Armin Laschet, der Kanzlerkandidat der Union, hat am Mittwoch seine Wahlkampftour begonnen.

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Berlin – Angesichts schwacher Umfragewerte fordern führende CDU-Politiker mehr Schwung im Wahlkampf der eigenen Partei. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther sagte dem "Handelsblatt" zum bisherigen Wahlkampf: "Das überzeugt niemanden." Es brauche nun eine stärkere inhaltliche Auseinandersetzung. "Wir müssen die Themen in den Mittelpunkt rücken, die für die Menschen wichtig sind." Der Anspruch von CDU/CSU müsse es sein, auf "mindestens 30 Prozent" zu kommen.

Auch der Ost-Beauftragte der deutsche Regierung und CDU-Bundestagsabgeordnete Marco Wanderwitz zeigte sich unzufrieden. "Als Union haben wir es bisher nicht geschafft, den Bürgern deutlich zu machen, dass wir mit Armin Laschet das beste Personalangebot und das beste inhaltliche Angebot haben", sagte er der "Rheinischen Post" aus Düsseldorf.

Trotz sinkender Umfragewerte sei für die Union – die CDU und ihre bayerische Schwesterpartei CSU – gut sechs Wochen vor der Wahl nichts verloren, sagte Wanderwitz. "Mein Gefühl ist, viele Wähler wissen noch gar nicht so wirklich, wem sie das Land nach Angela Merkel anvertrauen wollen. Da muss die CDU herausarbeiten, dass Rot-Rot-Grün oder eine Ampel unser Land in eine linke Sackgasse führen würden."

Schwache Umfragewerte

Die Umfragewerte für die Union und insbesondere für den Kanzlerkandidaten Laschet sind in den vergangenen Wochen gesunken. Eine aktuelle Forsa-Umfrage sieht die CDU/CSU bei 23 Prozent – und damit nur noch knapp vor den Grünen mit 20 Prozent und den Sozialdemokraten (SPD) mir 19 Prozent. Laschet kommt in der Umfrage nur noch auf zwölf Prozent Zustimmung.

Ministerpräsident Günther warnte seine Partei aber vor einer Debatte über den Kandidaten. "Die Frage, wer für uns als Spitzenkandidat in den Wahlkampf zieht, haben wir als Union beantwortet", betonte Günther. "Wir sind klug beraten, jetzt alle an einem Strang zu ziehen." Den Appell zur Geschlossenheit bezog er ausdrücklich auch auf die CSU. "Denn ein gemeinsamer Erfolg, den wir mit Geschlossenheit erreichen, ist auch ein Erfolg für die CSU", sagte Günther.

Hochwasserkatastrophe als möglicher Grund

Als Grund für die bisherigen Schwierigkeiten der Union im Wahlkampf nannte der CDU-Politiker die Hochwasserkatastrophe in Deutschland, welche Laschets Aufmerksamkeit als Ministerpräsident des stark betroffenen Bundeslands Nordrhein-Westfalen erfordert und ihn am Wahlkampf gehindert habe. "Dadurch darf man in den Umfragen einen gewissen Hänger haben", so Günther. "Aber Hänger heißt auch, dass es wieder aufwärtsgehen muss."

Laschet hatte seine Wahlkampftour am gestrigen Mittwoch mit dem Besuch eines Boxklubs für Jugendliche in Frankfurt am Main begonnen. Im Boxcamp Gallus zog er selbst Boxhandschuhe an und boxte im Ring ein paar Schläge mit einem Trainer. "Wir müssen endlich zu einem politischen Wahlkampf kommen, zu einer klaren Frontenstellung", betonte der Kanzlerkandidat von CDU und CSU dabei.

Merkel geht mit gutem Ruf

Die noch amtierende Bundeskanzlerin Angela Merkel genießt nach 16 Jahren im Amt einer Umfrage zufolge weiterhin einen guten Ruf – und das auch in mehreren anderen europäischen Ländern. Am häufigsten äußerten Spanier (78 Prozent) und Dänen (75 Prozent) eine positive Meinung über die deutsche Regierungschefin, wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten YouGov-Umfrage in sieben Ländern hervorgeht. Österreich war nicht darunter. Unter Franzosen sagten dies zwei Drittel (67 Prozent), unter Schweden 64 Prozent.

In dem während Merkels Amtszeit aus der EU ausgetretenen Großbritannien waren es dagegen nur 46 Prozent. Dass die CDU-Politikerin einen positiven Einfluss auf Deutschlands Ansehen im Ausland hatte, sagt in fast allen befragten europäischen Ländern jeweils mehr als die Hälfte der Befragten, am häufigsten Spanier (79 Prozent) und Franzosen (66 Prozent). In Großbritannien sind es 45 Prozent. (APA, red, 12.8.2021)