Arbeiten, wo man will – aber für weniger Geld. Das würden viele Beschäftigte in Kauf nehmen, wie kürzlich eine Umfrage der US-Versicherung Breeze ergab. Zwei von drei Arbeitnehmern würden fünf Prozent des Gehalts opfern. Dass sie für flexibles Arbeiten auf einiges verzichten würden, dürfte Google freuen. Der Tech-Konzern plant, jenen weniger zu zahlen, die dem Office im Silicon Valley den Rücken kehren, in günstigere Gegenden ziehen und Vollzeit Homeoffice machen. Bei Facebook, Twitter und Linkedin ist das längst real.

Den Beschäftigten gegenüber ist das eine Farce. Immerhin waren es die Tech-Giganten, die mit ihren Büros in der Bay Area die Mieten so in die Höhe trieben, dass Mitarbeiter im Auto oder Zelt leben. Und es verschärft Ungleichheiten: Gerade Familien, die sich die Stadt nicht leisten können, oder Mütter, die eher zu Hause arbeiten, bekämen weniger Geld, bei gleichzeitig mehr Strom-, Internet- oder Heizkosten.

Die Firmen dürften in der Pandemie wenig gelernt haben. Beschäftigte arbeiten daheim nicht weniger oder schlechter – sondern laut Studien im Schnitt mehr und teilweise produktiver. Ihre Arbeit ist also nicht automatisch weniger wert. Wer dann aber bis zu 25 Prozent weniger verdient, wird auch eher 25 Prozent weniger leisten. Oder erst wieder pendeln. Statt Lohnkürzungen, um Beschäftigte ins Office zu holen, braucht es vielmehr ein gutes hybrides Konzept, dem gemäß jede und jeder arbeiten kann, wann und wo er will, solang die Leistung passt. (Selina Thaler, 12.8.2021)