Der Österreichische Presserat hat bei drei Artikeln auf "wochenblick.at" Verstöße gegen den Ehrenkodex für die heimische Presse festgestellt.

Foto: Screenshot/wochenblick.at

Wien – Der Österreichische Presserat hat bei drei Artikeln auf "wochenblick.at" Verstöße gegen den Ehrenkodex für die heimische Presse festgestellt. Konkret wurden laut einer Aussendung vom Freitag Gewissenhaftigkeit und Korrektheit in Recherche und Wiedergabe von Nachrichten sowie der Persönlichkeitsschutz beanstandet. Inhaltlich beschäftigten sich die Texte mit der Kapitol-Erstürmung in den USA, der Coronaimpfung sowie dem ehemaligen Grünen Gesundheitsminister Rudolf Anschober.

Kapitol

In "Gesichtserkennungs-Software bestätigt: Antifa bei Kapitol-Stürmung", erschienen am 7. Jänner 2021, wird behauptet, dass bei den Attacken auf das Kapitol auch Antifa-Mitglieder dabei gewesen sein sollen und dies von einer Software erkannt worden sei. Im selben Artikel wird an späterer Stelle festgehalten, dass dies inzwischen korrigiert wurde. Dem "Wochenblick" war es "offenbar ein Anliegen, die ursprüngliche fehlerhafte Berichterstattung aufrecht zu erhalten", so der Senat 3 des Presserats. "Das Medium wollte anscheinend von der ursprünglichen Version der Geschichte nicht abgehen."

Impfung

Am 4. Februar 2021 erschien "Impf-Sachverständiger: 'Diese Impfung ist eine Lüge und Riesenbetrug'". Ein Grazer Allgemeinmediziner spricht in dem Interview davon, dass "Giftstoffe" gespritzt werden und die Impfung gegen das Coronavirus die "Spitze des Impfwahnsinns" sei. Der Senat 2 hielt dazu fest, dass die Wahl der Interviewpartner zwar jedem Medium frei stehe, es bei "besonders drastischen Wortmeldungen" aber erforderlich sein kann, "dass das Medium das Zitat entsprechend kontextualisiert oder sich von diesem ausreichend abgrenzt". Das sei hier nicht passiert.

Anschober

Und schließlich beanstandete der Presserat den Artikel "Gesundheitsminister Anschober huldigt dem 'Kreis des Bösen'" vom 22. Februar 2021. Darin geht es um eine "verhängnisvolle Agenda 2030", durch die der "ur-kommunistische Gedanke der Gleichmacherei" weltweit umgesetzt werde. Auch Anschober wurde hier als Träger des Symbols der Agenda (dem "Kreis des Bösen") genannt. Der Senat 1 erkannte in dem Text "mehrere Formulierungen, die Angst schüren sollen", zudem sei auf eine Verschwörungstheorie rund um das Coronavirus angespielt worden. Deren unreflektierte Wiedergabe wertete der Senat als klaren Verstoß gegen den Ehrenkodex.

Der Presserat hat in den vorliegenden Fällen das Verfahren aufgrund von Lesermitteilungen eingeleitet und durchgeführt. Der "Wochenblick" hat von der Möglichkeit, daran teilzunehmen, keinen Gebrauch gemacht und bisher auch nicht die Schiedsgerichtsbarkeit des Presserats anerkannt. Die Medieninhaberin wird dennoch aufgefordert, "die Entscheidungen freiwillig zu veröffentlichen oder darüber zu berichten".

Der "Wochenblick" erhielt 2020 aus dem Corona-Sondermedienförderungstopf der türkis-grünen Regierung eine Förderung in der Höhe von 34.398 Euro. (APA, red, 13.8.2021)