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Neue Vergleiche machen ziemlich sicher: Beide Impfstoffe nacheinander – zuerst der von Astra Zeneca und danach der von Biontech/Pfizer – haben eine hervorragende Schutzwirkung ohne besondere Nebenwirkungen.

Reuters / Fabrizio Bensch

Vor rund einem Monat herrschte in Österreich wieder einmal etwas Impfverwirrung: Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres hatte sich in einem Interview mehr oder weniger explizit für Kreuzimpfungen ausgesprochen. Wenig später folgte das Dementi. Es gebe keine allgemeine Empfehlung der Ärztekammer für ein sogenanntes heterologes Impfschema. Das entspricht auch der Haltung des Nationalen Impfgremiums (NIG), das im Gegensatz zu seinem deutschen Pendant, der Ständigen Impfkommission (Stiko), weiterhin sehr zurückhaltend ist.

Während die Stiko mittlerweile für alle Personen, die eine Erstimpfung mit dem Impfstoff von Astra Zeneca erhielten, eine Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff empfiehlt, heißt es in der jüngsten Version der NIG- Anwendungsempfehlungen von Ende Juli: "Die Verwendung unterschiedlicher Impfstoffe bei Dosis eins und zwei ist eine Off-Label-Anwendung und wird derzeit nicht empfohlen." Man verweist also vor allem auf das Fehlen der behördlichen Zulassung (off label). Eine weitere Begründung findet sich im nächsten Satz: "Studiendaten zu heterologen Impfschemata zeigen teils eine erhöhte Rate an Impfreaktionen bei guter Immunantwort."

Diese Einschätzung war schon Ende Juli umstritten, als nicht nur in Deutschland, sondern auch in einigen anderen europäischen Ländern Mischimpfungen insbesondere für jene Personen empfohlen wurden, die als erste Dosis den Impfstoff von Astra Zeneca erhalten hatten.

Besserer Schutz als "homologes Impfen"

Mittlerweile gibt es weitere neue Erkenntnisse zum heterologen Impfen. Und die bestätigen zum einen, dass die Immunantwort nicht nur gut, sondern deutlich besser ist als mit zwei Vaxzevria-Impfungen – und womöglich sogar mehr Schutz bietet als zwei Impfungen mit Biontech/Pfizer. Zum anderen wurde in beiden Studien gute Verträglichkeit beobachtet.

Eine dieser Untersuchungen findet in Deutschland statt, Zwischenergebnisse wurden nun im Fachblatt "The Lancet Respiratory Medicine" von Forschenden um Leif Erik Sander (Charité Berlin) publiziert. 380 Personen nehmen an der Studie teil, 174 davon erhielten eine homologe Impfung mit Comirnaty (also zweimal den Impfstoff von Biontech/Pfizer mit einem Intervall von drei Wochen), 38 eine homologe Impfung mit Vaxzevria (also den Impfstoff von Astra Zeneca mit einem zehn- bis zwölfwöchigen Intervall) und 104 eine Kreuzimpfung mit Vaxzevria und dann Comirnaty.

In Sachen Reaktogenität (also unerwünschte Nebenwirkungen) meldeten in der ersten Gruppe 60 Prozent leichte Symptome, in der zweiten Gruppe 39 Prozent und in jener der heterolog geimpften Personen 49 Prozent. Bei der Immunogenität (also der gewünschten Impfwirkung) zeigten die Zwischenanalysen von Sander und seinen Mitarbeitenden, dass die Antikörperspiegel jedenfalls gegen die Varianten Alpha und Beta höher sind als bei den homolog Geimpften, was eine erhöhte Schutzwirkung nahelegt.

Erste Daten zu Delta

Für die Delta-Variante liegen allerdings noch keine Daten vor. Damit hingegen kann die an der Med-Uni Innsbruck tätige Virologin Dorothee von Laer aufwarten, die an ihrer Universität eine weitere klinische Untersuchung zum heterologen Impfen laufen hat, die sogenannte Hevacc-Studie. In Fachjournalen publizierte und von Fachkollegen begutachtete Ergebnisse gibt es zwar noch keine, aber die Zwischenergebnisse, die von Laer und ihr Team diese Woche präsentierten, decken sich gut mit den Resultaten der anderen Untersuchungen zur Kombinationsimpfung.

In aller Kürze: Es gibt kein Mehr an unerwünschten Nebenwirkungen, aber eine deutlich stärkere Schutzwirkung. Zusätzlich sahen von Laer und ihr Team, "dass nach der Kombinationsimpfung Antikörper und T-Zellen auch gegen die Delta-Variante gebildet werden. Die Antikörperantworten der heterologen Impfung gegen Beta und Delta sind dabei höher als gegen die Alpha-Variante nach zweimaliger Vaxzevria-Impfung", so die Virologin.

Die beiden Leiterinnen der Innsbrucker Studie zu den Kombinationsimpfungen: Dorothee von Laer (links) und Janine Kimpel.
Foto: Florian Lechner / Med-Uni Innsbruck

Klare Empfehlung für Mischimpfungen

Für die Studie, die noch bis April 2022 laufen soll, konnten bislang 282 Teilnehmerinnen und Teilnehmer rekrutiert werden. Die Gruppe mit der homologen Astra-Zeneca-Impfung wurde zwischenzeitlich eingestellt: "Die weitere Verimpfung im Rahmen der Studie wäre daher aus ethischen Gründen nicht mehr zu rechtfertigen gewesen", so Janine Kimpel, die mit von Laer die Studie leitet. Für die Mischimpfung werden aber noch weitere neue Probandinnen und Probanden aufgenommen (Anfragen bei Interesse unter hevacc@i-med.ac.at).

Auf Basis der neuen Daten sei "klar zu empfehlen, dass alle bislang einmal mit Vaxzevria Geimpften eine Zweitimpfung mit Comirnaty erhalten sollten", resümiert Kimpel. Wahrscheinlich gelte das auch für die Auffrischungsimpfung bei Personen, die zweimal mit Vaxzevria geimpft wurden.

Unklar sei allerdings, ob sich am Off-Label-Use in Zukunft etwas ändern werde und ob es zu einer gesonderten formalen Zulassung komme, so von Laer, denn Astra Zeneca und Pfizer müssten die wohl gemeinsam beantragen. Die Virologin geht aber dennoch davon aus, dass die Kombinationsimpfung sicher zeitnah für die einmal mit Vaxzevria Geimpften empfohlen werde. Auch in Österreich. (Klaus Taschwer, 13.8.2021)