"Es heißt übrigens nicht Duck, sondern Dack. Das ist Englisch und bedeutet Ente."

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Im Andenken an Dr. Erika Fuchs

(Ein altmodisch eingerichtetes Wohnzimmer. Auf dem Sofa der neunjährige David, in vergilbten Donald-Duck-Sonderheften blätternd. Beim Tisch Oma und Opa, beide um die siebzig. Oma liest in einer Zeitschrift, Opa legt eine Patience.

Pause.

Die Tür geht auf. Mama, eine Frau Mitte dreißig, tritt ein.)

MAMA: Hat ein bisschen länger gedauert, tut leid. Alles gut bei euch?

OPA (ohne vom Kartenspiel aufzublicken): Uns geht es gut, ja.

MAMA (geht zu David und gibt ihm einen Kuss auf die Wange): Bei dir auch alles cool?

DAVID: Ur. Der Opa hat mir seine alten Donald-Duck-Hefte geborgt.

MAMA: Das ist aber lieb von ihm. (Nimmt eines der Hefte und blättert darin.) Es heißt übrigens nicht Duck, sondern Dack. Das ist Englisch und bedeutet Ente. (Blättert. Plötzlich entsetzt:) Was? Nein! Also, das ... Das darf ja wohl nicht wahr sein! "Maharadscha von Stinkadore"! Das ist ja eine unglaubliche Arroganz gegenüber einer anderen Kultur. (Nimmt weitere Hefte und blättert aufgeregt, immer wieder verärgert den Kopf schüttelnd.) Das gibt’s ja nicht! Was ist denn das für ein Schund, den du ihm da zu lesen gibst?! "Sie war schön wie eine Moosrose, aber ihr Herz war kalt wie das Eis auf dem Yukon." Das geht wirklich zu weit! Dass der David mit einem derart überkommenen Frauenbild konfrontiert wird, das werde ich nicht zulassen! Komm, David! (Zieht ihren Sohn vom Sofa hoch und schiebt ihn zur Tür hinaus. Beide ab. Pause.)

OPA (seufzt, dann selig lächelnd zu Oma): Ach, mir wird’s ganz warm ums Herz ... Es ist ewig her, dass ich mich so sehr zurückversetzt gefühlt habe in die Kindheit ...

(Vorhang)

(Antonio Fian, 13.8.2021)