Manizha Bakhtari: Journalistin, Spezialistin für Genderfragen, später Diplomatin. Und nun in Österreich im Einsatz.

Foto: Botschaft Afghanistans

Und plötzlich hat Afghanistan in Österreich noch ein ganz anderes Gesicht als das der jungen Männer, die zuletzt pauschal mit ihrer überdurchschnittlichen Präsenz in der österreichischen Kriminalstatistik identifiziert wurden. Manizha Bakhtari ist die Botschafterin Afghanistans in Österreich und verkörpert jenen Teil der afghanischen Gesellschaft, vor allem Frauen, denen der Vormarsch der Taliban soeben ihre Zukunftshoffnungen auf ein freies Afghanistan zerstört.

Ihr medialer Appell, die Abschiebungen nach Afghanistan auszusetzen, weil dort niemand mehr sicher sei, hat ihr einerseits viel Empathie eingebracht – andererseits folgte eine Einbestellung ins Außenministerium. Die österreichische Regierung vertritt die Meinung, dass, solange es eine international anerkannte Regierung in Kabul gibt, auch die Abmachungen – in diesem Fall zur Rücknahme von Abgeschobenen – gelten müssen. Damit war Österreich in der EU nicht allein, aber angesichts der Absurdität der Behauptung, dass Afghanistan noch ein ganz normales Abschiebeland sei, haben Staaten wie die Niederlande, Deutschland, Frankreich – und am Donnerstagabend auch Dänemark – ihre Meinung bereits revidiert.

"Paradiesvogel"

Manizha Bakhtari würde, falls die Taliban tatsächlich die Macht in Afghanistan komplett zurückerobern, zum Exil verdammt sein. Die 49-Jährige war, bevor sie in den diplomatischen Dienst eintrat, Spezialistin für Genderfragen bei der afghanischen NGO Cooperation Center for Afghanistan (CCA). Ihre Karriere in Kabul fällt klarerweise in die Zeit nach dem Sturz der Taliban 2001.

Bakhtaris akademischer Hintergrund besteht aus einem Bachelor in Journalismus und einem Master in persischer Sprache und Literatur an der Universität Kabul, wo sie auch Journalismus unterrichtete. Nebenbei war sie Chefredakteurin des vierteljährlich erscheinenden Kulturmagazins Parnian. Das heißt auf Altpersisch "Paradiesvogel" und ist auch der Name einer ihrer Töchter. Bakhtari hat mit ihrem Mann Naser Hotaki insgesamt vier Kinder, drei Töchter und einen Sohn.

Bakhtari, die auf offiziellen Fotos ein locker über ihre Haare geworfenes Tuch trägt, ist Autorin vieler Fachartikel zum Thema Gendergerechtigkeit und etlicher Bücher, darunter auch Belletristik wie der Geschichtensammelband Drei Engel. Vor jenem in Wien hatte sie schon einmal einen Botschafterposten inne, von 2009 bis 2015 vertrat sie Kabul in Nordeuropa. Zuvor war sie Stabschefin im Außenministerium in Kabul. (Gudrun Harrer, 12.8.2021)