Im Sternensystem RS Ophiuchi zeigte sich kürzlich ein heller Lichtausbruch (mittig im Foto).
Foto: Arnold Hanslmeier

Nicht nur in österreichische Badezimmer werden aktuell vermehrt Schlangenträger gerufen, um verirrte Reptilien zu entfernen – auch am Nachthimmel machte sich ein solcher kürzlich bemerkbar. Im Sternbild Schlangenträger, genauer: im Doppelsternsystem RS Ophiuchi (kurz RS Ophi) fand vor etwa 7.000 Jahren ein sogenannter Lichtausbruch statt, der seit dem 8. August bei uns hell zu sehen ist. Auch mit freiem Auge kann man den besonders heftigen Nova-Ausbruch erkennen, den der Grazer Astrophysiker Arnold Hanslmeier als einer der ersten weltweit dokumentierte.

RS Oph ist ein Doppelsternsystem, das normalerweise zu dunkel ist, um es mit bloßem Auge zu sehen. "Der Stern, der normalerweise nur mit Teleskopen zu erkennen ist, wurde plötzlich so hell, dass er als schwaches Sternchen mit bloßem Auge im Sternbild Schlangenträger, Ophiuchus, zu sehen war", sagt Hanslmeier, der am Institut für Physik der Uni Graz die Arbeitsgruppe Astrophysik leitet.

Wasserstoff-Explosion am Weißen Zwerg

Aufgenommen hat er das unvorhersehbare, aber wiederkehrende Ereignis in einer Sternwarte in Pretal bei Kapfenstein: "Es war im Rahmen meiner täglichen Überwachung von mehreren Objekten. Das Sternsystem ist mir bekannt. Ich habe nicht speziell darauf abgezielt, aber es war für das geschulte Auge nicht zu übersehen." Seine Aufnahme wurde bereits in der "Space Weather Gallery" publiziert.

Das Doppelsternsystem ist rund 7.000 Lichtjahre von der Erde entfernt, sagt Hanslmeier. Es handelt sich um einen Weißen Zwerg und einen Roten Riesen. Die Hauptrolle beim Ereignis spielt der Weiße Zwerg. Der dicht gepackte Zwergstern saugt mit seiner großen Schwerkraft Materie aus den Außenschichten des Roten Riesen ab – und zwar so lange, bis das zusätzliche Gas auf der Oberfläche des Weißen Zwergs so dicht und heiß wird, dass der Wasserstoff darin explosionsartig verschmilzt.

Um mehr als das Hundertfache heller

Wie bei der Explosion einer Wasserstoffbombe entstehen dabei gewaltige Schockfronten. Es kommt zu einem enormen Lichtausbruch an der Oberfläche des Weißen Zwergs: "Der Stern wird dann um mehr als das Hundertfache heller", schildert Hanslmeier den Vorgang, der erstmals 1898 und zuletzt für das Jahr 2006 in RS Oph dokumentiert wurde.

Das Leuchten dürfte noch einige Zeit erkennbar sein, wenngleich die Helligkeit abgenommen hat und daher Fernglas oder Teleskop zum Auffinden nötig wird: "Das Sternbild ist bis Ende September zu sehen. Ich mache täglich mehrere Einzelbilder. Das bietet ausreichend Material für eine Diplomarbeit", sagt Hanslmeier. (APA, red, 13.8.2021)