Der Tiefpunkt in der Geschichte der Note-Reihe: Nachdem mehrere Geräte in Flammen aufgingen, nahm Samsung das Galaxy Note 7 komplett vom Markt.

Foto: Samsung

Im Nachhinein mag es etwas absurd anmuten, aber: Als Samsung sein erstes Galaxy Note vorstellte, entfachte dies tatsächlich eine lebhafte Diskussion. Niemals würden die Nutzer ein solch riesiges Smartphone kaufen, waren sich viele Beobachter einig. Riesig, das war – nur mal zur Erinnerung – damals ein Gerät mit einem 5,3 Zoll großen Display. Doch es passierte, was dem Vernehmen nach selbst Samsung nicht erwartet hatte: Die Konsumenten waren vom großen Bildschirm angetan, die Konkurrenten zogen rasch nach, und so sollten Android-Smartphones in den kommenden Jahren immer größer werden. Irgendwann gab dann selbst Apple seinen Widerstand auf, das Note hatte die Smartphone-Welt nachhaltig verändert.

Nicht mehr viel da

Zehn Jahre später ist vom einstigen Glanz wenig geblieben. Genau genommen: gar nichts. Denn 2021 gibt es zum ersten Mal kein neues Note-Modell mehr. Bereits vor einigen Monaten hatte Samsung diesen Umstand bekanntgemacht, stellte dies aber noch als eine Ausnahme dar und ließ die weitere Zukunft offen. Immerhin befindet man sich ja gerade in einer Pandemie samt Chipknappheit, da ist alles ein bisschen anders.

Doch spätestens seit Mittwochabend dürfte auch den letzten Zweiflern klar sein: Die Note-Reihe ist Geschichte, sie ist zu ihren Ahnen gefahren, sie wird nicht wiederkommen. Machte da doch Samsung im Rahmen des sommerlichen Unpacked-Events – wo es sonst neue Note-Modelle zu sehen gibt – klar, dass faltbaren Smartphones die Zukunft gehört. Was bislang nicht über eine überschaubare Nische hinauskam, soll künftig den Massenmarkt erobern.

Ein Stift ändert alles

Vor allem ein Feature des Galaxy Z Fold 3 ist es aber, das klarmacht, dass man hiermit im jährlichen Veröffentlichungszyklus die Note-Reihe komplett ersetzen will: die Stiftunterstützung. Hat diese doch die Note-Reihe wie kein anderes Merkmal geprägt. Wirklich überraschend kommt aber auch diese Entwicklung nicht, selbst das Galaxy S21 Ultra lässt sich bereits mit Stift steuern. Bislang ist der Stift beim faltbaren Smartphone noch ein externes Accessoire, ist die Nachfrage aber groß genug, wird Samsung wohl kaum der Versuchung widerstehen können, dem S-Pen bei späteren Hardwaregenerationen wieder einen fixen Platz im Gehäuse zu geben.

Dürfte das letzte Note-Modell bleiben: das Note 20 (Ultra) mit S-Pen.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Wirklich überraschend darf all das eigentlich nicht kommen. Schon in den vergangenen Jahren stellte sich die Sinnfrage beim Note zunehmend. Während die Unterschiede zur im Frühjahr veröffentlichten – und deutlich erfolgreicheren – S-Reihe immer kleiner wurden, hat die Stiftbedienung zwar eingeschworene Fans, allzu groß ist diese Gruppe aber auch wieder nicht. Dies führte immer wieder zu Spekulationen über ein bevorstehendes Aus der Note-Serie.

Ein kleines Missgeschick

Tatsächlich stand dieses Ende schon einmal kurz bevor: Mit einer unangenehmen Eigenschaft hatte das Galaxy Note 7 Samsung als Ganzes in eine veritable Krise befördert. Neigte es aufgrund multipler Fehler beim Akku doch dazu, in Flammen aufzugehen. Dies führte zu einem PR-Desaster von epischen Ausmaßen, an dessen Ende der Rückruf sämtlicher Geräte sowie die Einstellung der Produktion stand. Vielen Zweifeln zum Trotz brachte Samsung im Folgejahr trotzdem wieder ein neues Note-Modell auf den Markt.

Dass das Jahr 2021 wieder eine solche Ausnahme darstellt, erscheint aber selbst angesichts dieser Vorgeschichte unrealistisch. Der Fokus auf faltbare Smartphones ergibt für Samsung schlicht strategisch mehr Sinn. Diese heben sich alleine schon vom Formfaktor her deutlich von der S-Reihe ab. Sie wirken insofern auch dann neu und innovativ, wenn sie sich in Wirklichkeit einen großen Teil der Innereien mit den Topmodellen aus dem Frühjahr teilen. Das Note war hingegen zuletzt nicht einmal mehr relevant größer als etwa die Ultra-Modelle der S-Serie.

Positionierung und Selbstverständnis

Vor allem aber haben die Foldables noch einen anderen Vorteil: Mit ihnen kann sich Samsung wieder als Vorreiter am Markt positionieren, als jemand, der die Entwicklung des Smartphones vorantreibt. Ob diese Zukunft wirklich "faltbar" ist, muss sich zwar erst beweisen, zumindest scheint aber der Markt daran zu glauben. Die neuen Foldables von Samsung werden bei deutlich mehr Anbietern zu haben sein als ihre Vorgänger und auch stärker beworben werden. Vor allem aber zeigen andere Firmen immer stärkeres Interesse an dem Thema, so war zuletzt zu hören, dass mittlerweile auch Google, Xiaomi und Vivo bei Samsung passende Displays bestellt haben.

Für das wichtige Weihnachtsgeschäft mit klassischen Smartphones hat Samsung hingegen eine andere – und simplere – Lösung gefunden: Mit "Fan Editions" bringt man im Herbst einfach noch einmal eine minimal veränderte Neuauflage der S-Reihe auf den Markt und so neuen Schwung in die eigenen Absätze.

Abschied nehmen

Liebhabern der Note-Reihe bleibt insofern eigentlich nur mehr eine ziemlich ferne Hoffnung: dass sich die Foldables als dermaßen starker Flop herausstellen, dass sich Samsung doch noch umbesinnt. Wahrscheinlich ist das freilich nicht, immerhin war auch die Note-Serie zuletzt nicht mehr der große Kassenschlager. Für Realisten heißt es insofern Abschied nehmen vom Note. Einer Smartphone-Reihe, die in vielerlei Hinsicht einen bleibenden Eindruck in der Smartphone-Welt hinterlassen hat. (Andreas Proschofsky, 13.8.2021)