Tablet ist – immerhin ähnelt es diesem im aufgeklappten Zustand eher. Wie dem auch sei, wer es lieber kompakter haben will, für den hat Samsung ebenfalls eine Neuerung zu bieten.

Galaxy Z Flip 3

Das grundlegende Aussehen behält man auch beim Galaxy Z Flip 3 bei. Es handelt sich also wieder um eine Art moderne Weiterentwicklung klassischer Klapphandys. Allerdings wurde der kleine Bildschirm, der sich auf der Außenseite befindet, deutlich vergrößert, er ist nun 1,9 Zoll groß, damit wurde die gebotene Fläche vervierfacht, was die reale Nutzbarkeit deutlich steigert. Die Auflösung liegt nun bei 512 x 260 Pixel, die daraus resultierende Pixeldichte ist mit 302 PPI angegeben. Auch die Kameras nehmen deutlich mehr Platz als beim Vorgänger ein. Generell wirkt das Z Flip 3 ebenfalls deutlich stabiler und besser verarbeitet als frühere Hardwaregenerationen. Apropos: Wer sich wundert, ob er das Z Flip 2 verpasst hat, die Antwort ist: Nein. Ein solches Modell gab es nie, Samsung hat einfach nur bei der Nummerierung zum Fold aufgeschlossen.

Das Galaxy Z Flip 3.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Ausgeklappt gibt es dann einen 6,7 Zoll großen Bildschirm mit 2.640 x 1.080 Pixel (425 PPI), dem ebenfalls 120-Hz-Support verpasst wurde. Die Abmessungen in diesem Zustand betragen 72,2 x 166 x 6,9 mm, zusammengefaltet ist die dickste Stelle – also beim Scharnier – mit 17,1 Millimeter angegeben. Das Gewicht bleibt mit 183 Gramm im Vergleich zum Vorgänger unverändert. Neu ist dafür, dass es es jetzt Stereo-Lautsprecher gibt, beim Z Flip mussten sich die Kunden noch mit Mono zufriedengeben. Der Fingerabdrucksensor ist auch hier auf der Seite zu finden, eine IPX8-Zertifizierung zum Schutz vor Wasser gibt es ebenso.

Hardwaredetails

Als Prozessor kommt erneut ein Snapdragon 888 zum Einsatz, der allerdings mit 8 GByte RAM auskommen muss – was aber ohnehin ausreichend sein sollte. In Hinblick auf den lokalen Speicherplatz gibt es Varianten mit 128 oder 256 GByte (UFS 3.1). Der Akku ist mit 3.300 mAh angegeben.

Etwas zurückhaltender gibt man sich – im Vergleich zum Z Fold 3 – bei den Kameras. Für eine Selfie-Kamera mit 10 Megapixel (f/2,4) sowie ein Dual-Kamera-Setup an der Rückseite reicht es aber immer noch. Deren Eckdaten entsprechen wiederum exakt jenen des Z Fold 3 mit seinen 12-Megapixel-Sensoren, lediglich die Telefotokamera wurde gestrichen. Also Software läuft auch hier wieder Android 11 mit OneUI. Dabei verspricht Samsung – wie bei all seinen aktuellen Topgeräten –, drei große Android-Versionssprünge sowie vier Jahre lang ab Verkaufsstart Sicherheitsaktualisierungen zu liefern.

Das Z Flip 3 gibt es in diversen Farbausführungen.

Farbenspiel

Samsung versteht das Galaxy Z Flip 3 nicht zuletzt als Lifestyle-Objekt. Konsequenterweise gibt es das neue Smartphone denn auch gleich in sieben unterschiedlichen Farben, vom matten "Phantom Black" bis zu einem dunklen Grün, Pink oder gar Lavendel. Auch zahlreiche unterschiedliche Hüllen werden passend dazu angeboten. Die Verfügbarkeit ist exakt dieselbe wie beim Z Fold 3, der Vorverkauf startet also umgehend, der offizielle Marktstart erfolgt dann am 27. August.

Bleibt die Frage: Was kostet der Spaß? Die Ausführung mit 128 GByte gibt es offiziell um 1.049 Euro, jene mit 256 GByte kostet dann 1.099 Euro. Das ist doch erheblich günstiger als die direkten Vorgänger. Zur Erinnerung: Das erste Z Flip kam vor eineinhalb Jahren noch um 1.480 Euro auf den Markt.

Fazit

Gelingt Samsung also der ersehnte Sprung in den Massenmarkt? Um dies zu beurteilen, ist es natürlich noch etwas früh, dieser Frage soll dann in ausführlichen Tests der neuen faltbaren Smartphones nachgespürt werden. Der Ersteindruck ist aber zumindest der, dass man seine Hausaufgaben gemacht hat und mittlerweile wirklich gut ausgereifte Hardware in diesem Bereich anbieten kann. Der Plan hat also zumindest eine gewisse Chance aufzugehen, und ist das der Fall, wird es auch ein Opfer geben: Mit weiteren Modellen der Note-Reihe sollte man wohl nur dann rechnen, wenn sich Z Fold 3 und Z Flip 3 als veritable Flops herausstellen. (Andreas Proschofsky, 11.8.2021)